„Aber meine Oma war doch schon bei der Sparkasse!“ Ja, die Sparkasse hat in der Vergangenheit Generationen von Bausparern und Kleinanlegern kompetent beraten. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Schon lange bietet die Bank mit dem bekannten roten S nicht mehr die finanziellen Empfehlungen, die für die jetzige Generation notwendig sind.
ETFs kaufen – Sparkasse als sinnvolle Anlaufstelle? Das klären wir in diesem Blogbeitrag!
Der nette Herr von der Kreissparkasse
Der Raum ist angenehm hell. Du sitzt auf einem bequem gepolsterten Stuhl. Vor dir stehen einige Kekse. Die guten von Bahlsen. Die Umgebung ist vom frischen Duft deines Kaffees erfüllt, den dir eine freundlich lächelnde Dame gerade serviert hat. Dir gegenüber sitzt dein Bankberater.
Ihr habt heute einen Termin, um über deinen finanziellen Status quo und deine Ziele zu sprechen. Du bist aufgeregt und hoffst, dass du alles verstehst, was er dir erklärt. Schließlich geht es hier um dein Geld, deine Zukunft.
Dazu musst du die richtigen Entscheidungen treffen. Aber zum Glück steht dir dein Sparkassenberater mit Rat und Tat zur Seite.
So oder so ähnlich könnte sich ein Termin bei der Sparkasse bei deiner Kollegin oder deinem Freund abgespielt haben. Jetzt ist es auch bei dir soweit – du möchtest ETFs kaufen. “Sparkasse!“, kommt dir dabei als erstes in den Sinn.
ETFs kaufen: Sparkasse bietet viele Nachteile
Das angenehme Treffen, dass sich im ersten Moment wie ein guter Informationsaustausch anfühlt, ist vor allem eines nicht, und zwar kostenlos.
Bankberater Müller möchte dir nämlich in erster Linie nicht die Produkte empfehlen, die am besten zu deinen Finanzen passen, sondern zu seinen.
Wenn du schlecht vorbereitet bist, ist es wahrscheinlich, dass du etwas unterschreibst, dass zunächst ihn und nicht dich vermögender macht.
Durch an Verträge gekoppelte Provisionen wird eine Beratung schnell zu einem Verkaufsgespräch.
Darüber solltest du dir im Klaren sein. Du fragst dich nun vielleicht: „Aber, was soll ich denn stattdessen tun?“
Du kannst es dir möglicherweise jetzt noch nicht vorstellen, aber du kannst deinen Vermögensaufbau ganz einfach selbst in die Hand nehmen.
Wie das geht, zeige ich dir in den nachfolgenden sieben Schritten. Mach dich bereit, denn du wirst gleich dein eigener Finanzprofi!
Zum Finanzprofi in sieben einfach Schritten
- Ermittle deinen finanziellen Ist-Zustand
Der erste Schritt um dein eigener Finanzberater zu werden, ist, deine finanzielle Ist-Situation genau unter die Lupe zu nehmen.
Erstelle eine persönliche Bilanz, in der du dein Vermögen deinen Verbindlichkeiten (Schulden) gegenüber stellst.
Zudem erstellst du eine genaue Auflistung deiner Einnahmen und deiner Ausgaben.
Dazu führst du im Idealfall über drei Monate hinweg ein Haushaltsbuch – gerne auch eine Haushaltsbuch App.
Tilge so weit wie möglich deine Konsumschulden, streiche unnötige Kosten und erhöhe dein Einkommen.
Die Summe, die nun am Ende eines jeden Monats übrigbleibt, ist dein Sparbetrag. Das Geld, dass du für deinen Vermögensaufbau verwenden kannst.
Falls du es noch nicht getan hast, spare vor dem Investieren einen Notgroschen. Dieser sollte mindestens drei Netto-Monatsgehälter umfassen.
- Know-How erarbeiten
Ohne ein wenig Hirnschmalz geht es nicht. Das gilt auch für diene Finanzen. Informiere dich rund um die Themen Börse, Inflation und Broker zum ETFs kaufen – Sparkasse schon mal ausgenommen. 😉
Beantworte dir dazu folgende Fragen:
- Wie funktioniert die Börse?
- Was ist eine Aktie?
- Was ist eine Anleihe? (Staatsanleihe / Unternehmensanleihe)
- Was ist ein ETF?
- Was ist Inflation?
- Was bedeutet passives / aktives Investieren?
- Was versteht man unter Buy-and-Hold?
- Wie kann ich mein Portfolio gut diversifizieren?
- Was muss ich bei der Auswahl eines geeigneten Brokers beachten?
- Worauf kommt es bei der Entscheidung für einen passenden ETF an?
Das klingt vielleicht erst einmal viel, aber mit einigen Stunden Arbeit, ein, zwei Büchern und / oder entsprechenden Blogbeiträgen hast du dir dieses Wissen schnell angeeignet. Und es lohnt sich. Versprochen!
- Setze deine Ziele
„Wer nicht weiß wohin er will, darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt.“ – Mark Twain
Werde dir darüber bewusst, welches Ziel du bei deinem Vermögensaufbau anstrebst. Häufig steht dabei die Altersvorsorge beziehungsweise die Schließung der Rentenlücke im Vordergrund.
Es kann aber auch ein gänzlich anderer Grund sein, der dich antreibt. Nun solltest du dir darüber im Klaren werden, wie viel Geld du für deinen Traum benötigst. Mache dein Ziel in Zahlen greifbar.
Ein Beispiel:
Du möchtest mit 50 Jahren aufhören zu arbeiten. Angenommen deine zu erwartende Rente läge im Normalfall, sprich, wenn du bis 67 arbeiten würdest, bei 1.500 EURO.
Durch deinen früheren Renteneintritt entsteht ein Abzug von 918 EURO. Zudem fehlen dir weitere 500 EURO zu deinem derzeitigen Gehalt.
Um also deinen jetzigen Lebensstandard halten zu können, benötigst du 1.418 EURO im Monat.
Das macht eine jährliche Summe von 17.016 EURO multipliziert mit den hoffentlich 30 (oder mehr) wundervollen Jahren, die dir noch bevorstehen, ergibt das einen Betrag von 510.480 EURO.
Legst du dein Geld an der Börse an, kannst du mit Zinsen und Zinseszins rechnen. Da lohnt sich das ETFs kaufen – Sparkasse und Co. solltest du aber eher außen vor lassen.
Hättest du in den letzten zehn Jahren in den MSCI World investiert, so hättest du eine Rendite von 8 Prozent erwirtschaftet.
Davon musst du nun noch eine durchschnittliche Inflation und die derzeitige Kapitalertrags- und Abgeltungssteuer abziehen. Somit kannst du mit einer Rendite von 4 bis 5 Prozent rechnen.
Momentan bist du 27 Jahre alt und hast bereits 30.000 EURO gespart.
Gibst du all diese Daten nun in einen Zinsrechner ein, beispielsweise: https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php ergibt sich daraus eine Sparrate von rund 820 EURO, die du die nächsten 23 Jahre investieren musst.
Dein Ziel würde also folgendermaßen lauten:
„Um mir im Alter von 50 Jahren jeden Monat eine Rente von 2.000 EURO gewährleisten zu können, muss ich die nächsten 23 Jahre jeden Monat 820 EURO zur Seite legen.“
Stimme deine berechnete Summe nun mit deinem Sparbetrag aus Punkt 1 ab. Bedenke, dass du bei diesem Beispiel 100 Prozent deines Geldes risikobehaftet investieren müsstest. Was das genau bedeutet klären wir im nächsten Schritt.
- Risikobestimmung
Rendite kommt von Risiko. Geldanlagen werden von drei Faktoren bestimmt: Liquidität, Sicherheit, Ertrag. Ergeben sich in zwei Bausteinen positive Ausschläge, so musst du Abstriche beim dritten machen.
Beispiel:
Eine Aktie bietet eine hohe Rendite und eine schnelle Liquidierbarkeit, allerdings birgt sie ebenso ein hohes Risiko.
Geldanlagen auf dein Tagesgeldkonto und Staatsanleihen höchster Bonität werden gemeinhin als risikoarm eingestuft, bringen aber kaum Rendite.
Die Investition in ETFs ist eher risikobehaftet, bringt dich im Vermögensaufbau aber voran. Zudem lässt sich durch die richtige Strategie das Risiko optimieren beim ETFs kaufen. Sparkasse als provisionsgetriebene Bank kann erheblich deine Rendite schmälern.
Du kannst nun für dich entscheiden, wie du deine Risikoverteilung vornimmst.
Berücksichtige dabei deine individuellen Lebensumstände, wie Kredite für Immobilien, die Sicherheit deines Jobs, Abhängigkeiten anderer Personen von deinem Einkommen und deine persönliche finanzielle Risikopräferenz.
Sei dir bewusst, dass du mit deinem investierten Geld einen Totalverlust erleiden könntest.
Mögliche Varianten wären zum Beispiel:
- 70 Prozent risikobehaftet (ETFs) und 30 Prozent risikoarm (Tagesgeld)
- 50 Prozent risikobehaftet und 50 Prozent risikoarm
- 25 Prozent risikobehaftet und 75 Prozent risikoarm
Die Entscheidung liegt bei dir. Bedenke, umso größer dein risikoarmer Anteil ist, umso geringer fällt deine Rendite aus.
- Deine Strategie
Die Effizienzmarkttheorie besagt, dass es nicht möglich ist den Markt zu schlagen. Dennoch versuchen viele Anleger via Market-Timing (günstig kaufen und teuer verkaufen) oder Stockpicking (Kauf einzelner Aktien) genau das.
Passiv in den Markt zu investieren ist nicht nur kostengünstiger und weniger zeitintensiv, sondern stellt auch die risikoärmere Variante dar. ETFs vereinen all diese Vorteile.
Kombiniert mit einem langen Anlagehorizont von bestenfalls mehr als zehn Jahren und einer breiten Streuung (Diversifikation) werden weitere Risikofaktoren minimiert. So entsteht eine gute strategische Basis für deinen Vermögensaufbau.
- Dein ETF Weltportfolio
Optimalerweise sollte dein Portfolio in Branchen, Regionen, Assetklassen und Zeit diversifiziert sein. Schwankungen kannst du mit der Buy-and-Hold Strategie sowie längerfristig angelegten Sparplänen ausgleichen.
ETFs bieten den Vorteil, dass sie bereits zahlreiche Unternehmen unter einem Dach vereinen. Hier gilt es nun die richtigen ETFs miteinander zusammenzustellen, um somit eine globale Abdeckung zu erreichen. Dabei solltest du auf die Gewichtung der Länder achten.
Ein Beispiel:
- der MSCI World Index beinhaltet bereits 600 Titel aus 23 Industrienationen
- der MSCI Emerging Markets umfasst mehr als 400 Aktienwerte aus 27 Schwellenländern
Mit diesen beiden ETFs kannst du bereits ein Portfolio aufbauen, zum Beispiel mit einer Verteilung von 75 Prozent (MSCI World) zu 25 Prozent (MSCI EM). USA und China sind allerdings in diesem Beispiel stark übergewichtet.
Um detaillierter zu steuern, kannst du noch tiefer einsteigen und nach Small -, Mid Caps und Blue Chips in verschiedenen Regionen unterscheiden. Es bestehen viele Optionen ein geeignetes Portfolio aufzubauen. Informiere dich über die für dich beste Variante.
- Deine Produkte
Du hast dich bereits mit dem Thema Broker beschäftigt. Dabei sind dir sicherlich einige Anbieter untergekommen. Du willst nun ETFs kaufen – Sparkasse und andere Universalbanken mit „beratender Tätigkeit“ kannst du dabei erstmal ausschließen.
Schließlich möchtest du in deine eigene Tasche wirtschaften und nicht in die, der Bank.
Schaue dich nach Direktbanken oder Online-Broker um. Recherchiere die zu deinem Portfolio passenden ETFs. Eine sehr gute Übersicht findest du unter justetf.com.
Achte auf Merkmale wie Fondsvolumen, TER (Gesamtkostenquote), Replikationsmethode und vor allem auf alle Infos aus dem Factsheet. Überprüfe dann, ob dein Wunsch-ETF auch bei deinem Broker angeboten wird.
Am besten im Sparplan, also ein Dauerauftrag, der regelmäßige Nachkäufe automatisiert. Abschließend drückst du auf den Kaufen-Button und bist nun dein eigene:r Herr:in und Meister:in deine:r Finanzen.
7.1 Das Rebalancing
Circa ein Mal im Jahr solltest du die Gewichtung zwischen risikobehaftet und risikoarm sowie innerhalb deiner ETFs überprüfen und gegebenenfalls nachsteuern. Das kann geschehen, indem du Geld investierst oder herausziehst.
Alle Punkte, die hier angesprochen wurden, sind nur ein kleiner Ausschnitt, der Informationen, die du für deinen Vermögensaufbau zusammentragen solltest.
Dennoch geben dir diese sieben Schritte einen guten Überblick und die Eigenständigkeit selbst den ersten Schritt zu gehen. Ganz ohne Bankberater oder Finanzguru 😉
Zusatz: Es kann immer sein, dass du bei dem einen oder anderen Punkt weder durch Googlen noch mithilfe eines Buches weiterkommst. In diesem Fall kann dir ein unabhängiger Honorarberater weiterhelfen.
Die Stunden sind nicht umsonst, dafür aber genau auf deine Fragen und Bedürfnisse zugeschnitten. Hier kannst du dir sicher sein, dass du die Informationen erhältst, die für dich relevant sind und dir wirklich weiterhelfen.
Über die Autorin:
Hallo! Mein Name ist Jessi, ich bin 31 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Berlin. In den letzten 15 Jahren habe ich so ziemlich jeden Euro, den ich zusammenkratzen konnte, für Bekleidung oder anderen Schnick Schnack ausgegeben.
Bis ich eines Tages auf das Thema Börse, Aktien und ETFs gestoßen bin. So schaffte ich es, nicht nur ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen, sondern gleichzeitig noch mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Alles zu meiner persönlichen Weiterentwicklung und, wie du das auch schaffen kannst, findest du unter themoneygirl.de