Renditeberechnung ETF: Was wirft ein Indexfonds wirklich ab?

Das Anlegen an der Börse kann für die einen Zockerei sein, für anderen der Aufbau eines Vermögens für die Altersvorsorge. Eines steht jedoch für alle dabei im Vordergrund, und zwar die Rendite.

Schließlich entscheiden nur wenige Prozentpunkte über die Erreichung eines Ziels, vor allem, wenn dieses auf einen sehr langen Anlagehorizont ausgerichtet ist. 

Minimale Abweichungen bei einem Zeitraum von beispielsweise 15 Jahren können einen enormen Unterschied ausmachen.

Den Zinseszinseffekt noch nicht mal mitgerechnet. Jeder, der schon mal versucht hat, die Wertentwicklung des MSCI World der letzten zehn Jahre zu recherchieren, wird festgestellt haben, dass es häufig unterschiedliche Angaben gibt. 

Daher schauen wir uns in diesem Blogbeitrag die Renditeberechnung ETF mal etwas genauer kann.

Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Wie kommen die uneinheitlichen Daten zustande? Was musst du unbedingt bei deiner Recherche berücksichtigen? Antworten auf diese und weitere Fragen findest du nachfolgend.  

Welche Berechnungsmethoden gibt es?

Wie bereits angesprochen, findet man bei der Recherche zur Rendite von ETFs ganz unterschiedliche Zahlen. Grund für die variierenden Werte sind andere Methoden der Finanzportale zur Berechnung.

Daher ist es ratsam, sich immer die Herangehensweise näher anzuschauen, da man bei seinen Analysen ansonsten schnell Äpfel mit Birnen vergleicht.

So kann es schnell passieren, dass ein ETF im Vergleich, betrachtet man ihn nur anhand seiner Wertentwicklung, besser performt und damit als positiver wahrgenommen wird, obwohl dies bei näherem Hinsehen nicht der Fall ist.

Triffst du als Anleger*in daraufhin deine Entscheidung, basiert diese möglicherweise auf fehlerhaften Annahmen.

Renditeberechnung ETF: Welche Berechnungsmethoden gibt es?

Insbesondere bei der Anwendung von Kennzahlen wie Ausschüttungen, Währungsumrechnungen, Währung, Kursquellen und  Bestimmung von Zeiträumen kann es zu deutlichen Diskrepanzen kommen.

Renditeberechnung ETF: Wie werden die Ausschüttungen behandelt?

Vergleicht man die ETF-Perfomance anhand verschiedener Quellen, ist häufig der Umgang mit Ausschüttungen ein Grund für voneinander abweichende Ergebnisse.

Die Ursache für diesen Umstand besteht darin, dass Ausschüttungen sowohl als Reinvestition als auch als Addition einbezogen werden können. 

Teilweise werden die Ausschüttungen überhaupt nicht berücksichtigt. Das hat zur Folge, dass ausschüttende und thesaurierenden ETFs nicht miteinander verglichen werden können. Thesaurierende ETFs nutzen die Erträge direkt um neue Anteile desselben Fonds “nachzukaufen”.

Um dennoch eine Vergleichbarkeit zwischen den beiden Methoden der Ertragsverwendung herstellen zu können, werden die Ausschüttungen rechnerisch als Reinvestitionen betrachtet.

Dabei werden die ausgezahlten Dividenden unmittelbar am “Ex-Tag” reinvestiert. Dabei entsteht der sogenannte Zinseszinseffekt. Die entstandenen Ausschüttungen erwirtschaften wiederum ihrerseits Ausschüttungen, die wie bei einem (guten) Schneeballsystem immer weiter wachsen können. 

Warum der Zinseszinseffekt einst von Einstein wohl als das achte Weltwunder bezeichnet wurde, erfährst du hier:

Der Ex-Tag ist im Übrigen der Moment, zu dem der Kurs eines ETFs um den Wert der Ausschüttungen bereinigt wird. Meist erfolgt erst danach, am Valuta-Tag, die tatsächliche Auszahlung an die Anleger*innen.

Zum einen lassen sich demnach die Ausschüttungen reinvestieren und zum anderen kann man diese addieren. Dabei werden die Erträge nur zum Kurs hinzuaddiert und nicht (rechnerisch) reinvestiert.

Das bedeutet, dass Ausschüttungen keine weiteren Gewinne erwirtschaften und der zuvor beschriebene Effekt der “Mitverzinsung” nicht eintritt.

Daraus können sich erhebliche Unterschiede ergeben geht es um die Renditeberechnung. ETF, die in steigenden Märkten über einen längeren Zeitraum betrachtet werden, erfahren dadurch einen deutlichen Nachteil in der Performance.

Währung und Wechselkurse müssen mit berücksichtigt werden

Die Währung des verwendeten Kurses beziehungsweise der Wechselkurs zur Kursumrechnung können ein weiterer Grund für Abweichungen in den Wertentwicklungen sein.

Diese kann nämlich in der Fonds-, Handels- oder Heimatwährung des/der Anlegers*in dargestellt werden. Für Privatanleger*innen aus dem Euroraum ist in erster Linie die Wertentwicklung in Euro entscheidend.

In einigen Fällen kann man beim Vergleich zwischen mehreren Währungen hin- und herwechseln, um so ein besseres Bild des Währungseinflusses zu erhalten. Jedoch ist es sinnvoll die Renditen in der Heimwährung zu betrachten.

Bei der Umrechnung der Kurse in andere Währungen werden meist unterschiedliche Quellen für die Wechselkurse verwendet.

Offizielle Wechselkursdaten erhält man bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Einige Portale nutzen unter anderem die Wechselkursfeststellung von Reuters. Das führt letztendlich zu abweichenden Ergebnissen.

Währung und Wechselkurse müssen mit berücksichtigt werden

Zeitabschnitt korrekt festlegen und definieren  

Eine weitere Ursache für mögliche Abweichungen in der Renditeberechnung liegt in der Länge der betrachteten Zeiträume. Dazu werden häufig rollierende Perioden, wie ein, drei oder fünf Jahre sowie die letzten Kalenderjahre als Abschnitte herangezogen.

Dabei müssen jedoch Anfangs- und Endtag einer Periode klar definiert werden, um vergleichbare Werte zu erhalten.

So kann es beispielsweise bei der Festlegung des Startdatums eines Kalenderjahres zu Ungleichheiten kommen. Während ein Portal den letzten Bankarbeitstag des letzten Jahres auswählt, nutzt ein anderes den ersten Bankarbeitstag des neuen Jahres.

Dabei entfällt allerdings die Wertentwicklung des ersten Tages, da erste Daten erst am späten Nachmittag zur Verfügung stehen.     

Renditeberechnung ETF: Zeitpunkt und Kursquelle können ausschlaggebend sein 

Die Kurse eines jeden Wertpapiers verändern sich über den Tag. Daher kann der Zeitpunkt der täglichen Kursfeststellung die Wertentwicklung des ETF beeinflussen. Der offizielle Kurs, Net Asset Value (NAV; Nettoinventarwert) wird einmal am Tag von den ETF-Anbietern veröffentlicht.

Ein Börsenschlusskurs hingegen, wird an diversen Börsen zu verschiedenen Uhrzeiten festgestellt. Daher muss bei der Bewertung der Performance nicht nur die Differenz zwischen Börsenkurs und NAV berücksichtigt werde, sondern unter Umständen von welcher Börse der Schlusskurs festgestellt wurde und wann.

Was ist der Unterschied zwischen Kurschart und Performancechart?   

Ebenso relevant für die Renditeberechnung: ETF können, wie andere Wertpapiere auch, in einem Kurs- oder Performancechart abgebildet werden. Bei einem Kurschart werden die historischen Kaufkurse gezeigt. Dabei bleiben die Ausschüttungen unberücksichtigt.

Was ist der Unterschied zwischen Kurschart und Performancechart?   

Bei einem Performancechart wird ein Perfromance-Index berechnet, der diese Erträge mit beinhaltet. Der Index kann hilfreich sein, wenn es darum geht die Gesamtwertentwicklung darzustellen, ist aber im hinblick auf historische Kaufkurse völlig ungeeignet. 

Warum Rendite bei der Wahl des Wertpapiers nicht alles ist

Eine Ergänzung dazu: ein ETF sollte nie allein anhand seiner Rendite ausgewählt werden. Die Berechnung für diese Kennzahl basiert auf historischen Daten und zeigt damit eine Entwicklung aus der Vergangenheit.

Diese Informationen können einen Hinweis auf zukünftige Bewegungen geben, sind aber keinesfalls gewiss.

Nur, weil beispielsweise der Invesco CoinShares Global Blockchain UCITS ETF, der Zugang zu globalen Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern bietet, im Blockchain-Ökosystem tätig sind, 2021 eine Rendite von über 35 Prozent hatte, muss das dieses Jahr nicht wieder genauso sein.

Zugegeben, ich habe hier einen sehr speziellen Themen-ETF herausgepickt, der aufgrund seiner geringeren Diversifikation und speziellen Trend-Branche, ohnehin extrem volatil sein kann. 

Aber auch ein MSCI World (23 Industrieländer, über 1.500 Titel) oder ein MSCI ACWI (All Country World Index, 23 Industrieländer, 24 Schwellenländer, knapp 3.000 Positionen) ist trotz seiner enormen, breiten Streuung kein zuverlässiger Lieferant gleichbleibender Renditen.

Warum Rendite bei der Wahl des Wertpapiers nicht alles ist

Welche Faktoren sollte ich bei der Bewertung eines ETFs mit einbeziehen?

Erst in jüngster Vergangenheit haben wir erlebt, wie globale Ereignisse und Krisen eine allumfassende Erschütterung am Börsenmarkt auslösen können.

Nichtsdestotrotz ist ein durchdachtes Weltportfolio verteilt auf diverse Regionen, Länder, Branchen, Unternehmen und Asset-Klassen über einen zehn bis fünfzehn Jahre anhaltenden Anlagehorizont immer noch eine lukrative Option.

Es gibt weitere Faktoren, die eine Rolle spielen, neben der Renditeberechnung. ETF können ausschüttend oder thesaurierend sein. J

e nach Strategie solltest du als Anleger*in auch darauf einen Blick werfen. Auch das Fondsvolumen, die Replikationsmethode sowie die Gesamtkostenquote (TER; Total Expense Ratio) dienen als Anhaltspunkte zur Entscheidungsfindung.

Je nach persönlichen Präferenzen, den eigenen finanziellen Zielen, deiner Risikobereitschaft und der entsprechenden Strategie ergibt sich ein Portfolio aus einem oder mehreren ETF, das an deine individuelle Lebenssituation angepasst sein sollte. 

Natürlich soll die Investition, da diese ja mit einem dazugehörigen Risiko einhergeht, einen gewissen Gewinn abwerfen. Es sollten jedoch immer alle Faktoren ganzheitlich betrachtet werden.

Wie wichtig ist dir die Rendite bei einem ETF? Wonach wählst du diese aus? Schreib es uns gern in die Kommentare. Wir freuen uns von dir zu lesen.

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