Nettovermögen berechnen – wie viel hast du wirklich auf der hohen Kante?

“Meine Freundin verdient 100.000 EURO im Jahr. Sie hat es geschafft und ist finanziell abgesichert.” Nope, falsch gedacht. Das muss nicht sein. Nur, wer viel verdient, muss nicht automatisch auch ein hohes Nettovermögen besitzen.

Wie diese Aspekte miteinander zusammenhängen und warum du unbedingt dein Nettovermögen berechnen musst und wie das geht, erkläre ich dir in diesem Blogbeitrag!

Nur ein dickes Einkommen garantiert ein dickes Vermögen

Das stimmt so pauschal nicht. Wie immer im Leben kommt es auf mehrere Faktoren an. Wenn es darum geht ein Vermögen aufzubauen, ist nicht der Verdienst am relevantesten, sondern wie viel du davon behältst.

Nicht der- oder diejenige mit dem größten Haus, den längsten Reisen und dem teuersten Auto ist automatisch der-/diejenige mit dem größten Vermögen.

Nehmen wir an, Anne verdient 3.000 EURO im Monat. Davon leistet sie sich eine größere Wohnung, ein schickes Auto und die neueste Technik. Zum Sparen und Investieren bleiben ihr 5 Prozent ihres Einkommens. 

Julia hingegen verdient nur 1.800 EURO im Monat. Sie nutzt gern das Fahrrad, achtet auf einen möglichst langen Lebenszyklus ihrer Produkte und fühlt sich in ihrer 2-Raum Wohnung pudelwohl. Sie kann 10 Prozent ihrer Einnahmen nutzen, um diese anzulegen.

Wenn wir nun das Nettovermögen berechnen, was denkst du, welche der beiden Frauen hat mehr? Anne oder Julia? Ich bin mir sicher, du ahnst bereits die Antwort. Natürlich kann Julia mit 180 EURO monatlich mehr Nettovermögen aufbauen, als Anne mit 150 EURO. 

Wollen beide Frauen ihren Vermögensaufbau auf das nächste Level heben, können sie sich bei der jeweils anderen etwas abschauen.

Würde Anne ihre Prioritäten anders und auf einen bewussteren Konsum setzen, könnte sie einen höheren prozentualen Anteil ihres Gehaltes zum Investieren nutzen.

Umgekehrt könnte Julia verschiedene Wege ausprobieren, um ihr Einkommen zu erhöhen. Dabei muss es nicht immer zwangsweise der Jobwechsel oder das höhere Gehalt sein. Eine Nebentätigkeit, die ihr Freude bereitet, erfüllt den Zweck gleichermaßen. 

Was gehört zu einer Nettovermögensaufstellung?

Zunächst einmal sollten wir klären, was das Nettovermögen überhaupt ist. Dieses ergibt sich aus der Differenz deiner Vermögenswerte und deiner Verbindlichkeiten.

Zu deinen Vermögenswerten zählen neben Spareinlagen, die sich auf deinem Giro- oder Tagesgeldkonto, deinem Sparbuch oder unter deiner Matratze befinden, unter anderem Immobilien, Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Edelmetalle, Fonds, Kunst, Antiquitäten, Oldtimer, Firmenbeteiligung und vieles mehr.

Jede dieser Asset-Klassen bringt ihre eigenen Gegebenheiten mit sich und muss daher individuell betrachtet und bewertet werden. 

Möchtest du dein Nettovermögen berechnen, lohnt sich eine Aufteilung zwischen risikoarm und risikobehaftet. Das verschafft dir einen besseren Überblick.

Bankeinlagen auf den Standardkonten sowie Bargeld und Anleihen gehören zu den risikoärmeren Anlagen. Risikolos sind auch diese Assets nicht, da die derzeit besonders steigende Inflationsrate und die vielseits eingeforderten Negativzinsen stark am Wert deines Geldes rütteln. 

Alle anderen Asset-Klassen sind mehr oder weniger stark risikobehaftet. Eine Einzelaktie geht mit einem größeren Risiko einher, als ein beispielsweise ein MSCI World ETF, da dieser aufgrund seiner breiten Streuung Verluste besser ausgleichen kann.

Volatilität, Bonität und Diversifikation sind Gesichtspunkte, die bei der Bewertung einer Vermögensanlage eine Rolle spielen. 

Eine weitere Komponente zur Beurteilung deiner Geldanlage ist die Liquidität. Diese beschreibt wie schnell dir dein Geld wieder zur Verfügung stehen beziehungsweise anders ausgedrückt wie rasch ein Verkauf vonstatten gehen kann.

Bei einer Immobilie kann dieser Prozess bedeutend mehr Zeit in Anspruch nehmen, als bei einer Aktie. Diese drei Kriterien, Sicherheit (Risiko), Rendite und Liquidität werden im magischen Dreieck der Geldanlage zusammengefasst.

Kein Baustein funktioniert ohne den anderen. Zum Beispiel: umso mehr Rendite du erwirtschaften möchtest, umso mehr Risiko musst du eingehen. 

Den Vermögenswerten gegenüber stehen die Verbindlichkeiten. Dazu zählen unter anderem jegliche Form von Krediten für zum Beispiel Immobilien, Konsum, Studium, weitere Schulden sowie unbezahlte Rechnungen.

Um dein Nettovermögen berechnen zu können, benötigst du demnach einen detaillierten Abriss deiner Vermögenswerte und Verbindlichkeiten.

Vermögenswerten gegenüber stehen die Verbindlichkeiten.

Der Unterschied zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten nach Kiyosaki

Nach der Definition von Robert Kiyosaki aus dem Buch “Rich Dad Poor Dad” besteht der Unterschied zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten darin, dass wirkliche Vermögenswerte nur die Dinge sind, die tatsächlich Cash in die Tasche spülen.

Verbindlichkeiten hingegen kosten. Eine selbst bewohnte Immobilie, eine Küche oder ein Auto, wie in Annes Fall, sind demnach keine Vermögenswerte.

Hier einige Beispiele zu Vermögenswerten und dem dazugehörigen Cashflow:

Vermögenswertpositiver Cashflow
AktienDividenden
vermietete ImmobilieMieteinnahmen
selbst geschriebenes BuchEinnahmen aus Verkäufen
ETFsAusschüttungen
eigener BlogEinnahmen aus Werbung, Affiliates, etc.

Eine Verbindlichkeit hingegen ist eine Anschaffung oder Verpflichtung, die dir einmalig oder fortlaufend Geld entzieht, ohne, dass dabei einen Gegenwert schafft. Verbindlichkeiten generieren also einen negativen Cashflow

Hier einige Beispiele für Verbindlichkeiten:

Verbindlichkeitnegativer Cashflow
AutoVersicherung, Wartung, etc.
fremdfinanziertes EigenheimZinsen, Instandhaltungskosten, Grundsteuer, etc.
Konsumschulden (z. B. Ratenkredit)Zinsen

Aus den Verbindlichkeiten können nur dann Vermögenswerte werden, wenn diese gewinnbringend verkauft werden können. Das könnte dann das kontrovers diskutierte Eigenheim wieder zu einem Faktor auf der Habenseite machen. 

Wie kann ich konkret mein Nettovermögen berechnen?

Nachdem wir uns nun die beiden Seiten der Nettovermögensaufstellung angeschaut haben, gehen wir nun etwas tiefer in die Thematik. Dazu möchte ich dir zunächst ein Beispiel zeigen, wie du eine solche Übersicht gestalten könntest.

Wie kann ich konkret mein Nettovermögen berechnen?

Anhand dieser kleinen Tabelle kannst du sehen, dass die Person bereits Vermögenswerte von insgesamt 83.000 EURO angehäuft hat. Davon muss noch der bestehende Studienkredit abgezogen werden. Insgesamt beläuft sich das Nettovermögen dann auf 68.000 EURO. 

Anleihen ETFs mit sehr kurzen gewichteten Durchschnittslaufzeiten bis maximal 36 Monaten, der höchsten Bonität, einer Diversifikation über mehrere Emittenten hinweg sowie ohne Wechselrisiko also in der eigenen Währung, können zum risikoarmen Anteil des Portfolios genutzt werden. Daher findest du sie in dieser Sparte. 

Der Punkt Wertgegenstände stellt nur eine Momentaufnahme dar. Die meisten Alltagsprodukte wie ein Auto oder die neue Küche verlieren durchgängig an Wert. Wenn du dein Nettovermögen berechnen möchtest, musst du hier eine Schätzung des aktuellen Verkaufswertes annehmen.

Dabei kann dir eine kleine Recherche im Netz helfen. Rechne dabei lieber etwas konservativer und überschätze deine Vermögenswerte nicht.   

Wertgegenstände stellt nur eine Momentaufnahme dar

Gleiches gilt für deine Immobilie oder deine Wertpapiere. Welchen Wert dein Eigenheim oder deine Eigentumswohnung in 20 Jahren haben werden, kann niemand voraussagen. Ebenso schwanken die Kurse an der Börse permanent.

Daher macht es Sinn, mehrmals im Jahr sein Nettovermögen zu checken. Ich fülle meine Übersicht jeden Monat einmal zu einem bestimmten Stichtag. Das hilft dir dabei deine Ziele im Blick zu behalten und zu überprüfen, ob deine Handlungen dich diesem  näher bringen oder dich davon wegführen.

Warum ist das Nettovermögen wichtig?

Die Übersicht des Nettovermögens ist der absolute Grundpfeiler deiner privaten Finanzplanung. Hier verschaffst du dir einen ersten Überblick über deinen finanziellen Status quo.

Sprich, du schaust dir an: “Wo stehe ich denn gerade?”. Das ist der erste wichtige Schritt seine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Auch, wenn du dich unsicher fühlst oder gerade vor allem, wenn du dich im Hinblick auf dein Geld unsicher fühlst, solltest eine solche Bestandsaufnahme durchführen. 

Vielleicht hast du bereits mehr Vermögen angehäuft als du dachtest. Vielleicht solltest du dich schleunigst darum kümmern, deinen Konsumkredit zurückzuzahlen, um dir die darauf anfallenden Zinsen zu sparen oder einfach den damit verbundenen emotionalen Ballast loszuwerden.

Hinschauen, wahrnehmen, die richtigen Schlüsse ziehen, Ziele setzen und handeln, nur so bekommst du deine Finanzen in den Griff. 

Der zweite Schritt ist übrigens das Haushaltsbuch, in dem du über mehrere Monate hinweg alle deine Einnahmen und Ausgaben en détail notierst. So kannst du kontinuierlich Kosten minimieren und daran arbeiten dein Einkommen zu erhöhen.

Die Zusammenfassung deiner Aktiva und Passiva ist der große Plan, während das Haushaltsbuch das operative Tagesgeschäft darstellt. Jeder Gedanke, den du in Bezug auf Geld denkst, die Emotionen, die daraus entstehen und die Handlungen, die du daraufhin tätigst, führen letztendlich zu dem einen großen Ganzen, deinem Vermögen, zusammen. Also erst Nettovermögen berechnen, dann Haushaltsbuch anlegen.

erst Nettovermögen berechnen, dann Haushaltsbuch anlegen

Wie viel Nettovermögen sollte ich haben? 

Reichtum ist relativ. Der Mensch neigt dazu, sich permanent mit seiner näheren Umgebung zu vergleichen. Verdienst du beispielsweise 50.000 EURO im Jahr und deine Freunde im Durchschnitt 35.000 EURO jährlich, so wirst du dich als wohlhabender wahrnehmen, als, wenn deine Freunde 100.000 EURO nach Hause bringen. 

Diese Übersicht zeigt das Haushaltsnettovermögen in unterschiedlichen Altersgruppen. Anhand der Perzentile kannst du beispielsweise feststellen, wie viel die unteren 10, 20, 30 oder die oberen 70, 80, 90 Prozent der Deutschen im Durchschnitt besitzen.

So haben die 30 bis 34-Jährigen im 30%-Perzentil ein Haushaltsnettovermögen von etwa 2.000 EURO, während die Personen im 80%-Perzentil bereits ein Vermögen von über 107.000 EURO aufweisen.

Übersicht zeigt das Haushaltsnettovermögen in unterschiedlichen Altersgruppen

Quelle: https://www.iwkoeln.de/studien/judith-niehues-maximilian-stockhausen-grosse-gruppenspezifische-unterschiede-487547.html

Klick dich ein wenig durch die Übersicht und schau dir an, wo du im Vergleich stehst. Allerdings mehr auch nicht, denn schließlich hat jeder Mensch seine eigenen Ziele.

Wenn dir eine bestimmte Summe x ausreicht, um deine Träume und Wünsche zu erfüllen, ergibt es keinen Sinn einem größeren Vermögen nachzujagen, nur um zu den durchschnittlich obersten 10 Prozent zu gehören.

Hast du bereits dein Nettovermögen berechnet und nutzt du diese Übersicht regelmäßig? Schreib es uns gern in die Kommentare! Falls du weitere Fragen, Anregungen oder Feedback für uns hast, lass es uns gern wissen. Wir freuen uns von dir zu lesen.

P.S. Möchtest du wissen, wann du endlich von deinem Nettovermögen leben kannst? Das verrät dir die 4% Entnahme-Regel!

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