Es kommt der Moment in einem Arbeitsverhältnis, an dem du nicht mehr zufrieden mit der aktuellen Situation bist. Meistens liegt es am Lohn bzw. Gehalt, welcher/s dir zu niedrig oder generell nicht mehr angemessen genug erscheint. Es wird also Zeit, sich auf eine Gehaltsverhandlung vorzubereiten. Doch nicht immer verläuft diese erfolgreich – vielleicht auch einfach nur nicht erfolgreich genug für dein persönliches Empfinden.
Vor allem Frauen in der Gehaltsverhandlung tun sich schwer, weil sie zu wenig fordern. Manchmal kann der Arbeitgeber aber nicht mehr zahlen, weil die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens es nicht zulässt. Das bedeutet jedoch nicht, dass du nicht trotzdem die eine oder andere Gehaltserhöhung herausschlagen kannst – zum Beispiel mit diesen Alternativen.
Der Klassiker der Sonderzahlungen: Dienstwagen
Tatsächlich gehören Firmenwagen zu den beliebtesten Benefits für Arbeitnehmer. Verwunderlich ist das nicht, denn sie bieten immerhin den Vorteil, dass dein Arbeitgeber einen Großteil der Kosten übernimmt:
- TÜV
- Reparaturen
- Versicherung
- Sprit
- Inspektionen
- Reifenwechsel
- etc.
Das klingt natürlich erst einmal nach einem enormen Ausgaben-Ersparnis für dich. Komplett kostenlos erhältst du die Zusatzleistung aber nicht. Solange wie du den Dienstwagen rein beruflich nutzt, musst du für jeden gefahrenen Kilometer zwischen deiner Wohnung und der Arbeit 0,03 Prozent des Bruttolistenpreises bezahlen. Komplizierter wird es allerdings, wenn du das Fahrzeug auch privat fahren darfst.
Dann musst du dich entscheiden, ob du für die Abrechnung ein Fahrtenbuch führen oder lieber die 1-Prozent-Regelung in Anspruch nehmen willst. Beim Fahrtenbuch solltest du akribisch alle relevanten Informationen auflisten. Dazu zählen neben den gefahrenen Kilometern auch das Datum, Start- und Zielort sowie der Kilometerstand. Die 1-Prozent-Regelung klingt zwar zunächst einfacher, weil es sich hierbei um eine Pauschale handelt. Doch je höher der Bruttolistenpreis des Wagens ist, umso mehr musst du bezahlen. Es lohnt sich daher für dich, wenn du dich im Internet ausgiebig informierst, welche Variante für dich die bessere ist. Denn sonst kann es dir schnell passieren, dass du langfristig draufzahlst.
Mehr Zeit für sich: Stunden reduzieren oder mehr Urlaubstage
Gerade die Generation Y legt einen höheren Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Das ist auch richtig so, denn mittlerweile zählen Burn-out und Despressionen zu den Volkskrankheiten der Deutschen. Gleichzeitig wird Arbeitnehmern aber immer mehr abverlangt: Alles muss schneller, effizienter und besser werden. Die Gesundheit der Angestellten bleibt dann oft auf der Strecke.
Wenn du keine Gehaltserhöhung bekommst und dir andere Benefits auch nicht zusagen, dann solltest du diese Möglichkeit auf jeden Fall in Betracht ziehen: Nutze die Gunst der Stunde und verlange mehr Zeit für dich. Entweder indem du deine Stunden reduzierst, aber dasselbe Gehalt behältst, oder indem du dir zusätzliche Urlaubstage zusichern lässt. Dank beider Varianten hättest du mehr Zeit für deine Familie oder deine Hobbies – und trotzdem mehr Geld auf dem Konto, obwohl du weniger arbeiten musst. Dein Vorgesetzter wird davon vielleicht besonders angetan sein, aber dein Übergang von Voll- auf Teilzeit muss ja nicht von heute auf morgen geschehen. Wenn du eine Übergangsfrist vorschlägst, würdest du dem Unternehmen entgegenkommen und trotzdem deinen Willen bekommen. Wichtig ist, dass du alles vertraglich festhalten lässt, damit man dich nicht übers Ohr hauen kann.
Steuerfreie Benefits: Zuschüsse und Gutscheine
Arbeitgeber haben sehr viel Spielraum, was Alternativen zur Gehaltserhöhung betrifft. Denn in den meisten Fällen können sie die anfallenden Kosten von der Steuer absetzen – zumindest im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen. In der Theorie stehen jedem Arbeitgeber pro Monat und pro Mitarbeiter 44 Euro zur Verfügung. Jedoch nicht als Barauszahlung. Es muss in Form eines Zuschusses oder eines Gutscheines sein. Besonders beliebt sind beispielsweise:
- Fahrtkostenerstattungen
- Jobtickets
- Lebensmittelgeschäfte
- Streaming-Portale
Sofern es an deinem Arbeitsplatz keine eigene Kantine gibt und dein Chef euch kein (kostenloses) Essen zur Verfügung stellt, kann dir deine Firma auch Essensgutscheine zukommen lassen – möglich sind bis zu 6,37 Euro pro Tag.
Weiterbildung: Lass dir deinen Erfolg bezahlen
Unternehmen sollten immer daran interessiert sein, die Qualifikationen ihrer Angestellten zu verbessern. Daraus kannst du einen Nutzen für dich ziehen und dir die langersehnte Weiterbildung vom Chef bezahlen lassen. Achte aber unbedingt darauf, dass die Schulung auch zu deinem bisherigen Tätigkeitsfeld passt, sonst kann es dir passieren, dass man deinen Vorschlag ablehnt. Neben dem Vorteil der Wissenserweiterung hast du nach der Weiterbildung die Möglichkeit, erneut in Verhandlungen für ein besseres Gehalt zu gehen. Schließlich bist du nun qualifizierter und bietest deinem Arbeitgeber erweiterte Arbeitskraft.
Die Vor- und Nachteile von Sonderleistungen
Alle oben genannten Alternativen klingen immer sehr gut. Immerhin bedeuten sie: Brutto = Netto. Das heißt, du hast keinerlei Abzüge und bekommst alles metaphorisch bar auf die Hand. Das schon dein Konto und bringt dir mehr Geld im Portemonnaie. Es gibt jedoch einen Nachteil, den du nicht vergessen darfst: Sonderleistungen sind nicht Teil deines Gehalts. Die Beiträge in die Rentenversicherung erhöhst du damit nicht. Du solltest daher genau abwägen, wie lange du Zusatzleistungen in Anspruch nehmen möchtest. Denn langfristig gesehen, nützt dir eine Gehaltserhöhung deutlich mehr.
Frank Schneider
Der studierte Diplom-Betriebswirt (FH) Frank Schneider hat sich auf die betriebswirtschaftlichen Funktionsbereiche Marketing, Personal und Controlling sowie Rechnungswesen spezialisiert. Zudem ist er als selbstständiger Betriebswirt tätig und hilft Unternehmen unter anderem dabei, ihre Abrechnungen, Warenwirtschaft und Lohn- und Gehaltsabrechnungen zu verbessern. Daneben schreibt der freischaffende Autor als Experte für bekannte Onlineportale und Fachverlage zum Thema Unternehmensführung und der Existenzgründung.
1 Gedanke zu „Alternativen zur klassischen Gehaltserhöhung – so bekommst du mehr für dein Geld“