Exchange Traded Funds sind börsengehandelte Wertpapiere, die sich dadurch auszeichnen, dass sie einen zugrunde liegenden Index nachbilden.
Ziel dabei ist es, diesen Index so genau und kostengünstig wie möglich zu kopieren. Daraus sind unterschiedliche ETF Replikationsmethoden entstanden.
Welche das genau sind, worin diese sich unterscheiden und worauf du achten solltest, klären wir in diesem Blogbeitrag:
Die klassische Methode: die physische Replikation
Mittlerweile gibt es tausende verschiedene Indizes, die alle unterschiedlich in ihrer Gewichtung und Zusammensetzung sind.
Beispielsweise beinhaltet der MSCI ACWI fast 3.000 Aktien aus insgesamt 48 Ländern, wohingegen der EURO STOXX Select Dividend 30 gerade mal 30 Titel beinhaltet.
Allein anhand dieser beiden Indizes ergeben in der Abbildung ganz andere Herausforderungen:
Der EURO STOXX kann mit seinen wenigen Positionen direkt beziehungsweise vollständig repliziert werden.
Die physische Nachbildung ist eine der ETF Replikationsmethoden, bei der, der Anbieter den Index eins zu eins durch den tatsächlichen Kauf zusammenstellt.
Somit würden sich in einem EURO STOXX Select Dividend 30 ETF genau diese 30 Aktien mit den höchsten Dividendenzahlungen aus der Eurozone in genau der gleichen Gewichtung befinden wie im Vergleichsindex.
Jedoch stößt diese Art der vollständigen Nachbildung bei sehr breit gestreuten Indizes, wie dem MSCI ACWI schnell an ihre Grenzen.
Hier nochmal eine kurze Erklärung zum MSCI ACWI, wenn du diesen noch nicht kennst:
ETF Replikationsmethoden: Was ist Sampling?
Um derlei umfangreiche Indizes dennoch in einem ETF unterbringen zu können, nutzen die Anbieter das sogenannte Sampling.
Bei dieser Verfahrensweise werden unter Anwendung gewisser Kriterien nur bestimmte Titel in den ETF mit aufgenommen. Dabei kann es sich zum Beispiel, nur um die relevantesten oder liquidesten Anteile, die den größten Impact haben, handeln.
Was ist mit optimiertem Sampling gemeint?
Den Begriff “optimiertes Sampling” findet man häufig bei den ETF Replikationsmethoden, wenn man auf der Suche nach breit gestreuteren Indizes wie dem MSCI World ETF, FTSE All-World, MSCI Emerging Markets IMI oder MSCI ACWI IMI ist.
Dabei wird die Titelauswahl unter dem Einsatz quantitativer Modelle getroffen.
Das bedeutet, dass nur die, für das System als wesentlich erachteten Elemente sowie ihre Beziehungen untereinander, in Betracht gezogen werden.
Angewendet auf den MSCI World bedeutet das, dass von den knapp 1.600 Aktien vordergründig die Top 10 Unternehmen wie Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Tesla einen erheblichen Einfluss auf dessen Wertentwicklung haben.
Kleine Indexbestandteile werden von den Anbietern nicht aufgenommen. Das hat den Vorteil, dass dadurch niedrigere Transaktions- und Verwaltungskosten anfallen, da sich weniger Positionen im ETF befinden.
Die Nachteile in Form von Gebühren würden hier die Vorteile einer besseren, möglichen Kursentwicklung überwiegen.
Abweichungen bestimmen mit Tracking Difference und Tracking Error
Insgesamt kann eine andere Zusammensetzung zu Abweichungen in der Performance führen. Die Tracking Difference gibt Auskunft darüber, wie stark die Rendite-Schwankungen zum Vergleichsindex in einem gegebenen Zeitraum ausgefallen sind.
Dabei kann es unter Umständen vorkommen, dass der ETF durch Optimierungsmaßnahmen sogar besser als der Basisindex abschnitten hat.
Hierbei gilt zu beachten: im Gegensatz zur Total Expense Ratio (TER), die die jährlichen ETF Kosten angibt, kann die Tracking Difference anhand der Daten im Factsheet oder Key Investor Information Document (KIID) selbst berechnet und generell fehlerhafter sein kann.
Eine geringe Tracking Difference stellt einen gewissen Wettbewerbsvorteil dar, weshalb Anbieter versuchen diesen Wert optimal “schönzurechnen”.
Daher sollte der Betrachtungszeitraum bei der Analyse nicht weniger als ein Jahr umfassen, um so ein Muster in der Abbildungsqualität des ETFs in diversen Marktphasen erfassen zu können.
Als zusätzlichen Indikator zur Bewertung der ETF Replikationsmethoden lässt sich der Tracking Error heranziehen. Tracking Difference und Tracking Error werden oft synonym verwendet, sind in ihrer Bedeutung jedoch unterschiedlich.
Der Tracking Error gibt an, wie stark die Abbildungsdifferenz schwankt. Mathematisch ausgedrückt: die Standardabweichung der ETF-Rendite von der Indexrendite. Umso kleiner der Tracking Error ist, umso exakter der ETF seinen zugrunde liegenden Index ab.
Umgekehrt lässt sich daraus schließen, dass ein großer Tracking Error anzeigt, dass die Abbildungsgenauigkeit des ETFs wenig verlässlich ist. Die Performance bezogen auf den Vergleichsindex ist also mal besser, mal schlechter.
Neben den üblichen Kriterien, wie das Fondsvolumen, die Ertragsverwendung können ergänzend zur Replikationsmethode sowie der TER, die Tracking Differenz und der Tracking Error entscheidend bei der Auswahl des passenden ETFs sein.
Was sind synthetisch replizierende ETFs?
Bei der Recherche zu deinem passenden ETFs bist du vielleicht schon mal auf den Begriff synthetische Replikation gestoßen. Das ist eine weitere Methode, wobei der Index indirekt über ein Tauschgeschäft, auch Swap genannt, nachgebildet wird.
Synthetisch-ETFs sind eine kostengünstige Alternative, um in Nischenmärkte oder Asset-Klassen wie Rohstoffe oder Kryptowährungen zu investieren. Sie ermöglichen Anleger*innen damit einen Zugang, der ihnen sonst verwehrt bliebe.
Schließlich kann kaum jemand hundert Fässer Öl oder eine Tonne Weizen lagern, um physisch in diese Produkte zu investieren.
Beim angesprochenen Swap schließt der ETF einen Vertrag mit einem Finanzinstitut, meist dem Mutterkonzern, ab. Dieser verpflichtet sich, die Indexrendite inklusive aller Dividendenzahlungen bereitzustellen.
Im Austausch erhält der Swap-Kontrahent dafür eine Gebühr sowie die Rendite der Wertpapiere im Sicherheiten-Portfolio.
In einem synthetischen ETF sind die Anlegergelder in einem Wertpapierkorb investiert, der als Sicherheit für das Swap-Geschäft dient. Die Wertpapiere im Sicherheiten-Portfolio müssen nicht zwangsweise mit den Positionen des nachgebildeten Index übereinstimmen.
Welche Vorteile habe synthetische ETFs?
Wie bereits angesprochen gäbe es Option in gewisse Anlageklassen zu investieren gar nicht, wenn diese nicht mithilfe eines Swaps abgebildet werden würden. Darüber hinaus sind Swap-ETFs in der Lage, einige Märkte kostengünstiger und besser widerzuspiegeln.
Beispielsweise wäre der MSCI Emerging Markets mit seinen über 1.400 Unternehmen aus 25 unterschiedlichen Ländern kaum investierbar.
Handelsrestriktionen, mehrere Zeitzonen sowie steuerliche Aspekte machen eine physische Replikation dieses Indexes schwierig.
Im Vergleich zu physischen ETFs kann sich ein kleinerer Tracking Error ergeben. Dabei solltest du jedoch bedenken, dass eine geringere Schwankung nicht gleichzeitig eine geringe Differenz zwischen Fondsrendite und Index bedeutet.
Vor allem bei der Betrachtung der Kosten eines Swap-ETFs ist diese Differenz eine entscheidende Größe. Die Swap-Gebühren sind in der Gesamtkostenquote (TER) nicht enthalten.
In bestimmten Fällen kann der Swap unter den ETF Replikationsmethoden die effizientere und kostengünstigere Alternative darstellen. Gerade bei sehr breiten oder illiquiden Markt-Indizes können synthetische ETFs Vorteile bieten.
Welche Nachteile haben synthetische ETFs?
Aufgrund ihrer Risiken standen Swap-ETFs immer wieder in der Kritik. Vordergründig wurde die komplexe Struktur und geringe Transparenz bemängelt. Fakt ist, synthetische ETFs gehen mit einem Bonitätsrisiko des entsprechenden Finanzinstituts einher.
Der wesentliche Unterschied zwischen einem physischen und einem synthetischen ETF ist die Einbindung einer dritten Partei, dem Swap-Kontrahenten. Diese soll die Performance liefern und bekommt damit die Indexreplikation übertragen.
Das größte Risiko besteht darin, dass der Swap-Kontrahent seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann und diese Ausfälle nicht durch SIcherheiten hinterterlegt sind. Mittlerweile wurden jedoch zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Kontrahenten-Risiko zu verringern.
Laut den UCITS-Richtlinien (“Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities”) soll das Risiko auf zehn Prozent des Fondsvermögens begrenzt werden. Die Sicherheiten werden dabei auf täglicher Basis zu Marktpreisen bewertet.
Der Sicherheitskorb dient im Falle einer Pleite des ETF-Anbieters für die Rückzahlungen des investierten Kapitals. Diese sollten daher sehr liquide sein.
Oftmals werden dafür Blue-Chip-Aktien oder Staatsanleihen verwendet. Einzelne Anbieter haben hier unterschiedliche Ansprüche an die Liquidität und Art der hinterlegten Wertpapiere.
Nur, wenn ein Kontrahent tatsächlich insolvent geht und noch unbesicherte Forderungen bestehen, kommen die Anleger zu Schaden. Um ein solches Szenario besser einschätzen zu können, werden objektive Beurteilungen der Insolvenzwahrscheinlichkeit von Ratingagenturen wie S&P herangezogen.
Zudem können Swap-Verträge mit mehreren Kontrahenten geschlossen werden, sodass sich das Bonitätsrisiko entsprechend auf mehrere Parteien verteilt.
Hast du noch Fragen zu den ETF Replikationsmethoden? Schreib sie uns gern in die Kommentare, wir freuen uns von dir zu lesen 🙂