Kognitive Verzerrungen: Wie Dich Dein Gehirn betrügt und verhindert, dass Du reich wirst

Der Rendite-Feind Nummer 1 hat sich in Deinen Kopf geschlichen; er bewohnt Dich, kontrolliert Dich und kriecht durch Deine Gedanken. Es ist Dein Hirn! – diese klobige Masse mit mehr Fettanteil als eine Mayo-Tüte von McDonalds. Aus ihm schießen nicht nur Geistesblitze, sondern es widersetzt sich Deinen Träumen von Reichtum und Erfolg. Diese geistigen Straßensperren nennen sich kognitive Verzerrungen – sie stelle ich Dir heute vor.

Was sind kognitive Verzerrungen (Verzerrungen der Wahrnehmung)?

Unser Gehirn schippert durch ein Meer unzähliger Informationen: 11 Millionen Sinneseindrücke prasseln pro Sekunde auf uns ein; wahrgenommen werden aber nur 40. Das Gehirn filtert also, selektiert und wählt aus, was wir bewusst wahrnehmen; der Rest landet auf der Müllhalde des Unbewussten. Diese Prozesse laufen automatisch ab, beeinflussen kannst Du sie nicht. Aber sie sind überlebenswichtig: Du musst schnelle Entscheidungen treffen, damit Du optimal auf die Situation reagieren kannst.

Deswegen ist es nicht Deine Schuld, sollten Erinnerungen Dich betrügen, feste Urteile sich als falsch erweisen und sich psychologische Anlagefehler einschleichen – trotzdem musst Du diese Verzerrungen erkennen. Denn eine erkannte Verzerrung ist eine besiegte Verzerrung. Hältst Du Deine Wahrnehmung hingegen für unfehlbar, kostet Dich das bares Geld – damit kommen wir zur ersten Verzerrung.

Kognitive Verzerrung 1: Verlustaversion (Abneigung gegen Verluste)

Es ist klar: Keiner verliert gerne – egal, ob ich Dir 5 € aus der Tasche stibitze oder Dein Portfolio den Fahrstuhl ins Erdgeschoss nimmt. Es ist ein Schlag in die Magengrube; wir sind gelähmt, zittern und baden in Schweiß. Gebe ich Dir 10 € zurück, bist Du zwar erleichtert, aber der Schmerz über die 5 € sitzt tiefer. Wir ärgern uns halt eher über Verluste, als dass uns Gewinne beglücken. Schlimmer noch: Wir gehen eher Risiken ein, um Verluste zu vermeiden, als Gewinne zu erzielen.

Diese Verlustaversion hat einen Nenner: Gewinne und Verluste stumpfen uns ab. Was heißt das? Gewinne machen uns vorsichtig und Verluste wecken den Spieler in uns. Wenn Du 1000 € Kursgewinne machst, willst Du das Geld schnell einstreichen – die Angst zu verlieren ist größer, als die Gier nach weiteren 1000 €. So verkaufen wir die Aktien und nehmen die Gewinne mit; leider oft viel zu früh. Denn die Kurse steigen weiter und wir sind die Geprellten.

Haben wir aber 1000 € verloren, dröhnt im Kopf eine andere Sirene: „Ja nicht verkaufen, die Kurse steigen erneut!“ Wir warten – 1500 Verlust –, wir warten – 2000 Verlust – und wir warten – schließlich purzelt der Kurs auf null. Warum ist das so? Unser Gehirn fixiert sich auf einen Vergleichspunkt, und das ist meist der Einstiegspreis. Überschreiten wir ihn, dann schreit unser Hirn: „Ja weg damit! Die Kurse könnten fallen.“ Unterbieten wir ihn hingegen, so raunt es: „Kein Beinbruch! Das wird schon wieder! Wer durchhält, der gewinnt.“

Dagegen hilft nur eins: Nicht unser Bauchgefühl hat das Kommando auf der Brücke, sondern stumpfe Logik. Wir schauen auf Kennzahlen, nicht auf emotionale Wehwehchen.

Kognitive Verzerrung 2: Versunkene Kosten oder sunk costs

Im Inneren sind wir alle Kate Winslets: Wir wollen nicht verkraften, dass DiCaprio unterging mit der Titanic. Unsere DiCaprios jedoch sind Aufwand, Zeit und Geld – sie sind bereits versunken, trotzdem tauchen wir ihnen hinterher. Ein Beispiel: Du hast ein Restaurant eröffnet und die ersten Monate lief es vorzüglich; aber nach drei Jahren ist die Küchenluft raus – Du rackerst Dich grundlos ab. Hörst Du auf? Natürlich nicht! Wenn ich jetzt aufgebe, wäre alles umsonst gewesen.

Du denkst an die Eröffnung, die jubelnden Kritiken, an die schlemmenden Gäste und wie viel Arbeit Du hattest – alles Vergangene beeinflusst Deine Entscheidung. Du hast es gehabt und nun soll es verloren sein? Das kannst Du nicht ertragen. Dieser Aufwand darf nicht umsonst gewesen sein; so machst Du weiter – und buddelst Dich tiefer bis zur Hölle.

An der Börse gibt es hierfür eine Regel: „Du darfst gutes Geld nicht schlechtem hinterher werfen.“ Stehen alle Alarmglocken auf Kursverlust, dann pumpe nicht noch mehr Geld in ein Investment – egal, wie viel Du bereits investiert hast. Verschmerze den Verlust und lasse Deine DiCaprios im Wasser – dann mache Dich auf zu neuen Ufern.

Kognitive Verzerrung 3: Survivorship Bias (Hang zu den Gewinnern)

„The Winner takes it all“ – schon ABBA wusste mehr über Fonds als die meisten Anleger: Nur die Gewinner genießen das Rampenlicht. Die Studie „Survivor Bias and Mutual Fund Performance“ verfolgte aktive Fonds (Fonds mit Manager) über einen längeren Zeitraum, nämlich von 1976 bis 1993. Das Ergebnis: Von den 207 Fonds mit Anlagen über fünfzehn Millionen Dollar überlebten nur 146; von den 154 Fonds unter fünfzehn Millionen schafften es nur 67. Der Rest verschwand aus den Büchern oder verschmolz mit anderen Fonds.

Was heißt das für den Anleger? Werden große Renditen gepriesen, sehen sie nur die Gewinner – nicht die unzähligen anderen Fonds, die es nicht packten. Machen wir es konkret: Eine Gesellschaft setzt zwanzig Fonds auf; davon schlagen zehn den Markt. Die anderen zehn versagen, werden geschlossen und durch neue ersetzt. Was erblickt der Anleger? – Wahnsinn: 10 Sieger und 10 vielversprechende Fonds. In dieser Gesellschaft wimmelt es von Talenten.

In Wahrheit ist das Ergebnis der meisten Fonds jedoch traurig wie eine Gefallenenliste. Die Spiva Scorecard vergleicht über fünf Jahre die Leistung von aktiven US-Aktienfonds mit dem Vergleichsindex S&P 500 – das Resultat: 80 % der Fonds schlagen den Vergleichsindex nicht. Hätten die Anleger in einen ETF auf den S&P 500 investiert, wäre die Rendite größer gewesen und die Gebühren deutlich niedriger.

Kognitive Verzerrung 4: Der Duning-Kruger-Effekt

In uns allen schlummert er: der Börsenwolf. Insgeheim kennen wir sie, die beste Aktie, den besten Fonds, die zukunftsträchtigste Branche. Bekommen unsere Klauen erst ein paar Scheine zu packen, zeigen wir der Börse unsere Zähne – wir sind der neue Warren Buffet. Umfragen beweisen es: 90 % aller Wallstreet-Analysten halten sich für besser als ihre Kollegen – eine Rechnung, die nur für die wenigsten Analysten aufgeht.

Aber es ist wahr: In uns allen steckt ein wenig Größenwahn; und daran schuld ist der Duning-Kruger-Effekt. Obwohl wir tatsächlich keine Ahnung haben, überschätzen wir unser Börsengespür. Wir haben nämlich von dieser Kennzahl gehört, diesen Tipp aufgeschnappt, dieses Insider-Interview gelesen – jetzt denken wir, wir wüssten alles. Deshalb die einfache Formel: „Je weniger jemand über ein Fachgebiet weiß, desto eher überschätzt er sich selbst.“

Stochern wir allerdings tiefer im Thema, so verpufft unsere Selbstüberschätzung – wir sehen alles, was wir nicht wissen. Aber wie äußert sich der Duning-Kruger-Effekt an der Börse?

  • Kennzahlen-Eintöpfe: Wir verrühren ein paar Kennzahlen, sofort halten wir uns für Sterneköche in der Aktienbewertung. Dennoch ist Kontext alles; da kann das Kurs-Gewinn-Verhältnis noch so köstlich duften.
  • Kenn ich nicht, mag ich nicht: Lukrative Unternehmen sehen wir oft nur durch nationale Kontaktlinsen – doch sie richten die Sehstärke allenfalls bis zur Landesgrenze; danach sind wir blind. Schlimmstenfalls investieren wir nur in die Industrie um die Ecke, die kennen wir wenigstens. „Die Unternehmen unseres Landes sind eben besser als diese Quacksalber in China!“ So entwischen uns profitable Anlagen, weil wir zu national und lokal denken.
  • Groß ist gut: Große Unternehmen, fette Marken – ja die machen die Renditen. Leider falsch: Der Dax erwirtschaftete von 2009 bis 2019 durchschnittlich 8,3 Prozent p.a.; über den gleichen Zeitraum erwirtschaftete der SDAX (kleine deutsche Unternehmen) gute 13 Prozent p.a. Die kleinen Igel haben die dicken Hasen abgehängt.

Fazit

Weil die Börse keine Werte schafft, ist es ein Kampf jeder gegen jeden: Ich gewinne, Du verlierst. Anders geht es nicht. Doch nicht nur unser Nebenmann erdolcht uns hinterrücks, auch unser Gehirn verrät uns mit kognitiven Verzerrungen. Entweder verkaufen wir zu früh oder zu spät; wir lassen uns von Spitzen-Fonds blenden oder halten eine Aktie bis zum Totalausfall – einfach, weil wir schon zu viel investiert haben. Gibt es dafür ein Wundpflaster?

Ja, das gibt es: Wer sich nicht sicher ist, der investiert eben passiv. Mit einem ETF-Sparplan trabt man zwar nur zum Vermögen; wenigstens fährt man sein Geld nicht an die Wand. Du folgst der Entwicklung des gesamten Marktes und gibst Dich damit zufrieden. Seien wir bescheiden – überlassen wir den Profis die Aktienauswahl.

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Zum Nachlesen:

Hast Du schon einmal eine Aktie gehalten bis zum Totalverlust, weil Du sicher warst, sie steigt noch? Hast Du etwas nicht aufgegeben, weil Du bereits zu viel Energie hineingesteckt hattest? Oder hast Du Dich schon einmal an der Börse maßlos selbst überschätzt? Lass es mich in den Kommentaren wissen :).


Junge schaut in die Kamera.

Finanz-Enthusiast, Self-Improvement-Sensei und  notorischer Wort-Jongleur – diese drei Engel für Charlie bin ich: Robin. Meine Texte entzaubern die Finanzwelt, um sie Dir zerlegt auf dem Silbertablett zu präsentieren. Für Deine finanzielle Bildung und ein selbstbestimmteres Leben.

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Robin Prock

5 Gedanken zu „Kognitive Verzerrungen: Wie Dich Dein Gehirn betrügt und verhindert, dass Du reich wirst“

  1. Hallo Robin,
    Der Artikel gefällt mir gut und er fasst viele der wichtigen Begriffe schön zusammen.

    Wie Du im Fazit sagst: wer sich nicht sicher ist, investiert in ETFs. Meiner Meinung wäre das dann aber so ziemlich jeder und ich vermute, darauf wolltest Du letztlich auch hinaus. An der Börse liegt halt einfach niemand dauerhaft mit Prognosen richtig (Random Walk).

    Okay. Kurz- bis mittelfristig ist eine Outperformance möglich, wenn man vom Index abweicht. Das gebietet ja der Zufall. Es gelingt aber eben auch Profis nicht in größerem Umfang, als es der Zufall erwarten lässt.

    Da bleibe ich also auch lieber weiter bei meinen „langweiligen“ Index-ETFs und dank Faktoren wie Small Cap und Value, etc., gibt es da ja auch interessante Möglichkeiten. 😉

    Gruß, Rolf

    Antworten
    • Vielen Dank Rolf für den netten Kommentar 🙂

      Auf jeden Fall sind ETFs für das Gros der Anleger ETFs die beste Wahl; man wählt sich ein paar aus und sieht über die Jahre sein Vermögen wachsen. Aber trotzdem ist es wirklich etwas „langweilig“ – zumindest für einige: „Nun habe ich mich wochenlang über die Börse informiert, habe mich endlich aufs Parkett getraut, investiert, gezittert und dann ist der heilige Gral ein Sparplan? Das kann doch nicht alles sein; ich möchte mehr!“

      Deshalb finde ich es gut, dass Du Faktoren ansprichst; zwar habe ich mich damit noch nicht ausführlich beschäftigt, aber ich halte es für eine schöne Ergänzung: Es befriedigt den Spieltrieb, öffnet neue Möglichkeiten und bildet weiter. Aber dann scheiden sich die Geister, wie ich finde.

      Entweder man bleibt bei seinem Fundament, woraus mit den Jahren ein Vermögen wird – dazu rate ich den Meisten – oder man wagt sich an neue Ufer. Man beginnt mit P2P-Krediten, Einzelaktien, Kryptowährungen, Immobilien… Ich finde, es schöpft den Begriff Investor besser aus; es ist ein Abenteuer und auch eine Lebensreise.

      Dazu gehören auch Verluste, indem man ein Investment an die Wand fährt. Aber dadurch lernt man sich selbst besser kennen. „Wie fühlt es sich an, wenn plötzlich meine Aktie auf Null rutscht oder meine Wette eine Niete zieht?“ Man verbrennt sich die Finger, aber lernt aus den Narben – und wird ein Investor, der sich selbst besser einschätzt.

      Dann findet man eine Formel, die für einen funktioniert oder kehrt zurück zu seinen passiven Investments. Aber die meisten wollen diesen langen Weg nicht, sie wollen eine profitable und langfristig sichere Anlage. Danach ist das Thema abgehakt und man wendet sich anderen Dingen zu – und das ist vollkommen in Ordnung. Für sie sind ETFs wirklich das Beste.

      Gruß,
      Robin

      Antworten

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