Geldnot im Alter? Auch das noch? – als wären Falten nicht Strafe genug. Gegen Falten gibt es wenigstens Cremes, doch gegen Geldnot – nur die Altersvorsorge. Reicht aber bei den Cremes ein Spiegel, zwei Hände und eine Menge Fantasie, ist die Altersvorsorge eher eine Geisterbahnfahrt in die Zukunft: jahrelanger Aufwand, ewiges Bangen und vielleicht enttäuschte Hoffnungen.
Diese Furcht kennen Marcos heutige Gäste: Dr. Anna Terschüren und Martin Eckhardt (im Interview Eddy). Anna war jahrelang Vice President of Finance beim Start-Up Jimdo; Eddy Produktionsingenieur bei der Tagesschau. Zusammen gründeten sie den Blog „Lazy Investors“, weil sie wussten: Viele haben Angst vor der Altersvorsorge und wissen einfach nicht wie.
Mit „Lazy Investors“ und ihrem Kurs „Make Altersvorsorge Suck Less“ rücken sie der Unwissenheit auf die Pelle. Sie räumen auf mit Finanzmythen und beantworten die Fragen: Wie kannst Du Dein Geld für ein maximal erfülltes Leben nutzen? – und welches Mindset musst Du dafür entwickeln?
Viel Spaß beim Interview!
Hier der Link zum Blog der Beiden (Klick).
Wie kommt man zum Thema: Altersvorsorge?
Marco: Anna, Warum hast Du Deine hohe Stelle bei Jimdo gekündigt? Und was hat Dich dazu bewogen, anderen bei ihren Finanzen zu helfen?
Anna: Das war keine Hauruckgeschichte – nicht von heute auf morgen haben wir gekündigt, um auf eigenen Beinen zu stehen. Lazy Investors haben wir vielmehr nebenbei gegründet und dabei Leuten geholfen, ihre Altersvorsorge zu regeln.
Eddy: Wie wir dahin kamen, war aber doch etwas anders – es waren unsere eigenen Probleme mit der Altersvorsorge. Anna hatte sich Hilfe geholt bei einem Versicherungsmakler; sie saßen in der Küche, er hat geredet, sie hat genickt, aber verstanden haben wir eigentlich nichts.
Marco: Was habt ihr aus der Erkenntnis gemacht, es nicht verstanden zu haben?
Anna: Erstmal – das kann doch nicht sein! Bis ich mir Hilfe gesucht habe bei meinem Bruder; er ist selbstständig und baut sich selbst ein Vermögen auf. Dann hat es Klick gemacht: Ich habe mich ins Thema gestürzt, mich pausenlos informiert und Löffel über Löffel an Wissen verschlungen. Jetzt wollen wir dieses Wissen weitergeben
Marco: Was war die größte Erkenntnis? – was muss man anders machen?
Anna: Am Anfang war die Einsicht – wir kommen nicht drum rum! Alle kennen das beste Handy, die schönste Reise und das schnellste Notebook – aber wie plant man seine Altersvorsorge? – komplette Fehlanzeige. Unser Glück im Alter geben wir bedenkenlos in die Hand irgendeines Bankberaters und hoffen auf das Beste. Aber so läuft es nicht: Wer Kontrolle haben will, der muss sich auch kümmern.
Was ist Geld: Freiheit oder Sicherheit?
Marco: Was ist Geld für euch?
Anna: Geld ist Freiheit. Die Freiheit, Entscheidungen selbst zu fällen. Die Freiheit, den Tag selbst zu bestimmen.
Eddy: Geld ist aber auch Mittel zum Zweck – nicht stumpfes Besitzen, sondern auch ein Ziel dahinter.
Marco: Für viele ist Geld aber auch Sicherheit. Dennoch folgen sie einer falschen Idee davon: Sicherheit ist für sie die Arbeit als einzige Einkommensquelle. Was sagt ihr dazu?
Anna: Ohne Sicherheit ist Freiheit nicht möglich. Umso länger man aber selbstständig ist, desto mehr erkennt man die Unsicherheit einer Einkommensquelle. Dein ganzes Schicksal liegt in deiner Arbeitsleistung und in den Händen Deines Chefs – doch offene Hände können schnell zur Faust werden: Jobverlust, Pleite, Wirtschaftskrise…
Eddy: Zudem ist Sicherheit ein Kopfthema. Auf Dieter Bohlens Konto lagen Millionen, trotzdem plagten ihn Existenzängste wie Alpträume. Deshalb geht es nicht nur um Geld, sondern auch um das sichere Gefühl. Wenn alles Geld plötzlich wegbricht, kann ich mir dann etwas Neues aufbauen?
Anna: Genau! Das Unternehmertum ist die wirkliche Schule des Lebens.
Marco: Fühlt Ihr euch jetzt sicherer? Oder wie macht Ihr euch noch sicherer?
Eddy: Dafür haben wir verschiedene Techniken wie das richtige Mindset, Meditieren oder Persönlichkeitsentwicklung. Finanziell sind natürlich mehrere Einkommensströme unschlagbar.
Anna: Ich glaube, Existenzängste trägt man in sich oder eben nicht – das ist eine Typ-Sache. Doch mit Persönlichkeitsentwicklung kann man hier ansetzen und sich von der Grundangst befreien.
So behältst Du Deine Ausgaben im Griff
Marco: Was ist das Rezept, damit ihr euch frei und sicher fühlt?
Anna: Das Wichtigste sind die Ausgaben; hat man die nicht im Griff, kann man Geld scheffeln, wie man will. Raus aus dem Hamsterrad kommst Du nicht. Wir persönlich haben keine hohen Fixkosten, eine Mietwohnung und kein Auto – in Hamburg gibt es eh keinen Parkplatz. Wir geben nur dafür Geld aus, was uns langfristig glücklich macht.
Marco: Wie haltet ihr eure Ausgaben im Griff? – habt Ihr ein System?
Eddy: Dahin kamen wir eigentlich Schritt für Schritt. Durch unsere Selbstständigkeit hatten wir einfach mehr Zeit, darüber nachzudenken. So merkten wir: Das ist wichtig, das eher nicht.
Anna: Eigentlich gibt es nur zwei Typen: Die einen brauchen Disziplin und Struktur – sie schaffen es nur mit einem Plan –, die anderen tun es intuitiv. Wir fragen uns stets: Ist es sinnvoll, dafür Geld auszugeben? Das klappt eigentlich immer.
Eddy: Natürlich optimieren wir auch einmal jährlich unsere Verträge wie Strom, Gas oder die Krankenkasse. Man muss nicht unnötig Geld ausgeben, nur weil man sich nicht den Vertrag anschaut.
Marco: Wie kann man Leute helfen, die den Überblick über ihre Ausgaben verloren haben und völlig von ihnen übermannt sind?
Anna: In dieser Situation waren wir noch nicht, deswegen sind wir hierfür keine Experten. Wir sparen, investieren und bauen Vermögen auf – damit helfen wir den Menschen.
Eddy: Wer die Übersicht verloren hat, dem kann ich das Buch empfehlen „Your Money, your Life“.
So sparst Du richtig
Marco: Danke für die Ehrlichkeit. Doch wie spart man richtig?
Anna: Es ist das alte Prinzip: Bezahle Dich selbst zu erst. Kommt Geld auf Dein Konto, legst Du sofort einen gewissen Betrag zurück. Manche raten zu einem bestimmten Prozentsatz – 10 bis 50 Prozent –, wir aber sagen: Investiere alles, was geht. Wer natürlich zu unsicher ist, sollte zuerst mit einem Prozentsatz beginnen.
Wir haben noch einen anderen Trick: Gehaltserhöhungen wandern nicht in die Brieftasche, sondern ins Depot. So spart man mehr und gewöhnt sich nicht an einen höheren Lebensstandard – man kommt immer noch mit weniger aus.
So investierst Du für eine erfüllte Altersvorsorge
Marco: Ja, das ist das alte Problem: Ausbildung fertig und man bekommt einen Batzen Geld. Aber trotzdem – nach drei Monaten ist es wieder knapp geworden. So schnell gewöhnt man sich daran. Wo legt Ihr also Geld an?
Anna: Natürlich braucht man zuerst einen Notgroschen. Der Rest kommt in passive Indexfonds (ETFs). In ihnen sind viele Aktien versammelt, die zusammen einen Markt abbilden – so der Dax die 30 größten Unternehmen Deutschlands oder der MSCI World die 1600 größten Unternehmen der entwickelten Welt. Dadurch kaufst Du ein Wertpapier und bist automatisch in Hunderte investiert. Du folgst also der Bewegung des gesamten Marktes; das bringt auf lange Sicht mehr Rendite, als sich einzelne Aktien herauszufischen.
Marco: Und vertraut Ihr darauf, dass die Wirtschaft weiterwächst?
Anna: Wäre es nicht so, müsste man sich um Geld keine Sorgen mehr machen. Dann klingelt die Apokalypse an der Tür und dann braucht man kein Geld, sondern eine Hütte, eine Schrotflinte und einen Garten.
Marco: In der Wirtschaft ist immer mehr digitalisiert und automatisiert. Beispielsweise gibt es auf der A9 Teststrecken für selbstfahrende Autos. Seht ihr das positiv für die Wirtschaft?
Anna: Die Wirtschaft wächst nur auf zwei Arten: 1.) Quantitativ: Es wird mehr produziert, dafür braucht man auch mehr Ressourcen. 2.) Qualitativ: Es gibt neues Wissen und technologischen Fortschritt – so spart man Ressourcen. Abgesehen von allen moralischen und ethischen Gesichtspunkten: Wir als passive Anleger müssen uns darum nicht kümmern; wächst die Wirtschaft (qualitativ) weiter, wächst auch unser Vermögen.
Der Index wird folglich immer neu gewürfelt: Verlierer gehen, Gewinner bleiben.
Der Kurs: „Make Altersvorsorge Suck Less“
Marco: Wie investiert man Schritt für Schritt?
Anna: Natürlich braucht man erst einmal einen Online-Broker. Das erklärt der Kurs mit Bildern und Videos: Wie meldet man sich an? Wie kauft man ETFs? Wie stelle ich ein Portfolio zusammen? Viele verstehen zwar die Theorie, doch an der Praxis scheitert es. Hier setzt unser Kurs an.
Marco: Wie investiert man strategisch?
Anna: Wenn man noch kein Vermögen hat, sollte man monatlich oder quartalsweise einen Betrag anlegen.
Kniffliger ist es, wenn man bereits viel Geld hat – sagen wir 50.000 €. Soll man das komplett anlegen oder eher in Raten?
Schaut man auf die Statistiken, ist es klar: Lege Dein Geld sofort an! Deine Anlage ist dadurch länger, Du nimmst mehr Jahre mit und der Zinseszinseffekt wirkt seine Wunder. Dennoch ist es psychologisch schlecht. Investierst Du und nach einer Woche kommt eine Krise – dann könntest Du Dir beide Beine ausreisen. Nicht nur verlierst Du kurzfristig Geld, ebenso hättest Du Deine Anteile dann billiger bekommen.
Wer das vermeiden will, sollten in Tranchen anlegen. Du eröffnest einen Sparplan und investierst jeden Monat 1000 €. So kaufst Du über die Monate automatisch ein – manchmal billig, manchmal teuer.
Marco: Vielen Dank für das Gespräch! Wollt Ihr noch etwas loswerden, was wir nicht angesprochen haben?
Anna: Jeder muss etwas anerkennen: Er selbst ist verantwortlich! Er kann sich nur auf sich selbst verlassen, nicht auf den Staat, nicht auf die gesetzliche Rente. Hat man das begriffen, ist der erste Schritt gemeistert in Richtung goldene Jahre.
Finanz-Enthusiast, Self-Improvement-Sensei und notorischer Wort-Jongleur – diese drei Engel für Charlie bin ich: Robin. Meine Texte entzaubern die Finanzwelt, um sie Dir zerlegt auf dem Silbertablett zu präsentieren. Für Deine finanzielle Bildung und ein selbstbestimmteres Leben.
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Robin Prock
2 Gedanken zu „Wie Du schnell und einfach Deine Altersvorsorge planst – Interview mit den Lazy Investors“