In Rohstoff-ETFs investieren: Startet gerade der neue Super-Zyklus?

Stark steigende Nachfrage: Rohstoffpreise gefährden Energiewende.” “Explodierende Öl- und Gaspreise…” “Ist das der Beginn eines neuen Rohstoff-Super-Zyklus?”

Diese und ähnliche News schlagen uns derzeit entgegen, wie der raue Wind im Februar. Doch, wo Häuslebauer und dem produzierenden Gewerbe die Schweißperlen auf die Stirn treten, wittern viele Anleger eine Chance.

Wie du in Rohstoff-ETFs investieren kannst und was du dabei beachten solltest, klären wir in diesem Blogbeitrag! 

Steigende Rohstoff-Preise locken Anleger  

Vor allem beim Tanken und der Stromrechnung machen sich steigende Rohstoffpreise im Alltag gerade besonders bemerkbar.

Aber auch immer neue Meldungen über fehlende Industriemetalle suggerieren eine bedrohliche Knappheit über alle Branchen hinweg.

Die Verknappung sowie steigende Preise machen Rohstoffe zu einem beliebten Investitionsobjekt. Wo einigen Medienberichten zufolge bereits der nächste Rohstoff-Superzyklus ausgerufen wird, warnen Skeptiker vor den enormen Schwankungen am Rohstoffmarkt und verweisen immer wieder auf Risiken wie steigende Energiepreise.

Nichtsdestotrotz können Rohstoffe eine sinnvolle Ergänzung der Asset-Allocation darstellen und damit zur Diversifikation des gesamten Weltportfolios beitragen, was bei einem planvollen Vorgehen wiederum zu einer Risikooptimierung führen kann. 

Willst du in Rohstoff-ETFs investieren, bringen diese den Vorteil mit sich, dass du dein Geld kostengünstig und gleichzeitig in eine Vielzahl verschiedenster Erzeugnisse anlegen kannst.

Steigende Rohstoff-Preise locken Anleger  

Wie funktionieren Rohstoff-ETFs?  

Rohstoff-ETFs bilden ebenso wie andere Exchange Traded Funds auch, einen Index nach. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine synthetische beziehungsweise indirekte Replikation. Das bedeutet, dass die Index-Nachbildung über ein Tauschgeschäft (engl. Total Return Swap) erfolgt.

Was ist ein Swap-ETF?

Dabei schließt der ETF einen Vertrag mit einem Finanzinstitut, das sich dazu verpflichtet, dem ETF im Tausch gegen eine Gebühr eine Indexrendite zu gewährleisten.

Swap-ETFs bieten damit eine kostengünstige Alternative für Anlageklassen wie Rohstoffe oder Geldmarkt-Zinssätze, die für die meisten Investierenden sonst nicht zugänglich wären.

Das Swap-Geschäft ist ein Derivatgeschäft, bei dem vereinbart wird, dass der Swap-Kontrahent dem ETF die Indexrendite inklusive aller Dividendenausschüttungen zahlt. Als Gegenleistung erhält er dafür die Swap-Gebühr und die Rendite der Wertpapiere im Sicherheiten Portfolio. 

Zu beachten gilt, dass synthetische ETFs grundsätzlich ein Kontrahenten-Risiko mit sich bringen. Dieses greift, wenn das entsprechende Finanzinstitut (der Kontrahent), in der Regel der Mutterkonzern (z. B. Deutsche Bank, Commerzbank) seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. 

Um dieses Risiko zu verringern, wurden einige Maßnahmen getroffen. So hat die Europäische Union Richtlinien für synthetische ETFs in Europa aufgestellt.

Die sogenannten UCITS-Richtlinien (Undertakings for the Collective Investment in Transferable Securities) besagen, dass nur 10 Prozent des ETFs durch Swap-Geschäfte abgewickelt werden dürfen. Zudem werden mitunter mehrere Kontrahenten eingesetzt. 

Möchtest du in Rohstoff-ETFs investieren, solltest du darüber hinaus einen genauen Blick auf die Differenz zwischen Fondsrendite und Index werfen. Diese ist ausschlaggebend für die Kosten eines Swap-ETFs, da die Swap-Gebühren nicht in der Gesamtkostenquote (TER) enthalten sind. 

Hier erfährst du noch mal alles zum Unterschied zwischen physischen und synthetischen ETFs:

Was sind Futures?

Was du Anleger unbedingt beachten solltest: Rohstoff-ETFs investieren nicht direkt in Rohstoffe. Sie bilden die Wertentwicklung eines Rohstoff-Index synthetisch nach. Dazu werden derivative Wertpapiere wie Futures verwendet.

Futures sind Termingeschäfte, bei dem zwei Parteien eine Art vertragliche Vereinbarung schließen. Dabei verpflichtet sich der Verkäufer eine Ware oder einen Vermögenswert zu einem vorab vereinbarten Preis, Menge, Qualität und Termin an den Käufer zu liefern.

Der Käufer wiederum verpflichtet sich im Gegenzug dazu, die vereinbarte Ware abzunehmen.

In den meisten Fällen werden jedoch keine realen Rohstoffe gehandelt. Der Future bildet die Preisentwicklung des jeweiligen Rohstoffes in der Zukunft ab.

Der in den Nachrichten erwähnte Ölpreis entspricht dem tagesaktuellen Preis und wird auch als Kassapreis oder “Spot Price” bezeichnet. Das ist der Preis, den man in diesem Moment für ein Fass Öl zahlen müsste.

Du kaufst als Privatanleger*in jedoch keine Ölfässer in Echtzeit, daher ist dieser Preis nicht sonderlich relevant für dich. Wenn du in Rohstoff-ETFs investieren willst, setzt du auf Futures, also einen Zukunftspreis eines Rohstoffs zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Beispiel:

Du kaufst also kein Öl, Gas oder Kaffee, sondern du kaufst jetzt das Recht Öl in drei Monaten zu einem bestimmten Preis zu kaufen und jemand anderes verkauft dir dieses Recht. 

Nun kann es sein, dass der Ölpreis steigt und du trotzdem Geld verlierst.

Wie kann das sein?

Gewinn und Verlust hängen davon ab, wie die Schätzung des Preises vor drei Monaten ausgefallen, nicht, ob der tatsächliche Preis gefallen oder gestiegen ist.  

Was sind Futures?

Wie hoch ist das Risiko, wenn ich in Rohstoff-ETFs investieren will?

Rohstoffpreise sind nur schwer vorherzusehen und unterliegen teilweise extremen Schwankungen. Daher sollten sich Anleger*innen darüber im Klaren sein, dass sie damit ein entsprechendes Risiko eingehen.

Einen besonderen historischen und bizarren Ausnahmezustand gab es während der Corona-Pandemie, als der Preis für US-Erdöl zwischenzeitlich erstmals unter null sank.

Zu Beginn des Jahres 2020 wurde bedeutend weniger Benzin, Kerosin und Diesel verbraucht. Die Nachfrage war dementsprechend gering. Zeitgleich waren die Lager für Öl gut gefüllt. 

Die Folge daraus: drohende Verluste. Da kaum jemand das Öl physisch abnehmen konnte oder wollte, mussten Investoren andere für die Abnahme bezahlen.  

Was sagt ETF-Experte Gerd Kommer?

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass vor allem, wenn in den Medien ein großer Boom prognostiziert wird, der Hype im Grunde genommen bereits vorbei ist.

Gerade noch, als die zunächst sehr plausibel klingende Geschichte vom endlichen Öl und den dementsprechend steigenden Preisen verbreitet wurde, kam auch schon das Fracking und die Preise stürzten in den Keller.

“Die Rendite von Rohstoff-Futures könnte in Zukunft dann nennenswert steigen, wenn die Inflation deutlich anzieht und/oder es zu einer schweren weltpolitischen (nicht weltwirtschaftlichen) Krise kommt, die zu Angst vor Versorgungsengpässen und zu Hoarding führt.” – Gerd Kommer  

Diesen Trend können wir mittlerweile seit Mitte 2020 beobachten. 

Nichtsdestotrotz profitieren wir alle davon, wenn die Rohstoffpreise fallen, vor allem als Konsumenten. Steigende Preise nützen den Rohstoff-Futures-Anleger*innen nur tendenziell, da sich der Futures-Markt oft anders entwickelt als der Spot-Markt.

Steigende Preise nützen den Rohstoff-Futures-Anleger*innen nur tendenziell, da sich der Futures-Markt oft anders entwickelt als der Spot-Markt.

Was sollte ich bei der Investition in Rohstoff-ETFs beachten?

Da Rohstoff-Futures überaus volatil sind, bist du gut beraten, wenn diese, gemessen am risikobehafteten Anteil deines Portfolios, nicht mehr als 5 bis 10 Prozent ausmachen.

Der ETF sollte dabei einen maximal breiten Rohstoff-Index abbilden. ETFs auf einzelne Rohstoffgruppen erhöhen mitunter das Risiko ohne zusätzliche Ertragserwartung. 

Was ist drin?

Schaue dir vorab genau das Factsheet an, welche und wie viele Rohstoffe enthalten sind und, ob der ETF mit irgendwelchen Besonderheiten aufwartet, wie beispielsweise die Besicherung mit physischem Gold oder via Aktien von Goldminen.

Was kostet ein Rohstoff-ETF?

Da die Rohstoffpreise über Futures nachgebildet und laufend angepasst werden müssen, findest du bei Rohstoff-ETFs höhere Gesamtkostenquoten (TER) als im Vergleich zu klassischen Aktien-ETFs. Je mehr Futures, umso höher der Aufwand und umso höher die Kosten.

Was sind Rollverluste? 

Die Rendite, wenn du in Rohstoff-ETFs investieren willst, kommt durch den ständigen Kauf und Verkauf der Futures zustande. Diese Einkäufe und Verkäufe werden als “Rollen” bezeichnet.

Entscheidend dabei sind der Kassapreis und der Terminkurs. Die Differenz zwischen diesen beiden Größen nennt man Rollgewinn beziehungsweise Rollverlust.

Ist der Terminkurs kleiner als der aktuelle Kassapreis erwirtschaftet man einen Rollgewinn. Ist der Terminkurs höher als der aktuelle Kassapreis erwirtschaftet man einen Rollverlust. 

Der Constant Maturity Commodity Index (CMCI) versucht das Problem der entstehenden Rollverluste bei einer langen Anlagestrategie zu lösen. Durch einen neue Austauschmechanismus auf täglicher Basis sowie verschiedener Kontraktlaufzeiten will der Index die Teilhabe an den Forward-Märkten ermöglichen. 

Doch auch hier kann es zu Rollverlusten kommen. 

Was sind Rollverluste? Sollte ich in Rohstoff-ETFs investieren?

Sollte ich in Rohstoff-ETFs investieren?

Entscheidest du dich für eine Investition sollte dir bewusst sein, dass es sich um eine sehr riskante Anlage handelt, die nur einen Anteil deines Gesamtportfolios ausmachen sollte. Kritiker der Rohstoff-Futures (Gerd Kommer / Dr. Andreas Beck) sehen keine Notwendigkeit darin diese Asset-Klasse überhaupt zu integrieren.

Andererseits könnten Rohstoffe unter den derzeit gegebenen Umständen gewisse Renditechancen mitsichbringen und gesamtheitlich betrachtet zu einer Diversifikation und damit zu einer gewissen Verringerung des Risikos beitragen.

Was ist deine Meinung zu Rohstoff-ETFs? Findest du diese gehören ins Portfolio? Und, wenn ja, warum? Schreib es uns gern in die Kommentare! Wir freuen uns von dir zu lesen 🙂

P.S. Doch wie sieht es mit Gold aus? Solltest du das glänzende, goldene Metall – das Metall, das Könige und Nationen verführt hat -, dir ins Depot holen?

Erfahre es jetzt in unserem ausführlichen Artikel zu Gold ETFs.

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