ETFs für Anfänger – eine ausführliche Anleitung, wie Du ein Depot eröffnest und deinen ersten ETF kaufst

Stillgestanden! Es ist Zeit, deinem inneren Schweinehund den Maulkorb anzulegen. Denn heute servieren wir dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Du endlich deinen ersten ETF besparst – der Einstiegsdroge für die Börse. In diesem 3-Gänge-Menü lernst Du, wie Du ein Depot eröffnest, den richtigen ETF auswählst und zuletzt einen Sparplan startest. Bereit? Egal – los geht’s!

Zuerst wird dir dein Geldcoach Marco die Basics vorstellen: Was ist ein ETF, und wie kannst Du ihn erwerben? Der Text dafür stammt aus seinem Buch Geld Rezepte – er war so freundlich, und hat ihn dir kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Anschluss nehme ich dich bei der Hand und führe dich schrittweise hin – aus dem Tal der Ahnungslosen zu den goldenen Bergen deines ersten ETF-Sparplans.

Geldtyp Zuverlässiger, sicherheit-liebender Balance Geldfuchs, der Ordnung mag
Geldrückfluss Höhe **
Passivität des Einkommens *****
Initiale zeitliche Investition ***
Initiale finanzielle Investition **
Reziprozität (Werte) Stabilisierung der Märkte

Zutatenliste

  • 1x Investitionskapital
  • 1x Computer und Internet
  • 1x viel Geduld

Geld Rezept

Wer wünscht sich das nicht – ohne großen Aufwand von den Finanzmärkten profitieren, dabei nur begrenzte Risiken eingehen und trotzdem eine ansehnliche Rendite erzielen? Mit ETFs ist das durchaus möglich.

ETFs sind eine innovative Form von Investmentfonds mit großem Zulauf. „ETF“ steht für „Exchange Traded Fund“ = „börsengehandelte Fonds“. Du kannst ETFs zu jeder Zeit an der Börse kaufen oder verkaufen. Das Besondere an ETFs ist ihre Investmentstrategie. Sie besteht darin, genauso zu investieren, wie sich ein Marktindex zusammensetzt. Das kann zum Beispiel ein Aktienindex wie der DAX sein. Diese Form von ETFs nennt man Indexfonds. 

Die meisten ETFs beziehen sich auf Aktienmärkte, es gibt aber auch weiter Formen wie zum Beispiel einen Anleihe-ETFs. Wenn du einen ETF kaufst, wird der sich so entwickeln wie sein Index. Ein DAX-ETF bildet die Entwicklung der 30 größten Werte des deutschen Aktienmarktes nach, ohne dass du die einzelnen Aktienwerte kaufen musst. Ein weiterer Vorteil von ETFs ist, dass sie sehr kostengünstig im Vergleich zu Fonds sein können. 

Um in ETFs zu investieren, benötigst du ein Wertpapierdepot. Die gibt es oft zu guten Konditionen bei Online-Brokern. Diese bieten in der Regel auch eine breite Auswahl an ETFs. Wenn du auf Aktien setzen willst, solltest du Aktien-ETFs kaufen. Für systematischen Vermögensaufbau eignen sich ETF-Sparpläne besonders gut. Hier kannst du regelmäßig mit überschaubaren Beträgen ETFs besparen und so im Zeitablauf ein ansehnliches Kapital bilden. 

Viele gute Artikel und Informationen findest du mit der Google-Suche. Genau wie bei den Online-Brokern solltest du dir Zeit nehmen, vergleichen und mit anderen Menschen Erfahrungen austauschen. 

Zubereitung: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Informationen und Wissen sammeln

Broker auswählen und registrieren

  • Bei 1-2 Brokern anmelden
  • Mit Demokonto (und Spielgeld) Funktionen und Strategien testen

ETFs einzeln kaufen

  • Geld auf Verrechnungskonto einzahlen
  • Wertpapierkennnummer oder ISIN herausfinden
  • Börse auswählen
  • ETFs kaufen
  • Beobachten
  • Rebalancing (festgelegte Portfolioverteilung wiederherstellen)

Standardisieren & Automatisieren

  • Monatlicher Dauerauftrag von deinem Investmentkonto zum Broker
  • Sparprogramme einstellen und aktivieren

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Schritt 1: Wähle deinen Broker

Es lärmt im Börsensaal; hunderte Gesichter kleben an den Monitoren und brüllen „kaufen“ oder „verkaufen“ – im Saal riecht es nach Gier und die Pupillen scheinen in Dollarzeichen auszulaufen. Das war die Realität zu „The Wolf of Wallstreet“ – aber so spannend ist Börse heute nicht mehr. Vielmehr sitzt Du mit hochgelegten Beinen auf  deinem Polstersessel, eröffnest online ein Depot und kaufst oder verkaufst – leicht wie eine Bestellung bei Amazon.

Dafür registrierst Du dich bei einem Online-Broker – geeignete Kandidaten stelle ich dir gleich vor. Doch wie funktioniert das? Du gehst auf die Seite des Brokers und wählst „Depot eröffnen“. Dann gibst Du deine persönlichen Daten ein und vermerkst ein Referenzkonto – das ist das Konto (meist dein Girokonto), worauf Du Geld von deinem Depot auszahlst.

Die Eröffnung endet mit der Bestätigung deiner Identität. Dafür hast Du zwei Möglichkeiten: Post-Ident und Video-Ident. Beim Post-Ident-Verfahren bekommst Du einen Ausdruck und spazierst mit ihm in die nächste Postfiliale. Dort zeigst Du deinen Ausweis und der Ausdruck wird kostenlos zum Broker geschickt. Für den Video-Ident führst Du ein kurzes Gespräch per Video-Chat – wieder mit deinem Ausweis.

Aber wie findest Du das richtige Depot? Dafür gibt es vier Kriterien:

  1. Das Depot ist kostenlos
  2. Niedrige Kosten für den Kauf und Verkauf von ETFs
  3. Leicht zu bedienen und benutzerfreundlich
  4. Dein ETF wird als Sparplan angeboten (Optional)

Welche Broker sind empfehlenswert?

Menschen sind entscheidungsmüde: Eine große Auswahl laugt sie aus und treibt sie zu unüberlegten Entscheidungen. Deshalb folgen hier nur fünf Beispiele (Stand 11.06.2020). Einen Depotrechner habe ich dir hier verlinkt.

  1. Onvista: Das ist mein Broker und ein ziemlich vierschrötiger Zeitgenosse. Die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig und etwas kompliziert. Dafür ist er günstig: Eine Order (Kauf eines ETFs) kostet nur 5 €; dazu kommt die Marktplatzgebühr von 2,5 €. Die angebotenen Sparpläne sind dürftig, das Design ist hässlich – aber ich bin voll und ganz zufrieden. Hier die Konditionen.
  2. Comdirect: Kunden loben ihn für seine Benutzerfreundlichkeit. Auch ist er billig, jedoch nur im ersten Jahr – eine Order kostet 3,90 € plus Marktplatzgebühren. Aber Achtung: Nach 12 Monaten verlangt er 9,90 € pro Order. Das Depot ist die ersten 3 Jahre kostenlos; danach musst Du pro Quartal 2 Order ausführen – sonst kostet es 1,95 pro Monat. Dafür ist das Sparplan-Angebot üppig. Hier die Konditionen.
  3. Consorsbank: Hier sind die Preise happiger – eine Order kostet mindestens 9,95 € plus Marktplatzgebühr. Sparpläne kosten 1,5 % der Sparrate. Dafür bietet er ein breites Angebot an Sparplänen und eine leichte Bedienung. Hier die Konditionen.
  4. Flatex: Eine Order kostet 5,90 € plus Handelsplatzgebühren. Das Depot ist kostenlos, aber es verlangt Negativzinsen, falls Geld auf dem Verrechnungskonto liegt (Konto des Depots). Das sind 0,4 Prozent pro Jahr. Auch Flatex hat ein großes Angebot an Sparplänen. Hier die Konditionen.
  5. Trade Republic: Das ist ein reiner Smartphone-Broker; er ist kostenlos und Du bezahlst nur 1 € für eine Order. Einziger Nachteil: Das ETF-Angebot ist dürftig. Sollte dein ETF allerdings dabei sein, ist Trade Republic sehr zu empfehlen. Hier die Konditionen.

Schritt 2: Wähle deinen ETF

Achtung: Alle Aussagen über die vorgestellten ETFs sind nur die persönliche Meinung des Autors – sie sind keine Empfehlung zum Kauf.

Dein Depot ist eröffnet, Du bist in Bewegung – das nutzen wir aus: Wir wählen sofort den passenden ETF. Aber welchen und wie viele? Das bestimmt dein Budget: Hast Du monatlich weniger als 200 € zum Besparen, bleibe erst einmal bei einem Kandidaten – ansonsten fressen dich die Kosten. Außerdem ist am Wichtigsten, wie viel Du sparst; die Rendite ist hingegen zweitrangig. Warum? Dein Vermögen bildest Du hauptsächlich mit deinen Einzahlungen, die Rendite hinkt hingegen hinterher wie ein angeschossenes Kaninchen.

Weil Du es einfach willst, bleiben wir bei Aktien. Wieso? Von allen Anlageklassen bieten sie langfristig die höchste Rendite. Drückt jedoch der Sneaker, kannst Du später gerne andere Anlageklassen beimischen – wie Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Aber jetzt sind Aktien angesagt und als Anfänger hast Du zwei Möglichkeiten: den MSCI Word mit dem MSCI Emerging Market; oder den MSCI All World (ACWI). Sie bilden fast den ganzen Aktienmarkt weltweit ab – der MSCI World über 1600 Aktien, der MSCI World ACWI über 2500 Aktien.

Warum brauchst Du so viele? – weil Du so das Risiko senkst. Ein Beispiel: Hältst Du nur chinesische Aktien, kann das Worst-Case-Szenario eintreten und China purzelt in eine große Wirtschaftskrise. Dann schreibst Du auch rote zahlen. Hältst Du hingegen Aktien aus aller Welt, fangen die anderen Länder Chinas Fall ab – Du verlierst nicht so viel. Dieses Prinzip nennt sich Diversifikation.

Aber was ist der Unterschiede der genannte Indizes? Beim MSCI World fehlen Aktien aus Schwellenländern wie China oder Indien. Beim MSCI All World sind Schwellenländer zu 10 % beigemischt. Warum ist das wichtig? Langfristig bringen Schwellenländer die höhere Rendite, weil sie risikoreicher sind. Deshalb wählen viele den MSCI World und mischen zu 30 % den MSCI World Emerging Market mit bei – das sind die Schwellenländer.

Das kannst Du gerne machen, wenn Du genug Geld hast, beide zu besparen. Ich bevorzuge es einfacher und bespare nur den MSCI All Word Index (bzw. den FTSE All World). Warum? Du hast weniger Kosten für Sparpläne und Ordergebühren, zweitens ist ein ETF meist günstiger als zwei und drittens musst Du nicht rebalancen – das ist das Barbie-Wort für „Gewichtung wiederherstellen.“ Das heißt: Du musst nicht alle Jahre prüfen, ob deine zwei ETFs immer noch zu 70/30 aufgeteilt sind. Das spart dir Gebühren.

Welchen ETF solltest Du nehmen?

Achtung: Keine der folgenden ETFs ist als Empfehlung zu werten und ist lediglich meine persönliche Meinung.

Eins vorweg: Bei jedem Anbieter ist fast das Gleiche drin, egal ob er iShares MSCI World heißt oder Amundi MSCI World. Deshalb ist das Hauptkriterium für mich der Preis – je billiger, desto besser.

Das sind günstige Kandidaten für einen MSCI World ETF (11.06.2020):

Für den MSCI Emerging Markets:

MSCI World ACWI

Der Vanguard ETF ist aber gar nicht MSCI? Das stimmt, es ist aber fast der gleiche Index drin, nur der Name ist anders – so wie bei Knorr und Maggi. Dennoch ist er viel billiger als die anderen, weshalb ich ihn persönlich bevorzuge. Für mich reicht der Preis zur Auswahl; anderen schlottern aber die Knie, wenn ihre ETFs nicht weitere Standards erfüllen. Deshalb hier drei weitere Kriterien:

  • Fondsvolumen von mindestens 100 oder 500 Millionen.
  • Alter von mindestens 1 Jahr.
  • physische Replikationsmethode oder physisch optimiert (Der Fondsanbieter hält alle oder einige Aktien des Indizes)

Warum könnte des wichtig sein? Falls sich ein ETF nicht rentiert, können die Betreiber ihn schließen. Dann bekommst Du deine Anteile zurück oder sie werden vermischt mit einem anderen Fonds. Aber seien wir ehrlich: Der MSCI ist ein Butterbrot-ETF; es ist sehr unwahrscheinlich, dass ihm dieses Schicksal widerfährt. Bei Nischen-ETFs wäre ich vorsichtiger.

Thesaurierend (Acc) oder Ausschüttend (Dis)?

Willst Du langfristig ein Vermögen aufbauen, dann ganz klar thesaurierend. So fließen die Dividenden in den Fonds zurück, die Kurse steigen und Du baust schneller Vermögen auf. Ich persönlich bevorzuge jedoch ausschüttend, aber rein aus seelischen Gründen: Thesaurierende ETFs sind langweilig wie eine Schachmeisterschaft in Live-Übertragung. Du zahlst jeden Monat ein und schaust dem Gras beim Wachsen zu.

Ich bin aber kein Grashüpfer, mir macht das keinen Spaß. Mit meinem Vanguard sehe ich dagegen alle drei Monate, wie etwas zurückkommt – nämlich meine Dividende. Jedes Mal ist sie höher und das motiviert wie eine Knarre an der Schläfe. Ich investiere weiter und zahle fleißig ein, weil ich will meine Dividenden wachsen sehen.

Ein Tipp zuletzt: Der Feind eines guten Plans ist ein perfekter Plan. Als ich ein Welpe war an der Börse, suchte ich immer nach der perfekten Aufteilung meiner ETFs – was ist das perfekte Verhältnis, welcher ETF ist der beste? Das ist verschwendete Zeit. Jetzt habe ich alle meine ETFs verkauft und bespare nur noch meinen Vanguard – hochlebe die Simplizität!

Schritt 3: Setze einen Sparplan auf

Ein Tipp am Rande: Im echten Leben kommt das Depot vor dem ETF – so wie in diesem Beitrag. Doch leider gibt es eine Landmine, die dir schnell die Füße vom Boden sprengt: Deinen ETF gibt es nicht im Sparplan. Schlimm ist es nicht, weil Du ETFs immer einzeln kaufen kannst. Aber es torpediert unser größtes Ziel: den Automatismus. Deswegen suche dir vielleicht zuerst den ETF aus; danach folgt das Depot.

Was ist ein Sparplan? Jeden Monat oder quartalsweise kauft der Broker Anteile deines ETFs  in routinierter Ausführung wie ein Fließbandarbeiter. Du kümmerst dich um gar nichts mehr. Das behebt zwei psychologische Probleme: Du grämst dich nicht, ob Du zu teuer kaufst und lieber warten solltest; gleichzeitig vergisst Du nicht, zu kaufen.

Hier eine kleine Anekdote am Rande: Zu Anfang verzichtete ich auf einen Sparplan – Sparplan? Pfeif ich drauf! Ich will die Kontrolle. Die Wahrheit war: Ich hatte keine Ahnung, wie das funktioniert. Ich dachte, ich könnte nur den Sparplan abschließen und dann meine ETFs nicht mehr einzeln kaufen, falls ich einmal mehr Geld hätte. Welch Blödsinn: Auch mit Sparplan kannst Du jederzeit deine ETFs kaufen und verkaufen.

So viel zu meinen Bananenschalen auf dem Weg. Jetzt klickst Du bei deinen Broker nur noch auf Sparplan und gibst folgende Dinge ein:

  1. Sparrate: Wie viel willst Du monatlich einzahlen?
  2. Ausführungsdatum: Wann soll der Sparplan ausgeführt werden?
  3. Laufzeit: Wann soll der Sparplan enden? – hier gibst Du einfach ein „ohne Ende“.

Kein Panik: Deine Angaben sind nicht die zehn Gebote. Du kann kannst deinen Sparplan jederzeit kostenlos löschen und neu aufsetzen mit anderen Angaben. Zum Schluss bleibt noch eine Sache: Stelle deinen Dauerauftrag ein. Jeden Monat fließt von deinem Girokonto Geld auf dein Depot – zur Sicherheit ein paar Tage, bevor der Sparplan ausgeführt wird.

So bezahlst Du dich selbst; Du verlotterst dein Geld nicht für das neuste iPhone, den funkelnden Audi oder eine Tasche von Louis Vuitton, sondern türmst dein Vermögen. Das bedeutet, sich selbst zu bezahlen – dein Geld ist nur für dich, nicht für andere. Dafür überweist Du Geld per Dauerauftrag, ohne dass Du sein Fehlen merkst oder vermisst. Auf diesem Weg investierst Du automatisch und emotionslos – das ist das Ziel.

Das waren die simplen Grundlagen, wie Du deinen ersten ETF besparst. Vergiss dabei nicht: Deine Auswahl an ETFs ist keine Beschneidung – sie hält nicht für immer. Mit der Zeit kommen ETFs hinzu oder Du tauschst sie komplett aus. Das macht die Erfahrung – also: Fange einfach an und klebe nicht ängstlich am Rockzipfel des „Ich weiß es nicht.“ Ich wünsche dir viel Erfolg!

Du brauchst noch tieferes Wissen? – diese Bücher darfst Du zur Not noch lesen. Aber dann fange wirklich an!!!

Hast Du noch fragen?

Hast Du etwas nicht verstanden?


Junge schaut in die Kamera

Über den Autor:

Finanz-Enthusiast, Self-Improvement-Sensei und  notorischer Wort-Jongleur – diese drei Engel für Charlie bin ich: Robin. Meine Texte entzaubern die Finanzwelt, um sie Dir zerlegt auf dem Silbertablett zu präsentieren. Für Deine finanzielle Bildung und ein selbstbestimmteres Leben.

Hier geht’s zu meinem YouTube-Kanal (Klick).

Robin Prock

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