Vor allem in Krisen und Phasen starker Marktabschwünge zeigt sich, wer sich gut vorbereitet hat. Nur, weil “Brigitte” und “Bild” Investieren in ETFs als simple Anlagestrategie empfehlen, heißt das nicht, dass du mit zwei Klicks an der Börse ein Vermögen aufbaust.
Wer passiv Investieren will, muss genauso auf die Fallstricke am Kapitalmarkt achten, wie jede/r Anleger*in. Welche Fehler du unbedingt vermeiden solltest, klären wir in diesem Blogbeitrag!
Fehler Nr. 1: Du hast dich nicht vorbereitet
Das passive Investieren mit ETFs wird oft als “Geldanlage für Faule” bezeichnet. Dieser Aussage kann ich nur bedingt zustimmen, denn jede Investition geht mit einer intensiven Planung und Einarbeitung in das Thema einher. Das ist beim passiv Investieren nicht anders.
Dazu gehört, dass du dich im Detail mit deiner persönlichen finanziellen Ist-Situation auseinandersetzt, deine Einnahmen und Ausgaben kennst, sowie einen Sparbetrag festlegst. Du solltest dir über deine Träume und Ziele im Klaren sein, wie viel diese kosten und mit welcher Strategie du diese erreichen kannst.
Du musst für dich durchdringen, wie die Börse funktioniert, wie fallende und steigende Kurse zustande kommen und was der Unterschied zwischen passiver und aktiver Geldanlage ist.
Ebenso solltest du dich mit Begriffen wie Aktie, Anleihe, Buy-and-Hold, Market Timing und Stock Picking schon einmal auseinandergesetzt haben.
Ohne eine gute Vorbereitung und das entsprechende Wissen gehörst du in Crashs ganz schnell zu den “Zittrigen”, wie André Kostolany so schön sagen würde.
Hier bekommst du nochmal einen guten Überblick, wie du am besten starten kannst:
Fehler Nr. 2: Du wählst einfach irgendeinen ETF
Du weißt, dass du dich schon lange um deine Finanzen hättest kümmern sollen. Seit Wochen, Monaten oder sogar Jahren schiebst du das Thema vor dich her. Plötzlich liest du überall von diesen ETFs. Wenn es um Vermögensaufbau geht, scheint das die Lösung zu sein.
Mit Überwindung mühst du dich durch die einzelnen Schritte deines Brokers und drückst schließlich auf den “Kaufen-Button”. Fühlt sich gut an. Endlich hast du dich um deine Vorsorge und dein Geld gekümmert. Aber hast du das wirklich?
Mittlerweile gibt es mehrere Millionen Indizes und tausende dazugehöriger ETFs. Dabei findest du unter anderem spezielle Themen-ETFs, die sich auf Unternehmen im Blockchain-Ökosystem, erneuerbare Energien oder Wasserstoff beziehen.
Genauso kannst du zwischen unterschiedlichen Branchen-ETFs aus den Sektoren Immobilien, Technologie oder Energie wählen oder in ETFs investieren, die sich nur auf bestimmte Regionen oder Länder fokussieren.
Das sind nur einzelne Beispiele. Insgesamt werden laut Statista weltweit über 8.500 ETFs verwaltet. Passiv Investieren mit ETFs, braucht, auch, wenn es immer als einfache Methode zum Vermögensaufbau beschrieben wird, dennoch ein ausgearbeitetes Konzept.
Nimm dir einige Wochen Zeit, um die Vorarbeit zu leisten, deine finanzielle Situation und die Anlageklasse ETF genauer unter die Lupe zu nehmen.
Erst, wenn du die für dich passende Strategie erarbeitet hast und weißt, wie du dazugehörige ETFs auswählst, bist du bereit für deine ersten Investitionen.
Fehler Nr. 3: Du verkaufst bei fallenden Kursen
“Soll ich jetzt verkaufen? Oh man, der Kurs ist schon so weit gefallen. Mein Depot ist seit Tagen im Minus. Ich steige lieber aus, bevor ich noch mehr verliere!” Diese Aussage lässt sich auf zweierlei Arten bewerten.
Das falsche Mindset
Entweder hat der Anleger / die Anlegerin ein falsches Mindset. Fallende Kurse können im ersten Moment beunruhigend sein und über einen längeren Zeitraum zu schlaflosen Nächten führen.
Doch mit einem breit diversifizierten Weltportfolio, das auf einen Anlagehorizont von mindestens zehn bis fünfzehn Jahren ausgerichtet ist, können Marktschwankungen ausgeglichen werden.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bei niedrigen Kursen mehr Anteile zu einem kleineren Preis eingekauft werden können.
Ein Beispiel:
Stellen wir uns vor, du hast monatlich einen Sparbetrag von 100 Euro zur Verfügung. Im ersten Monat steht der Kurs bei 100 Euro. Das heißt , du kannst dir genau einen ETF-Anteil kaufen. Im zweiten Monat fällt der Kurs jedoch auf 80 Euro. Du kannst dir zu diesem Zeitpunkt mit deinen 100 Euro 1,25 ETF-Anteile kaufen.
Ungenügende Vorarbeit
Auf der anderen Seite können Panik und Angst bei fallenden Kurse auf mangelnde Vorarbeit hindeuten.
Damit meine ich, es gibt noch einige Wissenslücken, die gefüllt werden müssen, die Strategie passt möglicherweise nicht zu deinen Zielen und deine finanzielle Risikobereitschaft nicht zu deiner persönlichen Lebenssituation.
Deine Risikobereitschaft unterteilt sich in risikoarme und risikobehaftete Geldanlagen. Bist du eher der risikoscheue Typ, sollte ein größerer Anteil deines Sparbetrags risikoarm investiert werden.
Kannst und möchtest du ein höheres finanzielles Risiko eingehen, wird deine Konzentration eher auf dem risikobehafteten Teil liegen.
Bestimmte Faktoren beeinflussen deine individuelle Risikotoleranz.
Dazu gehören:
- Wie viele Personen sind von dir und deinem Einkommen abhängig?
- Wie sicher ist dein Einkommen?
- Wie hoch ist dein Einkommen?
- Wie hoch ist dein Haushaltsnettovermögen?
- Welches finanzielle Risiko bist du emotional bereit einzugehen?
- Wie groß ist dein Anlagehorizont?
Dazu ein Beispiel:
Der Student, der gerade ein etwas größeres Erbe gemacht hat und noch zu Hause bei seinen Eltern wohnt, kann ein bedeutend höheres Risiko eingehen, als die zweifache Mutter, die noch einen Hauskredit zu begleichen hat.
Fehler Nr. 4: Passiv Investieren und die falsche Strategie verfolgen
Dieses Bild beschreibt sehr gut, was in dem Kopf eines typischen Anlegers / einer typischen Anlegerin vorgeht, wenn die Strategie unklar ist.
Beim aktiven Investieren gibt es zwei wesentliche Vorgehensweisen. Zum einen das Market Timing, wobei es geht darum den bestmöglichen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf eines Wertpapiers zu treffen.
Zum anderen das Stock Picking. Hier wird versucht mit der idealen Auswahl einzelner Wertpapiere den Markt zu schlagen.
Passiv investieren mit ETFs geht in der Regel mit der Buy-and-Hold Strategie einher. Diese lässt sich ebenso beim Stock Picking umsetzen.
Der Unterschied ist, dass durch eine breite Streuung mit ETFs ein geringeres Risiko eines Totalverlustes entsteht, als, wenn man sich nur auf wenige Titel beschränkt.
Diese dann über einen sehr langen Zeitraum zu halten, kann sich in kontraproduktiv auf die Entwicklung des Portfolios auswirken.
Die Analyse historischer Daten hat gezeigt, dass Anleger und Anlegerinnen, die nicht auf günstige Kaufs- und Verkaufsmomente spekuliert, sondern ihre Positionen gehalten haben, über einen größeren Zeitspanne hinweg, wesentlich besser abschnitten.
Bevor du also mit deinen Investitionen an der Börse startest, solltest du dir darüber im Klaren werden, auf welcher Seite du stehst. Bist du ein aktiver Investor, der immer nach dem besten Zeitpunkt Ausschau hält oder investierst du passiv über einen langen Zeitraum hinweg und hältst deine Titel im Depot?
Es ergibt demnach wenig Sinn beim Kauf von ETFs darauf zu schauen, wann denn der beste Einstiegszeitpunkt sein könnte und darauf zu wetten, dass die Kurse noch weiter fallen oder steigen. Das kostet dich nicht nur Zeit und Nerven, sondern unter Umständen auch Geld.
Fehler Nr. 5: Du hast dich nicht abgesichert
Passiv Investieren bedeutet nicht, dass du damit keine Risiken eingehst. Jede Investition, die eine gewisse Rendite verspricht, ist mit einem Risiko verbunden. Ohne Risiko, keine Rendite.
Das Tagesgeld-, Girokonto und Sparbuch gelten als risikoarme Geldanlage. Darauf bekommst du derzeit keine Zinsen, sondern musst sogar noch draufzahlen – in Form von Gebühren und Strafzinsen. Durch die vorherrschende Inflation verliert dein Geld zusätzlich an Wert.
Dennoch solltest du diese Möglichkeiten der Geldanlage nicht außen vor lassen. Unter bestimmten Umständen können diese Produkte genau die richtige Wahl sein. Beispielsweise, wenn es um deinen risikoarmen Anteil deines Portfolios geht.
Der ist schließlich dazu da, das Gesamtrisiko deiner Investitionen zu verringern. Logisch ist, dass dieser Bestandteil im Umkehrschluss keine großen Renditen erzielen kann. Eine weitere Option ist der Notgroschen.
Du solltest dir in jedem Falle einen Notgroschen anlegen. Dieser ist genau, wie der Name schon sagt, für den Notfall gedacht. Gehen gerade dein Auto und deine Waschmaschine gleichzeitig kaputt oder steht sogar gerade dein Job auf der Kippe, hilft dir dein Notgroschen diese Situationen zu überbrücken.
Als Richtwert gelten drei Netto-Monatsgehälter. Je nach persönlicher Lebenslage kann dieser auch größer ausfallen. Dazu gehören weitere von dir abhängige Personen, Jobsicherheit und Kredite, die abbezahlt werden müssen.
Wichtig ist, dass der Notgroschen dir bei finanziellen Notlagen aushelfen kann und du unter keinen Umständen an deine Investitionen musst. Denn dann kann es passieren, dass du zu schlechten Kursen verkaufen und Verluste realisieren musst. Bedeutet: du machst Miese!
Daher solltest du für dich abschätzen, wie groß dein Notgroschen für dich sein sollte, sparst diesen an und dem passiv Investieren steht nichts mehr im Wege.
Hast du einen oder mehrere der genannten Fehler schon einmal begangen? Hast du Ergänzungen? Dann schreib uns diese gern in die Kommentare. Wir freuen uns von dir zu lesen 🙂
P.S. Vielleicht fragst du dich: Sind ETFs wirklich so eine gute Idee? Sollte ich nicht lieber einem aktiven Fonds vertrauen, der mir eine bessere Rendite einbringt?
Die definitive Antwort?
Sie findest du in unserem Artikel “ETF vs. aktive Fonds.“