Value Investing entschlüsselt – erfolgreich in Aktien investieren wie Warren Buffett

204 Millionen! Das wären aus 10.000 € geworden, hätte seit 1965 Warren Buffett für dich investiert. Durchschnittlich 20,6 Prozent pro Jahr. Wie er das geschafft hat? Mit Value Investing: eine Anlagestrategie für langfristig hohe Renditen.

Jetzt erfährst du die 4 einzigartigen Regeln des Value Investings und wie du mit ihnen andere Investoren um Längen ausstichst.

Value Investing einfach erklärt – wie du langfristig hohe Renditen erwirtschaftest

Was ist Value Investing?

Im ganzen Land flammten die Proteste, 40.000 rasende Briefe wurden verfasst und wutentbrannt unterzeichneten die Bürger Petitionen.

Was war geschehen?

Es war 1985 und Coca Cola hatte das Unglaubliche gewagt: Es hatte die alte Rezeptur gestrichen und eine neue auf den Markt gebracht.

Die „New Coke“.

Doch die neue Cola „begeisterte“ wie der Clown Pennywise auf einem Kindergeburtstag.

Die Leute forderten die alte Coke zurück –  und während sie forderten, ertrank der Aktienkurs in blutigem Rot.

Schließlich gab das Management nach; die alte Coke stand wieder in den Regalen. Dennoch erholte sich der Kurs kaum.

Das bemerkte auch Warren Buffett, bis er schließlich zugriff:

1988 kaufte er für Berkshire Hathaway 6 Prozent aller Coca-Cola-Aktien für jeweils 2,45 Dollar – heute steht sie bei 52 Dollar.

Eine Differenz von 1.940 Prozent (Solide 10 Prozent pro Jahr).

Hätte er früher verkauft, hätte er weit mehr Rendite gemacht.

Was sagt dir diese Geschichte?

Sie verdeutlicht, wie ein Value Investor sein Geld vermehrt:

Buffet hat bei Coca Cola zugeschlagen, weil der Wert der Aktie (Value) höher lag als der Preis.

Er kaufte 1 Dollar für 50 Cent.

Doch warum funktioniert das so gut?

Der Preis einer Aktie nähert sich langfristig ihrem inneren Wert an – ist VW 100 Euro Wert, wird der Preis irgendwann bei 100 stehen.

Ohne dieses Gesetz gleicht Value Investing dem Karten-Legen bei Astro TV.

Doch was ist der Unterschied zum Growth Investing?

Ein Value Investor schaut auf den jetzigen Wert des Unternehmens und will es billiger kaufen.

Ein Growth Investor indessen kauft den zukünftigen Wert des Unternehmens, weil er glaubt, es wird wachsen und dadurch wertvoller.

Value Investoren investieren also mit der Lupe, Wachstumsinvestoren mit einer Glaskugel.

Der Vorteil beider Strategien?

In einem Bullenmarkt macht der Growth Investor mehr Rendite – schaue nur auf Zoom oder Crowdstrike im Jahr 2020.

In einer Rezession gewinnen allerdings die Value Investoren: Warren Buffett machte 10 Milliarden in der Finanzkrise, weil er abgestrafte Banken kaufte.

Nachdem der Rauch sich gelegt hatte, kühlten die Panik wieder ab und ein neuer Aufschwung startete die Motoren – die unterbewerteten Aktien stiegen wieder.

Das ist grob die Philosophie von Value Aktien; schneiden wir jetzt den Körper auf und schauen, welches feine Fleisch auf diesen Knochen liegt.

Regel 1: Eine Aktie ist Teil eines Unternehmens

Ein Gebäude mit Glasfenstern
Quelle: Foto von Pixabay von Pexels

„Als Investor schaust du, was das Unternehmen tun wird. Als Spekulant, was der Preis tun wird – und das ist nicht unsere Spielwiese.“ – Warren Buffett

Im März 2020 knallten bei Zoom Technologies die Sektkorken:

Wie eine Weltraumrakete war der Kurs um 900 Prozent in die Höhe geschnellt – und das allein im März.

Was war das Erfolgsrezept?

Der Börsenticker: Die Aktie war als „ZOOM“ an der Börse gelistet.

Dadurch verwechselten es tausende mit dem Börsen-Darling „Zoom Video Communications“ (Ticker: ZM); ja, diesem Zoom, das seit Monaten die ganze Welt vernetzt wie eine Trichterspinne.

Damit brachen die Aktionäre Regel Nr. 1 des Value-Investings:

Eine Aktie ist Teil eines Unternehmens, kein Spekulationsobjekt oder Tickersymbol, das über die Bildschirme rauscht.

Was bedeutet das für dich?

Ganz einfach:

Verstehst du das Unternehmen nicht, kannst du seinen Wert nicht bestimmen.

Charlie Munger, David Dodd oder Benjamin Graham und die andere Titanen des Value-Ansatzes kaufen Aktien, als würden sie das gesamte Unternehmen erwerben – und manchmal haben sie das auch getan.

Deshalb musst du fundamentale Dinge über die Firma verstehen:

  • Was verkauft es?
  • Wie ist die Nachfrage nach dem Produkt? Wird sie weiter steigen?
  • Wer sind seine Konkurrenten?
  • Wer seine Zulieferer?
  • Was waren die vergangenen Entscheidungen des Managements und wie beeinflussten sie die Firma?
  • Was sind seine Fundamentaldaten?
  • Hat es einen Burggraben – also eine Marke, Technologie, Patente oder eine Monopol-Stellung, die verhindern, das die Konkurrenz sich Marktanteile wie ein Stückchen Kirschtorte abschneidet?

Letztendlich läuft es auf Cashflow hinaus: Was ist der HEUTIGE Wert aller Zahlungsströme (Cashflows), die dem Unternehmen bis zur Pleite in die Tasche fließen.

Das zu bestimmen, ist leichter bei Unternehmen mit einer Erfolgsgeschichte wie Coca Cola – nicht mit neuen Sternen am Börsenhimmel, die kurz scheinen, aber dann erlöschen wie eine sterbende Sonne.

Denn eine Erfolgsgeschichte ist verlässlicher als wilde Spekulationen über die Zukunft.

Und wie berechnen Value Investoren nun den inneren Wert?

Mit der Discounted Cashflow Methode; damit bestimmst du ungefähr den heutigen Wert zukünftiger Zahlungsströme.

Doch wie machen es Buffet und Charlie Munger?

Für die Discounted Cashflow Methode nutzen sie die Kennzahl „Owner Earnings“ – das sind:

Nettoüberschuss + Abschreibung und Amortisierung – Cashflow aus Investitionstätigkeit (Capital Expenditures) -/+ Änderungen des Betriebskapitals (ob negativ oder positiv).

Als Diskontsatz nehmen sie den Zinssatz 30-jähriger US-Staatsanleihen.

Aber Achtung:

Diese Formel ersetzt es KEINESFALLS, andere Aktienkennzahlen zu bewerten und eine Fundamentalanalyse durchzuführen.

Warren Buffet liest täglich hunderte Seiten Geschäftsberichte und Unternehmensdaten; wie seine Anzugtasche kennt er die Firmen, in die er Milliarden investiert.

Die Formel von oben ist für ihn nur eine Kopfrechnung, ob die Zahlen ungefähr passen – kein Stein auf der Waage, der sie übermäßig zum „Kaufen“ ausschlagen lässt.

Regel 2: Der Markt ist manchmal verrückt – oder der manisch-depressive Mr. Market

Der manisch-depressive Mr. Market im Value Investing
Quelle: Foto von Gratisography von Pexels

Gekifft wird immer – zumindest in 20 Jahren.

Doch so lange reichte der Geduldsfaden der Anleger nicht, als 2018 der Cannabis-Boom die Börse in blauen Dunst einhüllte.

Vielmehr war die Geduld ein heißer Draht, der jede Sekunde durchzuschmoren drohte.

100 Prozent, 200 Prozent, 300 Prozent – eine betäubende Euphorie hämmerte sich in die Märkte, die das Denken ausknipste und die Gier entflammte.

Alles schien schließlich auf einen Hoffnungsbringer zuzulaufen: Tilray.

Die einzige Cannabis-Aktie, die in den USA an die Börse ging.

Mit 17 Dollar betrat sie das Börsenparkett und verließ es wenige Wochen später mit 300.

Doch irgendwann war der Joint aufgeraucht und die kalte Asche fiel zu Boden:

Über die Monate sank der Kurs bis zu einem Tiefpunkt von 2,43 Dollar.

Was sagt dir diese Geschichte?

Dass die Finanzmärkte manchmal irrational sind – mit 300 Dollar war Tilray viel zu teuer, mit 2,43 viel zu billig.

Auf beiden Seiten übertrieben die Emotionen der Anleger.

Das verdeutlicht Graham mit seiner Geschichte von Mr. Market:

Stelle dir den Markt wie einen manisch-depressiven Privatinvestor vor; manchmal schneit er herein, lacht wie ein Baby mit der Rassel in der Hand und zahlt dir viel zu viel für eine Aktie.

An anderen Tagen lugt er mit Beerdigungs-Miene in dein Depot, weint sich die Wimpern aus den Augen und bietet dir einen lächerlich niedrigen Preis.

Deine Aufgabe als Aktionär ist es, diese Gefühle auszunutzen:

  1. Du kaufst Aktien, wenn Fehleinschätzungen den aktuellen Aktienkurs nach unten drücken.
  2. Wartest mit Geduld, bis die Krisenzeiten vorübergehen.
  3. Verkaufst die Aktie zu einem höheren Preis, sobald der Kurs den inneren Wert übersteigt.

Die Theorie ist einfach, doch die Umsetzung schwer:

Hättest du den Mut gehabt, in der Finanzkrise Banken zu kaufen?

Oder Booking im Corona-März?

Das ist das schwierige an Buffetts Satz:

„Sei furchtsam, wenn andere gierig sind; gierig, wenn andere furchtsam.“

Denn in dir brodeln Zweifel wie kochendes Nudelwasser – wenn alle verkaufen, warum soll gerade ICH gerade richtig liegen?

Deine Selbstdisziplin entscheidet, aber auch sie ist keine Erfolgsgarantie:

Die Deutsche Bank in der Finanzkrise zu kaufen, hätte dir nichts genützt.

Aber sind die Märkte nicht effizient, wie Eugene Fama sagt?

Sind nicht alle Informationen eingepreist, sodass man nur eine Überrendite erzielt, wenn man mehr Risiko auf sich nimmt?

Das stimmt: Meistens regieren die effizienten Märkte – aber meistens ist NICHT immer.

Die Weltwirtschaftskrise 1929-33, der Dotcom-Crash 2000 oder der Corona-März 2020; ab und zu schwappen die Gefühle der Anleger über, Irrationalität dampft in den Köpfen und verzerrt die Kurse.

Hier MUSS ein Value Investor zuschlagen und Kaufgelegenheiten auszunutzen.

Nur so erzielt er eine Überrendite.

Deshalb ist Value Investing zu 20 Prozent Strategie und zu 80 Prozent Mindset – manchmal musst du es ertragen, auf einen dürren Ast zu steigen, um nach der Frucht zu greifen.

Aber dann hast du die Frucht.

Regel 3: Investiere NUR mit einer Sicherheitsmarge, wenn du kein Geld verlieren willst

Schild fordert wie im Value Investing, dass man einen Sicherheitsabstand einhalten soll
Quelle: Foto von Ethan Wilkinson von Pexels

Dein Kopf ist rot, du fluchst und hämmerst mit den Handflächen auf das Lenkrad:

„Kann dieser Idiot nicht schneller fahren! Das ist eine Schnellstraße, nicht der Rewe-Parkplatz.“

Doch dann… WUMMS!

Deine Motorhaube zerschellt, Teile fliegen in die Luft und du sitzt fast im Kofferraum deines Vordermannes.

Seitdem fährst du nur noch mit Sicherheitsabstand – und genauso fährt ein Value Investor durch die Börse:

Nur heißt der Sicherheitsabstand beim Value-Investing-Ansatz Sicherheitsmarge.

Das bedeutet?

Du kaufst eine Aktie weit unter ihrem inneren Wert – doch was nützt dir das?

Du akzeptierst deine Menschlichkeit: Deine Einschätzung des inneren Wertes ist wahrscheinlich falsch.

Kaufst du jedoch weit darunter, liegst du trotzdem richtig.

Ein Beispiel:

Apple hat vielleicht einen inneren Wert von 100 Euro pro Aktie; du kaufst sie aber nur mit einer Sicherheitsmarge von 40 Prozent – also bei 60 Euro.

Liegt der wahre Wert eigentlich bei 80 Euro, kümmert dich das weniger als der Goldgehalt spätrömischer Münzen.

Gewinn machst du trotzdem, wenn sie sich bei 80 einpendelt und du sie schließlich verkaufst.

Der Begründer des Value-Investings Benjamin Graham hat mit dieser Strategie Millionen gemacht:

Er kaufte Unternehmen, die tot mehr Wert waren als lebendig.

In der Leichenhalle abgestürzter Unternehmen erwarb er Firmen, die günstiger waren als der Preis, wenn er sie bis zu letzten Schraube verkaufte (das war seine Sicherheitsmarge).

Diese Aktien nannte er Zigarrenstummel.

Eine Sicherheitsmarge ist folglich dein Airbag gegen die zittrige, wankelmütige und flatterhafte Welt, indem sie dir ein Privileg gestattet:

Du darfst dich am Aktienmarkt irren – zwar nicht vollkommen, aber mehr als die anderen.

Regel 4: Handle Rational

Frau denkt nach und handelt damit rational beim Value Investing
Quelle: Foto von Samantha Garrote von Pexels

„Einmal fragte mich jemand: ´Sag mir, warum bist du so erfolgreich?´ Ich  handle rational, das ist die Antwort.“ – Chalie Munger

Lords, Bauern, Dienstboden – alle standen sie vor den Lokalen und wollten eines:

Aktien!

Es war 1720 und Großbrittannien war im Südsee-Fieber.

Die South Sea Company versprach unermessliche Gewinne aus dem Handel mit Amerika – Gold, Diamanten und die verborgenen Schätze der Ureinwohner.

England sollte aufblühen wie eine Lilie.

Auch Isaac Newton war berauscht: Zwar hatte er seine Aktien bereits im Frühling verkauft, aber die Kurse stiegen und stiegen – das Ende schien fern wie der Horizont auf hoher See.

So wollte er nicht der Geprellte sein, er, Isaac Newton, der das Universum in Gesetze schnürte, die Gravitationskraft entdeckt hatte und die Mechanik in Regeln fasste.

Mitte Sommer stieg er wieder ein – und im August platzte die Blase: 20.000 Pfund, heute mehrere Millionen, verschwanden wie ein Traum, den der Wecker verscheucht.

Was ist die Lehre?

Die größte Gefahr am Aktienmarkt sind deine Gefühle – und du siehst: Selbst ein Genie wie Newton entkommt ihnen nicht.

Deshalb liegt das Risiko auf Verluste in dir, im Investor selbst. Handelst du gierig, unüberlegt und blindlings, sind Katastrophen unvermeidlich.

Du musst folglich rational handeln, doch das ist härter, als du vielleicht denkst.

Denn als Mensch unterliegst du psychologischen Anlagefehlern, die du nicht abstellen kannst; eher übertölpeln sie dich jedes Mal, wenn du „vernünftige“ Investitionsentscheidungen triffst.

Beispiele gefällig?

  • Tendenz, Zweifel zu vermeiden: Dein Gehirn ist eine Energiesparlampe, es will nicht zweifeln und Entscheidungen hinterfragen – das ist anstrengend. So hinterfragen wir ungern den Erfolg eines Investments, wenn alle überzeugt sind: „Alle investieren in Tilray; die werden schon wissen, was sie tun!“
  • Tendenz, Inkonsistenzen zu vermeiden: Schwieriges Wort, leichter Inhalt – wir ändern unsere Meinungen nicht. Wir können nicht jeden Morgen aufwachen und uns über alles eine neue Meinung bilden. Leider behindert das gute Investitionen: Wir haben uns einmal entschieden, Bitcoin sein kein gutes Investment – und diese Meinung werden wir nicht zu schnell ändern, egal, wie hoch der Kurs explodiert.
  • Tendenz zu Über-Optimismus: Wie sind von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugt und glauben, wir verstünden das Risiko bei der Geldanlage und wüssten alles – bis wir es nicht mehr tun.

Das war nur ein kleiner Ausschnitt aus der Hirnrinde; insgesamt sind es über 25 kognitive Verzerrungen, die uns unbewusst kontrollieren.

Wie kannst du ihnen also entkommen und rationalere Entscheidungen treffen?

  1. Begreife die kognitiven Verzerrungen: Zwar schaltest du sie nicht ab, aber du hinterfragst dich selbst – bin ich nicht zu überoptimistisch? Habe ich nicht etwas übersehen?
  2. Erstelle eine Checkliste: Jedes Investment muss gewisse Punkte erfüllen, bevor du einsteigst.
  3. Emotions-Tagebuch: Führe ein Tagebuch, wenn du investierst – wie habe ich mich bei einer Entscheidung gefühlt? War ich gierig, ängstlich…? Nach ein paar Wochen überprüfst du deine Entscheidungen: Wenn ich diese Emotion habe, was war das Ergebnis? Ist es gut gelaufen oder schlecht? Daraus leite ab, mit welchen Gefühlen du gute Entscheidungen triffst.
  4. Pläne aufschreiben: Schreibe immer auf, warum du in etwas investierst und wann du aussteigen würdest. Der Satz: Ich halte es für immer, ist irrational. Dein Gehirn ist einfach zu faul, Zweifel zuzulassen.

P.S.  Ein Investor zu werden bedeutet weniger, mit großen zu Zahlen zu jonglieren, es bedeutet, stillzuhalten, wenn andere zittrig herumlaufen – sei es in Euphorie oder in Panik.

Hast du dich selbst in Griff und willst du in Aktien investiern, lernst du das ganze Rechnen, Bewerten und Analysieren von ganz allein.

Du der Investor in dir kommt zuerst, erst dann die Aktie.


Junger Mann schaut in die Kamera, während er am Laptop sitzt

Über den Autor:

Finanz-Enthusiast, Self-Improvement-Sensei und  notorischer Wort-Jongleur – diese drei Engel für Charlie bin ich: Robin Prock. Meine Texte entzaubern die Finanzwelt, um sie Dir zerlegt auf dem Silbertablett zu präsentieren. Für Deine finanzielle Bildung und ein selbstbestimmteres Leben.

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