ETN, ETF, ETC: Was ist der Unterschied?

Exchange Traded Funds, kurz ETF, sind spätestens, seitdem Brigitte und BILD darüber berichtet haben, in aller Munde.

Doch zu den sogenannten Exchange Traded Products (ETP) gehören noch zwei weitere Hauptarten.

Was der Unterschied zwischen den drei börsengehandelten Finanzprodukten ETN, ETF, ETC ist und wann diese zum Einsatz kommen, schauen wir uns in diesem Blogbeitrag näher an.  


Das Wichtigste in Kürze:

  • Exchange Traded Funds, Exchange Traded Commodities und Exchange Traded Notes sind börsengehandelte Wertpapiere
  • ETF gelten als Sondervermögen wohingegen ETN und ETC um Schuldverschreibungen handelt
  • mit ETFs können gemäß den europäischen UCITS-Richtlinien (Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities, deutsch “Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren”) keine einzelnen Basiswerte abgebildet werden
  • um einzelne Rohstoffe abzubilden braucht es einen ETC
  • die bekanntesten ETNs sind solche, auf physisch besicherte Kryptowährungen

ETN, ETF, ETC unterscheiden sich, indem sie Zugang zu unterschiedlichen Anlageklassen gewähren:

Exchange Traded Note (ETN)Exchange Traded Fund (ETF)Exchange Traded Commoditiy
ermöglichen Zugang zu:Kryptowährungen (Bitcoin, Ether, etc.)Aktieneinzelnen Rohstoffen (Öl, Agrarrohstoffe, Industriemetalle, etc.)
gehebelten oder inversen Basiswerten alle Anlage-Klassen (auch KryptowährungenAnleihenEdelmetallen (Gold, etc.)
ImmobilienRohstoffkörben
Rohstoffkörbengehebelten oder inversen Strategien mit Rohstoff-Basiswerten
Geldmarkt

Was ist ein Exchange Traded Funds?

Um die Unterschiede unter den drei Hauptgruppen ETN, ETF, ETC der Exchange Traded Products auszumachen, müssen wir zunächst nochmal klären, worum es sich bei den einzelnen Produkten genau handelt. Dafür starten wir mit dem Bekanntesten: dem ETF.

ETFs sind börsengehandelte Fonds, die sich an der Wertentwicklung eines Indexes orientieren. Ein einfaches Beispiel ist der DAX. Der Deutsche Aktienindex spiegelt die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes wider. 

ETFs sind börsengehandelte Fonds, die sich an der Wertentwicklung eines Indexes orientieren

Möchtest du nun in diese 40 Unternehmen investieren, kannst du dir entweder ein Portfolio bestehend aus entsprechenden Einzelaktien zusammenbauen oder in einen ETF investieren, der in seinem “Korb” bereits all diese Titel enthält. Direkt Geld in den DAX anzulegen, ist nicht möglich.

Natürlich gibt es nicht nur ETFs auf den DAX, sondern fast 1.200 Indizes, die alle unterschiedliche Kriterien erfüllen. Die bekanntesten sind unter anderem der MSCI World und der MSCI Emerging Markets, die sich auf Industrie- beziehungsweise Schwellenländer beziehen. 

Darüber hinaus kann zwischen zahlreichen weiteren Regionen, Branchen, ethischen und nachhaltigen Aspekten oder sogar Trendthemen wie Batterietechnik, Blockchain oder Biotechnologie gewählt werden. Damit besteht die Möglichkeit, sich ein sehr individuelles Portfolio zusammenzustellen.

Welche Vorteile bietet ein ETF?

Dabei bringt ein ETF eine Reihe von Vorteilen mit sich. Zunächst einmal gelten ETFs als Sondervermögen und werden treuhänderisch von einer Depotbank verwahrt. Das bedeutet, dass dein angelegtes Geld auch bei Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt ist.

Zudem ermöglichen es dir Exchange Traded Funds, kostengünstig in eine Vielzahl an Aktien gleichzeitig zu investieren. Bei ING beispielsweise, kannst du ab einem Betrag von 10 EURO einen Sparplan auf den MSCI ACWI (All Country World Index) anlegen und damit auf knapp 3.000 Unternehmen auf einmal investieren.

Das prädestiniert ETFs für den langfristigen Vermögensaufbau und das passive Investieren. Durch die hohe Diversifikation über zahlreiche Unternehmen hinweg, wird das Risiko eines Totalverlustes minimiert.

Ständiges Traden ist nicht notwendig und so können Rendite schmälernde Gebühren für Kauf und Verkauf eingespart werden. 

Welche Vorteile bietet ein ETF?

Mit automatisierten Sparplänen, die wie Daueraufträge funktionieren, läuft die Kapitalbildung, einmal aufgesetzt, im Hintergrund nahezu von allein. Das macht es gerade bei Kapitalanlegern sehr beliebt, in ETFs zu investieren.

  • gut geeignet zum passiven Investieren und langfristigen Vermögensaufbau
  • bietet Möglichkeit kostengünstig breit zu diversifizieren
  • Investition bereits ab 10 EURO monatlich
  • gelten als Sondervermögen 
  • Sparpläne können als automatisierte Prozesse angelegt werden
  • Fonds mit einem Anteil von mindestens 51 Prozent Aktien unterliegen der Teilfreistellung (es werden nur 70 Prozent der Erträge mit der Kapitalertragssteuer belastet)
  • die Steuern werden ohne Zutun des Anlegers / der Anlegerin automatisch von der Depotbank abgeführt
  • es entstehen keine oder nur geringe Ordergebühren

Welche Nachteile bietet ein ETF?

Bevor du blindlings losrennst und den nächstbesten ETFs kaufst, musst du dich vorab ausreichend informieren und dir eine Strategie zurechtlegen.

Dafür musst du zunächst etwas Zeit investieren. Diese Planungsschritte solltest du auf keinen Fall überspringen, um nicht hinterher eine böse Überraschung zu erleben. Wie gesagt, es gibt fast 1.200 Indizes. Daraus musst du die für dich passenden auswählen.

Nicht alle ETFs sind breit gestreut. Bestimmte Exchange Traded Funds, wie spezifische Branchen oder ThemenETFs, beinhalten nur wenige Titel beziehungsweise sind aufgrund per Definition schon nicht besonders breit gestreut. Das bringt ein höheres Risiko mit sich. 

Entscheidest du dich für einen sehr umfangreichen ETF, wie den MSCI ACWI musst du die darin vorgegebene Gewichtung annehmen. Zum Beispiel besteht dieser Index aus 90 Prozent Industrie- und gerade mal zu 10 Prozent aus Schwellenländern.

Wie sich der MSCI ACWI genau zusammensetzt, erfährst du in diesem Video:

Anhand historischer Daten hat sich jedoch herausgestellt, dass das beste Rendite-Risiko-Verhältnis bei einer Gewichtung von 70 zu 30 Prozent liegt. Um diese Verteilung zu erreichen, müsstest du mindestens mit zwei ETFs arbeiten. 

  • Wissensaufbau (wie bei jedem Investment) dringend empfohlen
  • einmaliger Rechercheaufwand zur Auswahl der geeigneten ETFs
  • individuelle Gewichtungen nur mit mehreren ETFs möglich

ETN, ETF, ETC: Was sind ETCs? 

Exchange Traded Commodities sind börsengehandelte Rohstoffe. Im Gegensatz zu ETFs ermöglichen es ETCs dem Anleger in nur einen einzelnen Rohstoff zu investieren. 

Vor allem bei Gold werden ETCs gern genutzt, da diese den Kassapreis nahezu eins zu eins nachbilden und physisch besichert sind. Das bedeutet, dass die Goldbarren im Tresor des Treuhänders tatsächlich hinterlegt sind. Diese Option besteht auch für einige andere Industriemetalle wie Nickel oder Kupfer. 

Neben Edelmetallen kann man mit einem ETC auch in andere Rohstoffe wie Erdgas, Öl und Lebendvieh. ETCs werden genauso wie ETFs an der Börse gehandelt und bieten damit die gleichen Standards in Sicherheit und Transparenz.

Welche Risiken entstehen mit einem ETC?

Jedoch werden Exchange Traded Commodities nicht als Sondervermögen bewertet, sondern sind unbefristete, besicherte Schuldverschreibung, die an der Wertentwicklung eines oder mehrerer Rohstoffe gekoppelt sind. 

Das heißt, dass im Falle einer Insolvenz eines Emittenten dein investiertes Kapital nicht geschützt ist. Es entsteht ein sogenanntes Emittentenrisiko. Allerdings nutzt der ETC-Anbieter unterschiedliche Methoden, um dieses Risiko zu minimieren.

Welche Risiken entstehen mit einem ETC?

Neben der Koppelung an den Spot-Preis (Kassapreis) des Basiswertes können ETCs ebenso an die Preise von Futurekontrakten des einzelnen Rohstoffes geknüpft werden.    

Besonderheit der ETCs: Rollgewinne und Rollverluste

Exchange Traded Commodities unterscheiden sich vor allem in der Möglichkeit von Rollgewinnen und Rollverlusten gegenüber einem ETN, ETF. ETC, die beispielsweise Agrarrohstoffe, Öl oder Erdgas beinhalten, bilden in der Regel die Wertentwicklung eines Terminkontraktes (Futures) ab.

Beide Bezeichnungen geben bereits einen Hinweis darauf, welche Prozesse dahinterstecken. Bei einem Future wird ein Vertrag zwischen einem Verkäufer und einem Käufer geschlossen, wobei sich der

Verkäufer dazu verpflichtet eine bestimmte Ware, zu einem festgelegten Preis, in einer bestimmten Menge zu einem definierten Zeitpunkt zu liefern. Dahingegen verpflichtet sich der Käufer, diese dann abzunehmen.

Terminkontrakte haben daher nur eine begrenzte Laufzeit und müssen vom ETC-Emittenten regelmäßig vor Laufzeitende verkauft werden. Gleichzeitig werden neue Terminkontrakte gekauft. Im Börsenfachjargon wird dieses Verfahren als “Rollen des Futures” bezeichnet. 

Je nachdem, ob nun der neu erworbene Terminkontrakt günstiger oder teurer ist, als der verkaufte Kontrakt, kommt es entweder zu Rollverlusten oder Rollgewinnen. Daher spielen hier nicht nur die allgemeinen Kursentwicklungen der Rohstoff-ETCs eine Rolle, sondern ebenso die Kurse an den Future-Märkten.  

Besonderheit der ETCs: Rollgewinne und Rollverluste

ETN, ETF, ETC: Wie funktioniere ETNs?

Exchange Traded Notes sind börsengehandelte Wertpapiere, die meist Einzelwerte wie Kryptowährungen oder gehebelte Strategien verbriefen.

Der Handel mit ETNs ist organisiert wie bei ETFs, jedoch gibt es auch hier große Unterschiede bei der Struktur und Besicherung. ETNs verschaffen dem Anleger die Option, in Basiswerte und Strategien zu investieren, die über die anderen beiden ETPs nicht abbildbar sind. 

Die bekannteste Gruppe sind die physisch besicherten ETNs auf Kryptowährungen. Aber auch gehebelte Investments sowie inverse Strategien (Leerverkäufe) sind, ander als bei ETFs, über den Hebel von zwei hinaus möglich. Diese Leveraged Products sind besonders in den USA beliebt.   

Welche Risiken bringen ETCs mit sich?

Genauso wie ETCs sind auch ETNs Schuldverschreibungen. Durch die Investition in einen Exchange Traded Note besitzt du eine Forderung gegen eine Zweckgesellschaft. Diese hat eine unbegrenzte Laufzeit, ist unbegrenzt verfügbar und wirft keine Zinsen ab.  

Wenn dir diese Struktur bekannt vorkommt, liegt das daran, dass diese bei den bekannten Investmentzertifikaten genutzt werden, die Banken gern verkaufen. In den meisten Ländern, abgesehen von Schweiz und Österreich, ist der Verkauf solcher Produkte an Privatanleger jedoch verboten.

Der Unterschied zwischen ETNs und den undurchsichtigen “Structured Products” liegt bei den Emittenten und Besicherungen. Die Zweckgesellschaft verwaltet die Vermögenswerte ähnlich einem Fonds und sorgt mit Berichten für Transparenz. 

ETN, ETF, ETC: Welche Risiken bringen ETCs mit sich?

Dabei besteht für die Zweckgesellschaft die Möglichkeit, die Anlagestrategie mithilfe eines Tauschgeschäfts (Swap) zu besichern, genauso wie bei synthetischen ETFs oder der gebildete Basiswert selbst dient zur Besicherung. Dieser wird dann wiederum physisch erworben und verwaltet. Die physische Absicherung ist vor allem bei Kryptowährungen populär.

ETN, ETF, ETC: Welche Exchange Traded Products hast du in deinem Portfolio? Wie bewertest du die unterschiedlichen Möglichkeiten, die dem Anleger, der Anlegerin damit eröffnet werden? Schreib es uns gern in die Kommentare! Wir freuen uns von dir zu lesen 🙂

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