Dies ist Teil 3 der Blog-Serie: “Bitcoin & Co: Vom Verstehen zum Profitieren”
Das Ziel dieser Serie besteht darin, dich zu ermächtigen! Denn neue Technologien polarisieren immer! Gerade deshalb ist es notwendig, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Was bedeutet eigentlich „dezentralisiertes System“?
Das Internet hat den Austausch von Informationen enorm vereinfacht und dadurch unser aller Leben verändert!
Bezogen auf Wertgegenstände steht uns dieser Wandel erst noch bevor. Aktuell sind diese noch sehr „sperrig“ bei der Übertragung, denn:
- Wertgegenstände dürfen nicht duplizierbar sein.
- Es muss Vertrauen auf Echtheit der Werte und Zulässigkeit der Transaktion bestehen.
Beide Funktionen übernehmen derzeit vertrauenswürdige Dritte wie z.B. Banken. Siehe hierzu auch den letzten Beitrag Beitrag der Serie.
Diese sogenannten Intermediäre könnten in Zukunft (zumindest in Teilen) überflüssig werden, denn beide Aspekte kann man nun mit der Blockchain-Technologie über ein dezentrales Netzwerk abbilden. Dadurch kann eine höhere Effizienz und Automatisierung für das gesamte System erzielt werden, vergleichbar einem Internet für Wertgegenstände! So viel zur Theorie.
Nun zur Praxis: Wie genau kann das funktionieren? Ein Grundverständnis erhält man am einfachsten anhand einer Geschichte.
Von großen Steinen auf kleinen Inseln
Auf der mikronesischen Insel Yap lebt eine Stammesgesellschaft, die als Währung teils riesige Steine verwendet. Einheiten dieser Steinwährung (auch Rai genannt) bleiben der Einfachheit halber an derselben Stelle stehen, auch wenn sich der Eigentümer ändert.
Dies führte in der Vergangenheit irgendwann zu solch großer Verwirrung und Misstrauen, dass ein Buchhalter ernannt wurde, der alle Besitztümer aufschreiben und jede Transaktion niederschreiben sollte. Doch schon bald erhob der Buchhalter willkürliche Gebühren und bevorzugte dabei seine Freunde. Außerdem war er bestechlich und bald schon wurde er gedrängt, die Bücher zu fälschen.
Als dieses zentralisierte Buchhaltungssystem gescheitert war, kam der Häuptling auf eine sensationelle Idee:
Jede Familie bekam ein eigenes Buchhaltungsbuch. Fortan musste bei jeder Transaktion derjenige, der sie tätigte, in die Mitte des Dorfes treten und die Transaktion laut ausrufen. Nun zückte jede der Familien ihr kleines Buch und überprüften, ob er überhaupt so viel Geld besaß, wie er ausgeben wollte. Wenn die Mehrzahl der Familien dies bestätigte, so wurde auch die Transaktion bestätigt und wurde wirksam, indem jede Familie ihr Buch aktualisierte.
Fazit: Mit diesem System der verteilten Kontenbücher haben sie auf einen Schlag Vertrauen in das System gebracht, ohne einzelnen Personen übermäßig viel Macht zu geben: Eine geniale Idee!
Von noch viel größeren Computernetzwerken
Halten wir fest:
Der Übertrag von Wertgegenständen muss in irgendeiner Form kontrolliert werden um Missbrauch zu verhindern. Erst dies schafft Vertrauen, welches die absolute Grundlage für ein funktionierendes System ist.
In der eben erzählten Geschichte erkennt man schön die drei möglichen Wege, diese Anforderung umzusetzen:
- Es bleibt jedem selbst überlassen. Aber auch wenn ich selbst ehrlich bin, weiß ich nie, ob mein Geschäftspartner es auch ist. Somit entsteht kein Vertrauen, weshalb dieser Weg ungeeignet ist.
- Es werden zentrale Stellen eingerichtet wie den Buchhalter auf der Insel oder Banken/Zentralbanken bei uns. Man hat das Problem nun quasi gebündelt und verlagert, von dem Geschäftspartner auf die Institution. Dieser Weg ist möglich, aber nun muss man eben diesen Stellen (und den dort verantwortlichen Menschen) vertrauen. Dass dies nicht immer gut geht sieht man an dem Insel-Buchhalter oder an der Finanzkrise 2008.
- Man verteilt die Kontrollaufgabe auf viele Schultern bzw. sogar auf alle Teilnehmer eines Systems. So schafft man maximales Vertrauen, weshalb dieser Weg den Königsweg darstellt. Jedoch kein Pro ohne Contra, denn nun hat man mit anderen Herausforderungen zu kämpfen.
Wenn man Variante 3) etwas weiterdenkt, werden einem diese Herausforderungen sehr schnell klar. Der Aufbau und die Organisation eines solchen Netzwerks ist sehr komplex und arbeitsintensiv. Außerdem ist es schwer vorstellbar, dass sich alle Menschen abends nach der Arbeit noch hinsetzen und ihre Kontrollaufgaben für ein funktionierendes System übernehmen.
Und nun kommen wir zum Knackpunkt, zum Kern der Blockchain-Technologie.
Denn mit ihr kann man nun erstmals die menschlichen Kontrolleure durch künstliche ersetzen: Miteinander vernetzte Computer übernehmen diese Kontrollaufgaben in Zukunft für uns. Organisiert wird dieses Netzwerk durch die Regeln der Mathematik und geschützt durch modernste Verschlüsselungs-Methoden (Kryptographie).
Stelle dir das wie folgt vor:
- Alle Computer, Smartphones, Laptops und Tablets, die an einem bestimmten Netzwerk teilnehmen wollen, laden sich ein bestimmtes Open Source Programm herunter. Ein Bestandteil davon ist die Historie aller bisher durchgeführter Transaktionen, so dass alle Rechner auf demselben Stand sind. Ab jetzt ist jeder unabhängig dazu fähig, Transaktionen zu bestätigen oder abzulehnen, man sie nun Knotenpunkte oder Nodes.
- Möchte nun jemand eine neue Transaktion durchführen, so taucht diese im Netzwerk auf und wird von den Nodes geprüft. Wichtig: Derjenige, der eine Transaktion durchführen möchte, muss nicht zwingend einen eigenen Knotenpunkt auf seinem PC besitzen!
- Sobald die festgelegte Anzahl an Bestätigungen vorliegt, gilt die Transaktion als validiert und wird durchgeführt. Gleichzeitig symchronisiert sich das gesamte Netzwerk, sodass alle Nodes wieder auf demselben Stand sind.
Mit diesem Netzwerk haben wir etwas geschaffen, das automatisiert Kontrollaufgaben übernimmt und dadurch Vertrauen schafft. Heruntergebrochen bedeutet dies zwei Vorteile für uns:
- Wir müssen nicht länger Personen oder Institutionen vertrauen, sondern können uns auf die Regeln der Mathematik verlassen. Denn diese sind die Grundlage für die einzelnen Computer und ihr Zusammenspiel.
- Es wird ein Grad der Automatisierung möglich, der unvorstellbares Potential für unsere Wirtschaft bedeutet! Denn genau genommen besteht die gesamte Wirtschaft aus dem Austausch von Wertgegenständen. Wenn dieses als Ganzes automatisierter, effizienter, schneller und günstiger gestaltet werden kann, profitieren wir am Ende alle davon!
Zusammengefasst erweitert die Blockchain das Internet um Transaktionen:
Von unliebsamen Kehrseiten
Bei all der Euphorie ist es jedoch wichtig, auch die jeweilige Kehrseite der Medaille zu würdigen. Ganz kann man den Menschen als Vertrauensfaktor natürlich nicht aus der Gleichung streichen. Es könnte jedoch sehr gut sein, dass eine Verlagerung stattfindet, vom Banker hin zum Programmierer. Denn irgendjemand muss diese Programme ja schließlich auch schreiben und verstehen, die dann automatisiert laufen sollen.
Genauso wie Menschen bestechlich sind, sind Computer angreifbar. Der Grundsatz “Alles was der Mensch geschaffen hat, kann auch von ihm zerstört werden.” bringt es gut auf den Punkt. Und tatsächlich sind Hackerangriffe heute schon ein großes Problem in der Blockchain-Landschaft. Das Thema Cyber-Sicherheit (und das Vertrauen in diese Firmen) wird also hierbei eine sehr wichtige Rolle übernehmen.
Wie man es auch dreht und wendet, am Ende bleibt es immer so, dass wir Menschen anderen Menschen Vertrauen entgegenbringen müssen, damit etwas nachhaltig funktionieren kann. Man könnte dies nun als ineffizienten Faktor in einer Gleichung betrachten. Ich schlage jedoch vor, dies vielmehr als etwas Positives zu betrachten, als einen Teil des Menschseins. Immerhin macht es unsere Beziehungen echt und aufregend. Wer möchte schon in einer Welt leben, in der einfach alles geregelt, kontrolliert und vorhersehbar abläuft? Ich sicher nicht!
Fazit:
Auf der anderen Seite ist es genauso Teil des Menschseins, nach Fortschritt zu streben. Genau dieses Streben zeigt sich in der Entwicklung der Blockchain-Technologie. Mit den heutigen Rechner- und Speicherkapazitäten, unserem Verschlüsselungs-Knowhow sowie der breiten Vernetzung der Welt können wir nun einen Schritt weitergehen.
Der direkte und automatisierte Austausch von Wertgegenständen aller Art wird unser aller Leben in den nächsten Jahren maßgeblich verändern, da bin ich mir sicher. Nun ist jedoch Veränderung per se nicht immer gut oder schlecht: Die einen werden profitieren, andere werden vor Herausforderungen gestellt.
Damit du, lieber Leser, zu den Profiteuren der anstehenden Veränderungen gehörst, gibt es diese Blog-Serie. Mein Ziel ist es, dir ein grundlegendes Verständnis zu vermitteln, anhand dessen du eine eigene Meinung und passende Handlungsstrategie entwickeln kannst. Wer das Ganze direkt weiter vertiefen möchte, dem empfehle ich eines der beiden Bücher:
Im nächsten Artikel wird es mit greifbaren Anwendungsbeispielen weitergehen: Was wird mit der Blockchain als neues Werkzeug aktuell bereits entwickelt? In welchen Bereichen wird geforscht? Und eines kann ich dir jetzt schon versprechen: Es geht um weit mehr, als Bitcoin und Kryptowährungen.
In diesem Sinne: Viel Spaß auf deinem Weg und hier auf Geldhelden.org.
Schön, dass du da bist!
Dein Benny
PS: Konnte ich diese neue Technologie einfach und verständlich erklären? Sind Fragen offen geblieben? In beiden Fällen freue ich mich auf deinen Kommentar.
PPS: Wenn du neben dem Lesen auch gerne Videos schaust, könnte der Einsteiger-Video-Kurs für dich interessant sein.
Dieser Artikel zusammengefasst:
- Bei der Übertragung von Wertgegenständen (=”Transaktionen”) muss Vertrauen geschaffen werden, indem die einzelnen Zahlungen kontrolliert werden.
- Heute übernehmen zum Beispiel Banken diese Aufgabe. Doch wer kontrolliert den Kontrolleur?
- Mit der Blockchain-Technologie sind wir erstmals technisch in der Lage, diese Kontrollen von Computern durchführen zu lassen.
- Die zwei großen Vorteile: Es kann ein viel höherer Grad der Automatisierung erreicht werden. Außerdem muss nun keiner Institution (bzw. den Menschen dahinter) mehr vertraut werden, sondern den Regeln der Mathematik und Kryptographie.
Disclaimer:
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Urheber des Beitragsbildes: Von Eric Guinther – English Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=161923
3 Gedanken zu „Was bedeutet eigentlich dezentralisiertes System?“