Was muss ich beim ETF Kauf beachten?

Replikationsmethode, TER, Ertragsverwendung, Factsheet – all das sind Begriffe, die auf den ersten Blick verwirrend sein können. Nichtsdestotrotz sind dies einige der Faktoren, nach denen du deinen ETF bewerten solltest. Damit du selbst eine fundierte Einschätzung vornehme kannst, schauen wir uns heute an, was du genau beim ETF Kauf beachten musst. Let’s go!

Welche Kriterien sollte ich bei der Auswahl eines ETFs berücksichtigen?

Nachdem du dich damit auseinandergesetzt hast, wie deine Strategie aussehen und dein ETF-Weltportfolio zusammengesetzt sein soll, geht es nun darum, in den passenden ETF zu investierenDas Angebot ist groß.

Mittlerweile gibt es über 7.000 verschiedene Exchange Traded Funds, in die du investieren kannst. Neben dem deinen Zielen entsprechenden Index, sollte dieser eine Reihe weiterer Kriterien erfüllen.

Index beim ETF Kauf beachten

Der erste Schritt deiner ETF-Recherche sollte damit beginnen, dass du den richtigen Index filterst. Das klingt banal, kann im Detail jedoch zu Verwirrung führen und eine gewisse Fehlerquelle darstellen. Beispielsweise unterscheiden sich der MSCI World und der FTSE All-World stark voneinander. 

Während sich der eine Index nur auf Industrieländer bezieht, bietet der andere Zugang Industrie- und Schwellenländern gleichermaßen. Viele Informationen und Daten zu den einzelnen Indizes und ETFs findest du unter justetf.com. Dort kannst du deine Suche starten und bekommst einen guten Überblick.

Generell lohnt es sich, eine Excel Tabelle mit allen Eigenschaften deiner Favoriten anzulegen. So hast du alle Daten auf einen Blick und dir wird die Entscheidung, welcher ETF deinen Vorstellungen entspricht, leichter fallen. Ich empfehle dir dabei folgende Kategorien, die du beim ETF Kauf beachten solltest:

  • WKN
  • ISIN
  • Name
  • TER
  • Fondsvolumen
  • Replikationsmethode
  • Ertragsverwendung

WKN steht für Wertpapierkennnummer und ISIN ist eine Abkürzung für International Securities Identification Number (Internationale Wertpapieridentifikationsnummer). Diese beiden Kennzahlen dienen der genauen Zuordnung der ETFs. Schließlich möchtest du nachdem du alle Fakten zusammengetragen und dich entschieden hast, auch den richtigen ETF beim Broker kaufen.

Was ist die TER?

TER (Total Expense Ratio) gibt die Gesamtkostenquote des ETFs an. Neben der Orderprovision, die je nach Broker unterschiedlich ausfallen kann und die du beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren entrichten musst, werden jährliche Kosten für deine ETF-Anteile fällig. Diese Kosten werden automatisch von deinem angelegten Geld abgezogen. 

Die TER enthält unter anderem Verwaltungsgebühren für Anpassungen des ETFs an den Index oder auch Lizenzgebühren. Um so größer das Fondsvolumen, um so niedriger fällt meist die TER aus, da diese dann von immer mehr Investoren beziehungsweise Kapital getragen wird. 

Aus diesem Grund sind die Kosten bei vielen großen ETFs innerhalb der letzten Jahre gesunken. Die TER kann ganz unterschiedlich ausfallen und liegt bei einem MSCI World beispielsweise zwischen 0,12 und 0,50 Prozent. Ein teurerer ETF ist weder besser noch schlechter. 

Da diese Kosten jedoch deine Rendite erheblich beeinflussen können, solltest du sie auf jeden Fall beim Kauf deiner ETFs berücksichtigen.

Wenn du wissen möchtest, wie du alle Kosten eines ETFs berechnest, klicke auf unseren Artikel “ETF Kosten berechnen.”

Warum ist das Fondsvolumen wichtig?

Ein Richtwert, den du beim ETF Kauf beachten solltest und der dir bei der Auswahl helfen kann, ist das Fondsvolumen. Dieses sollte möglichst nicht unter 100 Millionen EURO liegen. Je nach Strategie kannst du dich natürlich auch für einen kleineren ETF entscheiden, jedoch hat diese Kenngröße natürlich einen Grund. 

Viele ETFs müssen sich nach ihrer Entstehung beweisen und einen gewissen Betrag x einbringen. Ist das nicht Fall, kann es passieren, dass bestehende ETFs wieder geschlossen werden. Was bedeutet das für dich? Du musst einen adäquaten ETF finden und deine Anteile umschichten. 

Dabei fallen Gebühren für den Kauf und Verkauf an. Darüber hinaus kann es sein, dass die zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Kurse besonders niedrig stehen. Ganz klar ausgedrückt: Du verlierst in einem solchen Szenario bares Geld und musst womöglich Verluste realisieren. 

Zusätzlich fallen beim Verkauf Steuern in Höhe von rund 26,3 Prozent an, wenn deine Kapitalerträge sich über deinem hinterlegten Freibetrag befinden.

Welche Replikationsmethoden gibt es?

Grob kann man hier zwischen zwei Methoden unterscheiden, die bei der Nachbildung eines Indexes durch den entsprechenden ETF angewendet werden. Dazu zählen die physische und synthetische Replikation. Bei der physischen Form wird der ETF eins zu eins dem Index nachempfunden, sowohl bei den diversen Titeln als auch deren Gewichtung. 

Stellen wir uns zum Beispiel den DAX mit den 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen vor, so entspricht dessen ETF genau diesem und enthält ebenfalls diese 30 Aktiengesellschaften. Beim DAX lässt mit einer geringen Anzahl an Komponenten lässt sich dieses Verfahren noch gut umsetzen, bei einem MSCI World mit über 1.600 Aktien ist das wesentlich komplexer. 

Daher besteht neben der physischen ebenso die synthetische Option der Nachbildung, auch Swap genannt. Beim Swap, was so viel wie Tauschgeschäft heißt, schließt der ETF einen Vertrag mit der Bank, meist dem Mutterkonzern des ETFs. Dabei verpflichtet sich die Bank die Rendite des jeweiligen Indexes zu zahlen und erhält dafür im Gegenzug eine Gebühr seitens des ETFs. 

Hier gibt es kein gut oder schlecht. Ohne synthetische Nachbildungen gäbe es die meisten Rohstoff-ETFs nicht. Beabsichtigst du einen Swap-ETF zu kaufen, schaue genauer auf die Trackingdifferenz. Diese zeigt den Leistungsvergleich zwischen dem ETF und dem zugrundeliegenden Vergleichsindex. 

Trackingdifferenz beachten

Zwischen welchen Ertragsverwendungen kann ich wählen?

Investierst du in ETFs, hast du die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Möglichkeiten zur Ertragsverwendung. Das ist zum einen die ausschüttende und zum anderen die thesaurierende Variante. Ausschüttende Erträge können sich durch Dividenden von Aktien- und Immobiliengesellschaften sowie durch Zinserträge durch Anleihen ergeben. 

Diese Zahlungen, die automatisch auf deinem Verrechnungskonto eingehen, können jährlich, quartalsweise oder sogar monatlich eingehen. Jedoch basieren Dividendenausschüttungen auf einer rein freiwilligen Basis und müssen in Krisenzeiten nicht erfolgen. Zudem kommt es nach einer Auszahlung zum sogenannten Dividendenabschlag. Damit ist der, mit der Ausschüttung entstandene Kursrückgang gemeint. 

Zinsen aus Anleihen hingegen sind verpflichtend. Gehst du allerdings nach dem Prinzip Anleihen-ETFs zur Risikominimierung in dein Portfolio aufzunehmen und kaufst daher nur Staatsanleihen mit sehr guter Bonität, lohnt sich das derzeit kaum.

Relevant ist hier der psychologische Effekt, der eintritt, wenn regelmäßig Einkommen auf dein Verrechnungskonto fließen. Diese können dich in deinen Anlagezielen bestärken und weiter motivieren. 

Präferierst du die ausschüttende Variante solltest du beim ETF Kauf beachten, dass du beim Ziel der Vermögensbildung die entstehenden Einnahmen wieder reinvestieren musst, um so vom Zinseszins zu profitieren und dein Kapital weiter aufzubauen.  

Diesen Schritt nehmen dir thesaurierende ETFs ab. Hierbei werden Erträge automatisch wieder in den gleichen ETF reinvestiert. Somit musst du dich um nichts weiter kümmern und kannst so den Zinseszinseffekt für dich nutzen. Diese Methode lohnt sich wie bereits angesprochen vor allem für den Aufbau des Vermögens. Bist du daran interessiert deine Kapitalerträge zu verbrauchen, davon deinen Lebensunterhalt zu bestreiten oder diese als zusätzliches Taschengeld zu nutzen, sind ausschüttende ETFs die richtige Wahl. 

Entsprechend deiner Ziele solltest du die Ertragsverwendung beim ETF Kauf beachten. 

Was steht im Factsheet?

Alle Punkte die ich dir zuvor aufgezählt und noch vieles mehr, findest du im Factsheet des jeweiligen ETFs. Aus diesem Grund solltest du immer, IMMER vor einem Kauf diese Übersicht studieren. Du findest auf einen Blick den Namen, den Anbieter und die Kennnummern des ETFs sowie eine genauere Beschreibung des Indexes, eine Nennung der Kernbranchen, die Top Ten Titel und Länder, die in diesem ETF vertreten sind. 

Daher ist das Factsheet Pflicht. Spätestens hier sollte dir auffallen, ob der ausgewählte ETF zu deiner Strategie passt und deinen Kriterien entspricht.

Warum ist die Wertentwicklung nicht relevant?

Ist deine Strategie auf einen langen Anlagehorizont und Buy-and-Hold ausgelegt? Möchtest du passiv investieren? Hast du genaue überlegt, wie dein Weltportfolio aufgebaut sein soll und wie du dieses durch Diversifikation risikooptimierst? 

Sind deine ETFs sinnvoll nach den hier beschriebenen Methoden in deine engere Wahl gelangt, dann ist die Wertentwicklung der vergangenen Tage und Wochen nicht relevant. Du betreibst kein Market Timing und kein Stock Picking. Für dich kommt es nicht auf den perfekten Moment an. 

Du investierst in den Markt und versuchst nicht diesen zu schlagen. Zudem lassen sich aus zurückliegenden Kursentwicklungen keine Prognosen für die Zukunft abgeben. Informiere dich, lege dich auf eine Vorgehensweise fest und setze diese dann konsequent um. 

Damit bist du nun bestens informiert und weißt, was du beim ETF Kauf beachten musst.


Über die Autorin:

Hallo! Mein Name ist Jessi, ich bin 31 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Berlin. In den letzten 15 Jahren habe ich so ziemlich jeden Euro, den ich zusammenkratzen konnte, für Bekleidung oder anderen Schnickschnack ausgegeben.

Bis ich eines Tages auf die Themen Börse, Aktien und ETFs gestoßen bin. So schaffte ich es, nicht nur ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen, sondern gleichzeitig noch mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Alles zu meiner persönlichen Weiterentwicklung und, wie du das auch schaffen kannst, findest du unter themoneygirl.de

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