Thesaurierend oder ausschüttend – Welcher ETF passt zu mir?

50, 100 oder 1.500 EURO jeden Monat auf dem eigenen Konto, ohne etwas dafür tun zu müssen? Ein regelmäßiges passives Einkommen ist wohl nicht nur der Traum eines jeden Anlegers, sondern vielleicht sogar der eines jeden Arbeitnehmers.

Lässt sich dieser Wunsch mithilfe eines Dividenden- oder Anleihen-ETFs erfüllen und ist das überhaupt sinnvoll?

Thesaurierend oder ausschüttend – Welcher ETF der Richtige für dich ist, klären wir in diesem Blogbeitrag!

Was ist ein ausschüttender ETF?

Wie eingangs beschrieben, ist es möglich, dass du mit deinem ETF regelmäßige Ausschüttungen erwirtschaften kannst. Diese Erträge können auf zweierlei Weise zustande kommen.

Zum einen durch die, von im Index enthaltenen Unternehmen, ausgezahlte Dividende und zum anderen durch Zinserträge aus Anleihen.

Dividenden-ETF

Maßgebend für einen Dividenden-ETF ist, dass der Index vor allem aus Titeln dividendenausschüttender Aktiengesellschaften besteht. Jedoch bieten unterschiedliche Indizes die Option differenzierter vorzugehen.

So gibt es beispielsweise einen ETF, in dem weltweite Aktien mit hoher Dividendenrendite zusammenfasst werden, die zudem darüber hinaus nach den ESG-Kriterien ausgewählt werden.

Ein anderer Index wiederum bildet die Wertentwicklung der 100 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite in Europa, Amerika und Asien ab.

Die Ausschüttungsintervalle können variieren. Neben jährlich, halbjährlich und quartalsweise, offerieren einige Dividenden-ETFs ebenso monatliche Erträge. Bevor du jetzt direkt auf den Kaufen Button klickst, solltest einiges beachten. Dividenden sind optional.

Kein Unternehmen ist dazu verpflichtet diese auszuzahlen. Nach der Dividendenausschüttung an die Aktionäre erfolgt der Dividendenabschlag. Dieser gibt den Kursabfall nach der Auszahlung an.

In der Regel wird der Kurs um genau diese Summe gedrückt, um zu verhindern, dass Anleger kurz vor der Dividendenzahlung kaufen und danach sofort wieder verkaufen.

Eine weitere ausschlaggebende Kennzahl ist die Dividendenrendite. Sie setzt den Aktienkurs zum Zeitpunkt der Ausschüttung mit der ausbezahlten Dividende ins Verhältnis und gibt somit die Höhe der Verzinsung einer Aktie an.

Verzinsung deiner Aktie

Eine starke Dividendenrendite allein ist allerdings kein signifikanter Faktor für eine Erfolgsgarantie.

Die Gesamtkostenquote für einen Dividenden-ETF bewegt sich etwa bei 0,30 – 0,50 Prozent. Selbst bei Dividenden-ETFs lässt sich zwischen thesaurierend oder ausschüttend wählen.

Anleihen-ETF

Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, mit denen Staaten, Institutionen und Unternehmen durch eine Investition ein Kapitalzufluss ermöglicht wird.

Eine Anleihe besteht aus folgenden Elementen:

  • dem Nennwert, der sich auf den Wert der Anleihe bezieht
  • dem Kuponzins, der prozentuale Betrag, der jährlich vom Emittenten an den Gläubiger gezahlt wird
  • der Laufzeit, die bestimmt, wie lange das Geld mit der Anleihe gebunden ist

Die Zinsen, die aufgrund der Kuponzahlungen ausgeschüttet werden, sind die Erträge, die du bei einem ausschüttenden Anleihen-ETF erhältst.

Aufgrund der Niedrigzinspolitik lohnt sich eine Investition in risikoarme Staatsanleihen höchster Bonität derzeit nicht. Umso risikobehafteter die Anleihe und damit auch eine mögliche Ausfallquote, umso höher kann die Zinsausschüttung ausfallen.

Ob du dieses Risiko eingehen kannst und willst, musst du selbst entscheiden. Zur Risikominimierung deines Gesamtportfolios dienen solche Anleihen-ETFs allerdings nicht.

Was ist ein thesaurierender ETF?

Bei einem thesaurierenden ETF werden die erwirtschafteten Erträge dazu verwendet, automatisch Anteile des gleichen ETFs nachzukaufen. Diese Ertragsverwendung ist vor allem dann von Vorteil, wenn du im Stadium des Vermögensaufbaus steckst.

Es entfällt die Aufgabe sich selbst um die erneute Anlage zu kümmern und du kannst ohne weiteren Aufwand vom Zinseszins profitieren. Durch die maschinelle Reinvestition können deine Zinsen, Zinsen für dich erwirtschaften. Dein Geld arbeitet für dich.

Nicht realisierte Erträge können sich hinsichtlich deines Sparerpauschbetrags nachteilig auf deine Steuerlast auswirken. Dazu mehr im Punkt steuerliche Aspekte.

Welches Anlageziel verfolgst du?

Dein Anlageziel kann darüber bestimmen, ob eher ein thesaurierender oder ein ausschüttender ETF für deine Zwecke geeignet ist. Wie zuvor angesprochen, eignet sich ein thesaurierender ETF in erster Linie bei der Kapitalbildung.

Geld, das gar nicht erst auf deinem Verrechnungskonto landet, lässt sich schwer ausgeben. Dementgegen steht die Motivation, die eine Ausschüttung auf dem Konto hervorrufen kann. Eine Motivation, die zum weiteren Sparen und Anlegen gereichen muss.

Anders verhält es sich, wenn du planst das Geld zu verkonsumieren, sprich dieses im Alltag auszugeben. In diesem Fall ist der Einsatz ausschüttender ETFs sinnvoll.

Kapitalerträge verkonsumieren

Thesaurierend oder ausschüttend – Welche steuerlichen Aspekte gibt es?

Auf Kapitalerträge fallen in Deutschland seit 2009 die Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent sowie der Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent an. Das ergibt insgesamt eine Steuerlast 26,375 Prozent. Dabei ist die individuell anfallende Kirchensteuer noch nicht integriert.

Die Kapitalertragssteuer ist eine Quellsteuer. Das bedeutet, dass alle steuerlichen Abgaben direkt an der Quelle erhoben und somit unmittelbar von deiner Bank an das Finanzamt abgeführt werden.

Deinerseits ist kein weiteres Zutun von Nöten, abgesehen davon, dass dein Verrechnungskonto gedeckt sein sollte.

Zudem kann jeder Single einen Freibetrag von 801 EURO und jedes Ehepaar von 1.602 EURO in Anspruch nehmen. Der sogenannte Sparerpauschbetrag wird jährlich auf realisierte Kapitalerträge angerechnet.

Zuvor musst du dafür einen Antrag bei deiner Bank hinterlegen. Den Sparerpauschbetrag kannst du auf mehrere Banken aufteilen. Am sinnvollsten ist es diesen dort zu hinterlegen, wo die meisten Erträge anfallen und das ist im Idealfall dein Depot.

Ob thesaurierend oder ausschüttende – beide ETFs werden von der Makroebene betrachtet gleich versteuert. Somit ergibt sich auf den ersten Blick für keine der beiden Varianten ein steuerlicher Vorteil.

Der Unterschied der Besteuerung liegt lediglich im Zeitpunkt. Zinsen und Dividenden werden im Moment der Ausschüttung besteuert. Für thesaurierende ETFs wird zu Beginn eines jeden Jahres eine Vorabpauschale ermittelt.

Diese errechnet sich folgendermaßen:

Vorabpauschale = Basisertrag – Ausschüttungen

Basisertrag = ETF-Wert zu Jahresbeginn*Basiszins*0,7

Der Basiszins wird wiederum vom Bundesfinanzministerium eruiert. 2021 belief sich die Vorabpauschale sogar auf einen negativen Zins von -0,45 Prozent. Da diese jedoch nicht negativ sein kann, beträgt die Vorabpauschale für 2022 folglich gleich Null.

Vorabpauschale berechnen

Diese Entwicklung war abzusehen. Der Referenzzins der Bundesbank, der für die Berechnung des Basiszins maßgeblich ist, war im vergangenen Jahr kaum einen Tag positiv.

Es besteht eine enge Verzahnung zwischen der Vorabpauschale und dem derzeitigen Zinsniveau. Dann ist die Frage nach thesaurierend oder ausschüttend doch schon beantwortet. Oder?

Nicht ganz, denn im Umkehrschluss bedeutet dies indes nicht, dass auf thesaurierende ETFs keine Steuern anfallen. Der Augenblick der Besteuerung ist das Verkaufsdatum. Erst dann werden Erträge erwirtschaftet, die für das Finanzamt von Relevanz sind.

Somit können Anleger vom Steuerstundungseffekt profitieren. Das bedeutet, so lange die Kosten für die Steuer bei dir liegen, können diese auch weiter für dich arbeiten.

Was zunächst wie ein Vorteil klingt, kann sich schnell nachteilig auswirken. Geht es um die volle Ausnutzung des Sparerpauschbetrages haben Investoren thesaurierender ETFs das Nachsehen. Also doch eher ausschüttende ETFs wählen?

Thesaurierend oder ausschüttend – Warum nicht beides?

Es muss nicht immer entweder oder sein. Je nach persönlicher Situation lässt sich eine sinnvolle Kombination aus beiden Ertragsverwendungen finden.

Geht man von einer passiven Anlagestrategie aus, die vorsieht erst in circa zehn bis fünfzehn Jahren Kapitalerträge zu realisieren, verfällt pro Jahr der Freibetrag von 801 EURO. Um diesen dennoch voll auszunutzen, kannst du neben deinen thesaurierenden ETFs, ausschüttende ETFs hinzukaufen.

Die Frage, die du dir dabei nun stellen solltest ist, wie hoch der maximale Betrag an ausschüttenden ETFs sein darf, um den Sparerpauschbetrag in voller Höhe wahrzunehmen.

Dazu solltest du im ersten Schritt zunächst deinen Freibetrag festlegen, denn, falls eine Vorabpauschale anfällt solltest du diese mit einbeziehen. Dein definierter Sparerpauschbetrag könnte sich somit beispielsweise auf 750 EURO belaufen.

Der zweite Schritt umfasst die Ausschüttungsrendite deiner ETFs. Angaben dazu findest du im Factsheet. Aufgrund der Schwankungsanfälligkeit ist dieser Parameter jedoch schwer einkalkulierbar.

Überdies wird der Wert deiner ausschüttenden ETFs und damit auch die darauf anfallenden Steuern wachsen. Nichtsdestotrotz schauen wir uns nun die Berechnung an

Nun wendest du folgende Formel an:

Freistellungsbetrag / Ausschüttungsquote = Wert, der in ausschüttende ETFs investiert werden kann.

Beispiel:

Freistellungsbetrag: 750 EURO

Ausschüttung: 3,3 Prozent

750 / 0,033 = 22.727 EURO

Hinzu kommt die Teilfreistellungsquote von 30 Prozent, die erfüllt wird, wenn der Aktien-ETF eine Aktienquote von über 51 Prozent erfüllt. Das bedeutet, dass du von den 3,3 Prozent Ausschüttungen nur 70 Prozent versteuern musst.

Beispiel:

3,3 Prozent * 0,7 Prozent = 2,31 Prozent

750 / 0,0231 Prozent = 32.467 EURO

Du könntest demnach einen Freibetrag von 750 EURO mit ausschüttenden ETFs nutzen, wenn du 32.467 EURO in diese investiert hättest.

Option zwei: bei thesaurierenden ETFs bleiben

Eine weitere Möglichkeit den Sparerpauschbetrag zu nutzen, ist einen Anteil deiner thesaurierenden ETFs zu verkaufen. Da sich der Sparerpauschbetrag durch die Teilfreistellung auf 1.144 EURO erhöht, ist es möglich diese Summe jedes Jahr als Erträge zu realisieren.

Diesen Betrag kannst du dann wieder reinvestieren. Zu beachten gilt, dass du zusätzlich Transaktionsgebühren für Kauf und Verkauf entrichten musst.

Insgesamt ist die Frage auf: Thesaurierend oder ausschüttend?“, gar nicht so leicht zu beantworten. Hier kommt es nicht nur auf die persönlichen Vorlieben, sondern gleichermaßen auf die steuerlichen Aspekte an.

Welche Strategie für dich am geeignetsten ist und wie du diese umsetzt, kannst du nun selbst entscheiden.


Über die Autorin:

Hallo! Mein Name ist Jessi, ich bin 31 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Berlin. In den letzten 15 Jahren habe ich so ziemlich jeden Euro, den ich zusammenkratzen konnte, für Bekleidung oder anderen Schnick Schnack ausgegeben.

Bis ich eines Tages auf das Thema Börse, Aktien und ETFs gestoßen bin. So schaffte ich es, nicht nur ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen, sondern gleichzeitig noch mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Alles zu meiner persönlichen Weiterentwicklung und, wie du das auch schaffen kannst, findest du unter themoneygirl.de

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