Entscheidest du dich für eine der klassischen ETF-Portfolio Varianten aus MSCI World und MSCI Emerging Markets wird sich dir auch hier unweigerlich die Frage nach der richtigen Gewichtung stellen. Dazu musst du verstehen, welche Komponenten in den beiden Indizes bereits enthalten sind und nach welchen Kriterien du die Aufteilung deines Sparbetrages vornehmen kannst. Das 70 / 30 Weltportfolio ist eines der empfohlenen Herangehensweisen und diese schauen wir uns jetzt mal etwas näher an!
Was ist mit einem 70 / 30 Portfolio gemeint?
Um dein Portfolio risikooptimiert zu gestalten, sprich ein ideales Verhältnis zwischen Risiko und Rendite zu erhalten, solltest du einige Faktoren bei deiner Strategie berücksichtigen.
Vor allem die Diversifikation, also die breite Streuung über alle Segmente hinweg, hat sich historisch betrachtet als Einflusskriterium zur Risikominimierung herausgestellt.
Demnach ergibt es Sinn sein Portfolio nicht auf fünf, zehn oder einhundert Unternehmen aufzubauen, sondern auf eine globale Verteilung zu setzen.
Neben dem Splitting auf der ersten Ebene der Asset Allocation zwischen risikoarm und risikoreich, sollte diese darüber hinaus ebenso zwischen den Anlageklassen stattfinden.
Entscheidend dabei ist, welche Korrelation zwischen den einzelnen Klassen vorherrschen. Eine gleichzeitige Investition in Exchange Traded Funds (ETFs), die ausschließlich Aktien enthalten und Aktientiteln (möglicherweise noch der gleichen Unternehmen) ist hier wenig zielführend und führt zu einer Übergewichtung und damit zu einem höheren Risiko.
Innerhalb des Portfolios solltest du auf eine Varianz bei Regionen und Branchen achten. Sich ausschließlich Tech-Unternehmen oder Deutsche Firmen ins Portfolio zu holen, seien es noch so viele, wird wenig zur Risikooptimierung beitragen.
Gehen der Wirtschaftszweig oder die Ökonomie eines Staates in die Knie, ist es ratsam, diese Verluste durch andere Sektoren und Regionen ausgleichen zu können.
Das 70 / 30 Weltportfolio beschreibt demnach eine Kombination aus dem MSCI World für Industrieländer und dem MSCI Emerging Markets für Schwellenländer.
Dabei werden 70 Prozent des Sparbetrages für den MSCI World aufgewendet, während des restlichen 30 Prozent auf den Emerging Markets entfallen.
Ein Beispiel:
- du möchtest jeden Monat 500 EURO in ETFs investieren
- 70 % davon sind 350 EURO fließen in den MSCI World
- die restlichen 30 Prozent = 150 EURO laufen in den Emerging Markets ETF
Dazu sei gesagt, dass ein Portfolio bestehend aus MSCI World und Emerging Markets nicht den gesamten Weltmarkt abbildet. Small Caps, also kleine Unternehmen, die durch eine geringere Marktkapitalisierung gekennzeichnet sind, sind beispielsweise nicht enthalten. Es besteht also theoretisch die Möglichkeit dein Weltportfolio mit einer Vielzahl an ETFs zusammenzustellen und diese einzelnen Komponenten dann jeweils nach deiner Präferenz zu gewichten. So entsteht eine schier unendliche Fülle individueller Konzepte. Das 70 / 30 Weltportfolio ist nur eine Option. “Warum dann genau diese Konstellation?”, wirst du dich vielleicht fragen. Um darauf eine mögliche Antwort zu finden, schauen wir uns nun die beiden Indizes etwas genauer an.
Was steckt im MSCI World Index?
Bevor du dir Gedanken über die richtige Gewichtung deiner ETFs machen kannst, musst zunächst einmal verstehen, welche Komponenten in deinen Indizes überhaupt enthalten sind.
Nur so kannst du letztendlich festlegen, ob bestimmte Anteile in deinem Portfolio proportional über- oder unterrepräsentiert werden sollen.
Der MSCI World umfasst knapp 1.600 Aktientitel aus 23 Industrieländern. Damit spiegelt dieser Index 85 Prozent der Marktkapitalisierung dieser Region wider.
Einen näheren Blick solltest du dabei auf die Verteilung der einzelnen Staaten und Branchen werfen. Schaust du dir das Factsheet des MSCI World an, wirst du schnell feststellen, dass die USA mit über 68 Prozent überproportional stark vertreten sind.
Erst weit dahinter folgen Japan mit etwa 6 Prozent, Großbritannien mit 4 Prozent sowie Kanda und Frankreich mit etwa jeweils 3 Prozent.
Schlusslichter in der Top Nine bilden Deutschland, Australien und die Niederlande. Möchtest du das 70 / 30 Weltportfolio richtig bewerten, gilt es die starke Konzentration auf US-amerikanische Unternehmen zu berücksichtigen.
Hinsichtlich der Branchen sehen wir eine etwas ausgeglichenere Zusammenstellung. Die Informationstechnik nimmt mit fast 23 Prozent den größten Posten im MSCI World Index ein.
Auf den folgenden Plätzen finden sich das Finanzwesen, die Nicht-Basiskonsumgüter und das Gesundheitswesen mit um die 13 Prozent. Nach dem Industriezweig mit circa 10 Prozent wird es für die Bereiche rund um Kommunikationsdienste, Basiskonsumgüter, Roh-Hilfs,- und Betriebsstoffe sowie Energie einstellig.
Quelle: https://www.msci.com/documents/10199/020ea33f-2349-452a-95a8-8ea07f5a0a22
Von den über 1.550 im MSCI World enthaltenen Positionen nehmen Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Alphabet A und C (Google), Facebook, Nvidia (Grafikprozessoren & Chipsätze), JPMorgan Chase & Co (größte US-amerikanische Bank) sowie die UnitedHealth Group (bietet unter anderem Krankenversicherungen in den USA) die ersten Plätze ein.
Insgesamt machen diese zehn Unternehmen zusammen einen prozentualen Anteil von fast 19 Prozent aus.
Woraus setzt sich der Emerging Markets Index zusammen?
Um dem MSCI World und den darin enthaltenen Industrieländern ein Gegengewicht zu bieten, entfallen 30 Prozent des 70 / 30 Weltportfolio auf den MSCI Emerging Markets (EM). Dieser konzentriert sich ausschließlich auf insgesamt 27 Schwellenländer und bildet mit über 1.400 Unternehmen 85 Prozent der Marktkapitalisierung dieser Gebiete ab.
Ähnlich dem MSCI World finden wir beim MSCI EM eine teilweise Übergewichtung eines Landes. In diesem Falle ist es China, auch, wenn dessen Anteil mit fast 35 Prozent bei weitem nicht so hoch ist, wie das der USA.
Nach der, zur Weltmacht aufstrebenden Volksrepublik China, folgt mit circa 15 Prozent Taiwan. Mit um die 12 Prozent sind Indien und Südkorea im Emerging Markets Index vertreten. Bereits im einstelligen Bereich bewegt sich Russland mit 4 Prozent. Südafrika, Brasilien, Saudi-Arabien, Mexiko und Thailand folgen.
Bei den Branchen finden wir ein vergleichbares Bild wie beim MSCI World. Der IT-Bereich wird mit etwa 21 Prozent repräsentiert.
Etwa 19 Prozent der im Index enthaltenen Unternehmen sind im Finanzwesen tätig, dicht gefolgt von den Verbrauchsgütern mit 15 Prozent.
Mit jeweils etwas mehr als 9 Prozent finden wir die Kommunikationsbranche und den Sektor für Materialien vor.
Etwas kleiner angesiedelt, mit 5 bis 6 Prozent, sind die Geschäftszweige Industrie, nicht zyklische Konsumgüter, Energie sowie Gesundheitsversorgung und Industrie. Versorgungs- und Immobilienunternehmen bilden mit ungefähr 2 Prozent die Nachzügler im MSCI Emerging Markets Index.
Quelle: https://www.msci.com/documents/10199/c604d919-b570-4703-ad40-5b3fe6b35046
Warum eine 70 / 30 Verteilung?
Um einen Großteil der Weltbevölkerung und deren potenzielle Wachstumsmärkte nicht auszuschließen, ist der Emerging Markets eine geeignete Ergänzung.
Damit ergibt sich zwar ein höheres Risiko, das jedoch mit einer dementsprechenden Rendite einhergehen und damit durchaus gewollt sein kann.
Darüber hinaus gibt es zwei Optionen dein Weltportfolio zu gewichten. Zum einen die Marktkapitalisierung und zum anderen nach der Wirtschaftsleistung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Klassische Marktindizes, wie der MSCI World orientieren sich an der Marktkapitalisierung. Steigen die Kurse der Unternehmen in einem Land, so werden diese höher gewichtet.
Aus diesem Grund sind die USA im MSCI World besonders stark vertreten. Würden die Länder hingegen nach ihrer relativen Wirtschaftsleistung gemessen am BIP gewichtet, würde sich ein ganz anderes Bild ergeben.
MSCI hat dazu einmal verschiedene Szenarien durchgerechnet. Demnach würden die Emerging Markets nach BIP gewichtet auf 40 Prozent ansteigen.
Quelle: https://www.msci.com/www/blog-posts/allocating-to-emerging-markets/0537350913
Verfolgt man nun den Ansatz der kombinierten Wirtschafts- und Finanzdaten ergibt sich die Verteilung des 70 / 30 Weltportfolios.
MSCI erklärt den Unterschied so, dass vor allem viele Rohstoffunternehmen in den Schwellenländern, wie für zum Beispiel Öl und Gas, nicht börsennotiert sind.
Im MSCI ACWI Index findet man die Verteilung nach Marktkapitalisierung vor, bei der die Emerging Markets nur 10 Prozent und die Industrieländer die restlichen 90 Prozent ausmachen.
Je nach Betrachtungszeitraum ergeben sich daraus vor- und nachteilige Kursentwicklungen des Emerging Markets Indexes im Vergleich zum MSCI World oder dem MSCI ACWI.
Ein risikooptimiertes Verhältnis, also die ideale Relation zwischen Rendite und Volatilität liegt bei 70 zu 30. Gerd Kommer empfiehlt in seinem Buch “Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs” im Übrigen eine Mischung von 25 zu 75.
Sowohl das Risiko, die schlechtere Performance innerhalb der letzten Jahre, als auch die hohe Gewichtung des eher unberechenbaren chinesischen Marktes wirken sich nachteilig auf den Emerging Markets Index im Portfolio aus.
Diese Vorteile bietet das 70 / 30 Weltportfolio
Ein Portfolio bestehend aus zwei ETFs, insbesondere die Kombination aus MSCI World und Emerging Markets bietet dir wie angesprochen einen Weg dich global diversifiziert aufzustellen.
Diese beiden Indizes umfassen bereits 85 Prozent der Marktkapitalisierung ihrer jeweiligen Region. Daraus ergibt sich ein verringertes Risiko bei gleichzeitig attraktiven Renditen. Natürlich gibt es hier nichts geschenkt. Investitionen an der Börse sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden.
Neben dem Risiko gibt es einen weiteren Faktor, der einen unmittelbaren Einfluss auf die Höhe deiner Rendite hat und zwar die Kosten.
Damit sind wohl die jährlichen, laufenden Kosten beim Halten der Fondsanteile als auch die Kosten für Kauf und Verkauf gemeint. Das 70 / 30 Weltportfolio ist vordergründig dazu gedacht, eine passive Investitionsstrategie zu fahren.
Gebühren durch häufiges Traden entfallen hier schon mal. Renditen werden hier weder durch Stock Picking noch Market Timing, die klassische Praktiken des aktiven Investierens sind, angewendet.
Darüber hinaus offerieren zahlreiche Anbieter diverse ETFs zu sehr geringen Kosten, da es sich hierbei nicht um aktiv gemanagte Fonds handelt.
Der Aufwand zur Bereitstellung des Fonds hält sich daher in Grenzen. Einen MSCI World ETF ab einer TER (Total Expense Ratio / Teil der laufenden Kosten) von 0,12 Prozent zu haben. Der günstigste Emerging Markets ETF liegt derzeit bei einer TER von 0,14 Prozent.
Davon abgesehen ist ein Portfolio bestehend aus zwei ETFs sehr übersichtlich. Die geringe Komplexität führt wenige dazu, dass man sich verzettelt.
Gleichzeitig weist diese Einfachheit jedoch Nachteile auf. Eine Gewichtung nach persönlichen Präferenzen bezüglich bestimmter Regionen oder Branchen muss durch das Hinzukaufen weiterer Aktien oder ETFs geschehen. Möchtest du beispielsweise mehr Japan im Portfolio gelingt das nur über zusätzliche Käufe.
Da mit einem MSCI World und einem Emerging Markets nur zwei Sparpläne ausgeführt werden, ist diese Weltportfolio-Variante vor allem für kleines Budget geeignet. Bereits ab einer Summe von 100 EURO können die beiden Indizes gleichzeitig bespart werden.
Sparpläne sind bei zahlreichen Brokern ab 25 EURO monatlich möglich. Der Vorteil gegenüber eines Welt-ETFs, der sowohl Schwellen-, als auch Industrieländer beinhaltet, besteht darin, dass du durch die spezifischere Gewichtung der zwei ETFs einen gewissen Renditevorteil erwirken kannst.
Zuletzt kannst du mit solch einem Portfolio langfristig die Inflation schlagen und mögliche Negativzinsen auf deinem Konto wettmachen.
Welche Meinung hast du zum 70 / 30 Weltportfolio? Verfolgst du eine ähnliche Strategie? Schreib es uns gern in die Kommentare!