Inflationsangst, die Furcht vor einer geldpolitischen Straffung der US-Notenbanken und die damit verbundene Sorge, um steigende Zinsen machen derzeit die Runde. Investoren befürchten, dass sich die vorübergehend preissteigernden Faktoren zu dauerhaften Problemen anwachsen könnten.
Mittlerweile wird nicht mehr nur gemunkelt, dass die Fed langsam aber sicher den Geldhahn zudrehen wird. Welche Auswirkungen das auf die Börse im Allgemeinen und im Speziellen für dich als Anleger hat, schauen wir uns in diesem Blogbeitrag an!
Was plant die US-Notenbank?
Die Inflation erreicht in den USA den höchsten Wert seit 30 Jahren. Um 6,2 Prozent zogen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat an. Im September lag die Inflationsrate noch bei 5,4 Prozent. Die Federal Reserve Bank geht immer noch von einem temporären Phänomen aus, das sich vor allem mit der Corona-Pandemie begründen lässt.
Die Fed rechnete mit einem deutlichen Rückgang der Inflation. Mittlerweile scheint sie sich dieser Prognose jedoch nicht mehr allzu sicher zu sein. Erst kürzlich äußerte sich der Präsident der Fed Jerome Powell weniger optimistisch.
Die mit der Öffnung der Wirtschaft nach der Krise zusammenhängende Probleme werden sich wohl noch weit bis in das nächste Jahr ziehen. Damit wird sich auch die Inflationsrate länger als gedacht auf einem hohen Niveau bewegen. Steigende Zinsen stellt Powell jedoch noch nicht unmittelbar in Aussicht.
Genaue Aussagen dazu, wie lange sich die pandemiebedingten Effekte noch hinziehen werden, kann und will niemand treffen. Nichtsdestotrotz hat die Federel Reserve letzten Mittwoch eine Kehrtwende eingeleitet.
Seit Monaten pumpt die US-Notenbank durch den Kauf von Wertpapieren Milliarden von Dollar in den Finanzmarkt. Zuletzt belief sich der Anleihekauf auf eine Summe von 120 Milliarden Dollar. Doch damit soll jetzt Schluss sein.
Ab Mitte November 2021 hat die Fed angekündigt, den Kauf von US-Staatspapieren zunächst um 10 Milliarden Dollar pro Monat zu kürzen. Hinzu kommen Hypothekenpapiere, deren Kauf um 5 Milliarden Dollar reduziert werden soll.
Weitere Senkungen der Anleihekäufe sind für Dezember geplant. Die Zentralbank behält sich allerdings mögliche Änderungen bei ihren Maßnahmen vor. Ziel sind vorerst nicht steigende Zinsen, sondern Vollbeschäftigung sowie eine Inflationsrate von durchschnittlich 2 Prozent.
Tapering erster Schritt hin zur Normalisierung
Mit dem Tapering, also der Rückführung expansiver geldpolitischer Maßnahmen, läutet die Fed eine Normalisierung ihrer Geldpolitik ein. Bereits im Sommer hatte Powell signalisiert, dass die aufgrund der Pandemie eingeführten Mittel zurückgefahren werden, wenn die Wirtschaft sich erholt.
Die USA erwarten für 2021 ein Wachstum von über sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Um Turbulenzen an der Börse möglichst zu vermeiden, hat sich die US-Notenbank für die oben beschriebenen Trippelschritte entschieden. Der Ausstieg aus dem Krisenmodus soll ganz behutsam vonstattengehen. Schließlich haben Nullzinspolitik und Wertpapierkäufe für einen enormen Anstieg der Vermögenswerte und der Aktienmärkte gesorgt.
Die Drosselung der Anleihekäufe ist jedoch nur der erste Schritt auf dem Weg hin zu einer Beendigung der Geldschwemme. Der zweite sind steigende Zinsen. Die Prognosen für ein solches Vorgehen sind jedoch mehr als vorsichtig und werden frühestens für Dezember 2022 oder gar erst im Frühjahr 2023 erwartet.
Wie verhält sich die EZB?
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, ist weiterhin der festen Überzeugung, dass die steigende Inflationsrate ein Ereignis von kurzer Dauer sein wird. Daher sieht sie Zinserhöhungen für den europäischen Raum im kommenden Jahr als sehr unwahrscheinlich an.
Das liegt vor allem auch daran, dass die EZB Politik für die gesamte Eurozone betreibt. Das Zurückfahren der Anleihekäufe würde sich vor allem für die südlichen Länder, speziell Italien, als sehr unangenehm herausstellen.
Daraus entstehen zahlreiche unterschiedliche Forderungen an die EZB. Die Möglichkeit besteht ebenso in Europa, dass es eine schrittweise Annäherung an eine geringere Geldflut geben könnte.
Sehr langsam und über viele Jahre hinweg, um die Märkte und Politiker nicht zu überfordern, wird sich auch die EZB für mögliche Zinserhöhungen aussprechen.
Das Sparbuch wird dennoch eines der schlechtesten Instrumente für den langfristigen Vermögensaufbau bleiben. Mit Renditen von vier bis fünf Prozent, wie in den 1990er Jahren sollten Sparer:innen wohl in der nächsten Dekade nicht rechnen. Damit bleibt die Investition an der Börse vor allem für die Altersvorsorge alternativlos.
Was bedeuten steigende Zinsen für mich als Anleger?
Ankündigung wie die der Fed zum Tapering und einer optionalen Zinsanhebung gehen natürlich nicht spurlos am Markt vorbei. Da ruckelt es bei einigen Aktienwerten schon mal etwas.
Von einer Korrektur kann man hier jedoch noch nicht sprechen. Zudem spielen momentan vor allem Engpässe in den globalen Lieferketten eine tragende Rolle bei der Entwicklung der Kurse.
Eine langsame Abkehr der Anleihekäufe führt dazu, dass Anleger beginnen ihre Portfolios neu zu überdenken. Weg von den Aktien und dafür in Anleihen investieren? Ziehen die Zinsen an, führt das zu Rückgängen bei den Qualitäts- und Wachstumsaktien, da der Barwert künftiger Cashflows sinkt.
Value-Aktien hingegen könnte davon profitieren. Diese wurden durch die expansive Geldpolitik der Vorjahre immer niedriger bewertet.
Doch wie reagieren nun die Aktien auf steigende Zinsen? Sollte ich jetzt mein komplettes Geld aus den ETFs ziehen? Muss ich mehr Anleihen kaufen? Tatsächlich lässt sich diese Frage, wie alle Voraussagen an der Börse, nur schwer beantworten.
Aktienkurse können bei Zinsänderungen sowohl steigen als auch fallen. Dies hängt immer von den künftigen Zahlungsströmen der Anleger sowie dem Diskontierungssatz, den diese auf die zu erwartenden Zahlungsströme anwenden, ab.
Klar ist also, dass es keine zuverlässigen Prognosen für die anschließende Entwicklung der Aktienrendite auf Basis der Zinsänderung gibt. Dein Geld nun komplett umzuschichten wäre nicht nur unsinnig, sondern würde darüber hinaus nicht zu einer Buy-and-Hold-Strategie passen.
Auch im Falle von Zinsanpassungen ist die langfristige Investition immer noch der beste Weg. Du solltest dich auf keinen Fall von derlei News zu kurzfristigen Anpassungen deines Fahrplans verleiten lassen.
Denn es ist nicht klar, ob steigende Zinsen wirklich kommen, wie sie kommen und im welchen Umfang sie umgesetzt werden. Damit möchte ich allerdings nicht sagen, dass du nicht weiterhin die Augen offen halten und dich informieren solltest.
Solange Anleihezinsen und Inflation nicht zu schnell anziehen, sollte dies mit stabilen Aktienkursen einhergehen. So rechnen Analysten mit steigenden Unternehmensgewinnen in den kommenden Jahren und positive Aussichten für die globale Konjunkturerholung.
Zudem haben Bürger und Bürgerinnen in den letzten Monaten einiges an Geld gespart, das nun ausgegeben werden will. Sehen werden wir das vor allem im jetzt anstehenden Weihnachtsgeschäft.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet im Jahr 2021 mit Rekord-Umsätzen. Der Online-Handel soll im Vergleich zum Vorjahr um 17,3 Prozent steigen. Insgesamt würden wir Deutschen damit 112 Milliarden EURO für Weihnachtsgeschenke ausgeben.
Abzuwarten bleibt, wie sich Lieferengpässe auf die Konsumpläne auswirken. Insgesamt rechnet die EU-Kommission mit einem stärkeren Wachstum für die Europäische Union.
Deren Wirtschaft erhole sich schneller als zunächst gedacht von der Corona-Pandemie. Die Kommission schätzt den Anstieg der Wirtschaftsleistung der Euro-Staaten für dieses Jahr mittlerweile auf 5,0 Prozent.
Letztendlich wird sich zeigen, ob die Aussicht auf steigende Zinsen mit höheren Anleiherenditen für Aktien eine Konkurrenz darstellen werden. Möglich ist, dass die Anleger beginnen, bei höheren Renditen ihr Geld in vermeintlich sichere Anleihen umzuschichten.
Das wird jedoch erst dann relevant, wenn die amerikanische Notenbank handelt. Schließlich lautet eine Börsenregel: “Don’t fight the Fed.” Investoren sind demnach stets gut beraten, nicht gegen die Politik der Federal Reserve zu wetten.
Das bedeutet bei den momentan noch vorherrschenden niedrigen Zinsen mehr Risiko auf der Aktienseite einzugehen.
Steigen die Zinsen tatsächlich, können wir uns immer noch mit einer konservativeren Anlagestrategie auseinandersetzen.
Wie sieht deine Anlagestrategie aus? Planst du einen größeren Teil in Anleihen anzulegen? Schreib es uns gern in die Kommentare! Wir freuen uns von dir zu lesen 🙂
Über die Autorin:
Hallo! Mein Name ist Jessi, ich bin 31 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Berlin. In den letzten 15 Jahren habe ich so ziemlich jeden Euro, den ich zusammenkratzen konnte, für Bekleidung oder anderen Schnickschnack ausgegeben.
Bis ich eines Tages auf die Themen Börse, Aktien und ETFs gestoßen bin. So schaffte ich es, nicht nur ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen, sondern gleichzeitig noch mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Alles zu meiner persönlichen Weiterentwicklung und, wie du das auch schaffen kannst, findest du unter themoneygirl.de