Anlegen in Börsenkrisen: Das passiert jetzt mit deinem ETF-Portfolio

Am 24. Februar 2022 begann mit dem russischen Angriff auf sein Nachbarland die gewalttätige Auseinandersetzung im Russland-Ukraine-Konflikt.

Viele Privatanleger fragen sich, welche Auswirkungen die aktuelle Situation auf ihr Portfolio hat. Was du jetzt tun kannst und wie das Anlegen in Börsenkrisen gelingt, klären wir in diesem Blogbeitrag!  

Eine Vorabbemerkung: Im folgenden Text geht es nicht um die derzeitigen tragischen Ereignisse, die in diesem Moment die Medien dominieren, sondern ausschließlich um die Frage, welche Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krieg aus jetziger Sicht auf die Führung eines passiven Privatanlegerdepots aus Indexfonds und ETFs hat.

Was soll ich jetzt mit meinen ETF-Portfolio machen?

Sinkende Börsenkurse rufen in der Regel zwei grundlegende Emotionen hervor: zum einen die Angst um das investierte Geld und zum anderen die Gier auf die größten Gewinne.

Bist du bereits investiert und hast dir ein breit diversifiziertes Weltportfolio mit ETFs aufgebaut, bleibt für dich eigentlich nur eines zu tun: Nichts. 

Deine Sparpläne kannst du unbeirrt weiterlaufen lassen und den positiven Effekt der günstigeren Kurse mitnehmen. Verspürst du Panik in Anbetracht deines Portfolios aufgrund des sinkenden Depotwerts, solltest du deine Hausaufgaben nochmal machen.

Damit meine ich sowohl dein Mindset, als auch deine Risikotoleranz bei der Geldanlage sowie deine Strategie. Sind diese Punkte klar, sollte das Anlegen in Börsenkrisen für dich keine außergewöhnliche Herausforderung darstellen.

Hier nochmal ein allgemeines Video zum Verhalten im Crash:

Ist jetzt der beste Einstiegszeitpunkt?

Demjenigen, der noch nicht investiert ist und sich nun fragt: “Ist jetzt der beste Einstiegszeitpunkt gekommen?”, möchte ich zweierlei Dinge mit auf den Weg geben.

Niemand kann genau sagen, ob heute der beste Einstiegszeitpunkt für ETFs ist. Genauso gut können die Kurse gestern niedriger gestanden haben oder morgen weiter fallen.

Daher solltest du dir darüber im Klaren sein, dass es diesen “besten Einstiegszeitpunkt” nicht gibt. Darüber hinaus solltest du für dich genau definieren, welche Strategie du verfolgen möchtest.

Ist es Buy-and-Hold oder Market Timing. Ist es passives oder aktives Investieren? Möchtest du breit diversifizieren oder Stock Picking betreiben? 

Entscheidest du dich für den langfristigen Vermögensaufbau über einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahre, einem globalen Portfolio über diverse Branchen, Länder und Regionen hinweg, mit dem Ziel in den Markt zu investieren, gibt es für dich einen Leitsatz: “It’s time, not timing.”

Studien historischer Daten haben gezeigt, dass egal wann man mit einem Zeitraum von 15 Jahren in den MSCI World investiert war, keine Verluste gemacht hat.

Die Dauer ist entscheidend, nicht der Einstiegszeitpunkt. Dazu sei jedoch gesagt, dass je nachdem in welchem Zeitabschnitt man schaut, die Renditen unterschiedlich ausfallen und sich die Entwicklungen der Vergangenheit nicht eins zu eins auf die Zukunft übertragen lassen. (lese hier mehr zu den Renditeberechnungen beim ETF). 

Ist jetzt der beste Einstiegszeitpunkt?

Anlegen in Börsenkrisen: Erst informieren, dann investieren

Vor allem solltest du nicht Kopf verlieren und einfach blind drauf loskaufen, da die Kurse ja gerade so günstig sind. Stichwort: Gier frisst Hirn. Wie vor jedem anderen Investment gilt auch beim ETF Portfolio, dass du dir vorab das entsprechende Wissen aneignen solltest.

Dazu gehört ebenso sich mit seinem finanziellem Status quo, den eigenen Zielen, der emotionalen Risikobereitschaft und objektiven Risikotragfähigkeit sowie der entsprechenden Strategie und den geeigneten Brokern und Wertpapieren auseinanderzusetzen. 

Überspringst du all diese Schritte und drückst direkt auf den “Kaufen-Button,” findest du dich, um es mit Kostolanys Worten zu sagen, schneller unter den “Zittrigen” wieder, als dir lieb ist.

Fehlendes Wissen und die Überschätzung der Risikobereitschaft führen in Phasen des Marktabschwungs fast immer zu einem Gefühl der Panik und unüberlegten Handlungen. 

Insbesondere beim langfristigen Vermögensaufbau, wie ich ihn zuvor beschrieben habe, kommt es nicht auf die eine oder zwei Wochen an, die du zusätzlich an Zeit in deine Vorbereitung steckst.

Anlegen in Börsenkrisen: Erst informieren, dann investieren

Bevorstehende Veränderungen: Russische Aktien werden aus einigen Indizes entfernt

Mit jeder Krise kommen Anpassungen und Veränderungen. Das bleibt auch jetzt nicht aus. Angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine ist die Moskauer Aktienbörse seit sieben Tagen geschlossen.

Ein Ende ist in Sicht, aber nicht gesichert. Damit steuert die Moskauer Börse auf die längste Schließung in der neueren russischen Geschichte zu.

Welche Folgen ergeben sich daraus für Anleger und Anlegerinnen?

Russische Wertpapiere sind mit der Verhängung der Sanktionen westlicher Länder de facto nicht mehr investierbar. Die Ratingagenturen Fitch, Moody‘s und S&P die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau herab. Es folgte sogar noch eine zweite reduzierte Einschätzung durch S&P.

Ob Anleihebesitzer jemals wieder an ihr Geld kommen, ist fraglich. Russland droht der Zahlungsausfall. Auch die russische Währung bleibt auf einem konstant niedrigen Niveau.

Die russische Zentralbank hat den Leitzins in der vergangenen Woche bereits deutlich von 9,5 auf 20 Prozent angehoben, um damit den Rubelkurs zu stabilisieren. Bisher hatte das allerdings keinen positiven Effekt.

Russische Unternehmen, etwa Gazprom, haben in den vergangenen Tagen einen Großteil ihres Börsenwerts eingebüßt. Berechnungen von Bloomberg zufolge liegt das Minus seit der Aussetzung in Moskau bei über 90(!) Prozent.

Westliche Investoren können darauf kaum reagieren, da sie vom Handel mit russischen Papieren abgeschnitten sind. Die Deutsche und die Londoner Börse haben ebenfalls zahlreiche Wertpapiere mit Russland-Verbindung ausgesetzt.

Welche Folgen ergeben sich daraus für Anleger und Anlegerinnen?

Wie reagieren die Indexanbieter?

Die größten Anbieter wie MSCI und FTSE haben beschlossen, russische Aktien wie beispielsweise Gazprom und Sberbank aus den Indizes zu entfernen.

Eine Vielzahl von Vermögensverwaltern, Broker-Händlern und Börsen hatten mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass russische Papiere aus dem MSCI Emerging Markets entfernt werden sollen. Schließlich ist der russische Aktienmarkt derzeit einfach nicht investierbar.

Das hat zur Folge, dass alle ETF-Anbieter, die diese Indizes nachbilden, alle russischen Titel verkaufen müssen. Das betrifft unter anderem den MSCI Emerging Markets, der ein beliebter Bestandteil im Portfolio zahlreicher Privatanleger*innen ist.

Andere Fondsgesellschaften haben sich dazu entschlossen, keine neuen russischen Titel mehr nachzukaufen. Fonds mit hohem Russland-Bezug können Anleger*innen nicht mehr in neue Anteile investieren.

Es findet demnach eine entsprechende Umstrukturierung und Neugewichtung der Indizes statt. Du als Anleger musst dabei nichts tun. Darum kümmern sich die Anbieter der Indizes und ETFs. Wie sich das auf die Wertentwicklung auswirkt, wird sich zeigen.

Fakt ist, dass der Anteil an russischen Positionen im MSCI Emerging Markets, der sich nur auf Schwellenländer bezieht, nur etwas mehr als 3 Prozent beträgt. Im noch breiter gestreuten MSCI All Country World (ACWI), der sowohl Industrie- als auch Schwellenländer umfasst, liegt dieser Anteil gerade mal bei 0,4 Prozent. 

Hast du dich für eine Kombination aus MSCI World (Industrieländer) und MSCI Emerging Markets (Schwellenländer) mit einer Verteilung von 80 zu 20 Prozent entschieden, findet sich Russland auch hier nur mit etwa 0,6 Prozent in deinem Portfolio wider. 

Anlegen in Börsenkrisen: Das passiert jetzt mit deinem ETF-Portfolio
Wie reagieren die Indexanbieter?

Anlegen in Börsenkrisen: Was muss ich jetzt tun?

Wenn du dich gut vorbereitet hast und damit meine ich deine finanzielle Ist-Situation aufbereitet, dir ein entsprechendes Know-how angeeignet, deine Ziele und deine Risikotragfähigkeit richtig definiert sowie eine dazugehörige Strategie entwickelt, bist du bereits gut gerüstet.

Vor allem, wenn deine Wahl auf das passive Investieren in ein breit diversifiziertes Weltportfolio mit einem sehr langen Anlagehorizont gefallen ist und du bereits automatisierte Sparpläne angelegt hast beziehungsweise regelmäßig investierst, bleibt für dich derzeit nur eines zu tun: Nichts. 

Lass deine Sparpläne weiter laufen. Kaufe weiterhin günstig ein. Überwiegen ein mulmiges Gefühl oder schlaflose Nächte, dann gehe nochmal ein paar Schritte zurück und nimm die zuvor beschriebenen Punkte genauer unter die Lupe.

Mit einem planvollen, im Vorhinein durchdachten Vorgehen gibt es derzeit keinen Grund für Panikverkäufe.

Wie fühlst du dich beim Blick auf dein Portfolio? Wie verhältst du dich beim Anlegen in Börsenkrisen? Schreib es uns gern in die Kommentare. Wir freuen uns von dir zu lesen 🙂

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