Derivate – Was zum Teufel ist das?
Warum du diesen Artikel lesen solltest:
- Du erfährst was für ein interessantes Konzept hinter dem langweiligen Begriff steckt.
- Du erfährst, wie du mit 100€ um 10.000€ spekulieren kannst.
- Du lernst mehr kennen als nur Aktien.
- Du kannst vielseitiger Investieren.
- Du bist sicher vor CFD Schulden
Warum dieser Artikel geschrieben?
Ich habe diesen Artikel deshalb geschrieben, weil ich schon seit einer Weile endlich wissen wollte, was denn hinter dem mysteriösen Begriff “Derivat” steckt. Nachdem ich es rausgefunden hatte, war das Thema nicht mehr interessant für mich, aber das kann bei dir ja durchaus anders sein!
Die Vorgeschichte
Ich saß eines Nachts im Zug nach Hause. Ich hatte ein Toastmastertreffen in Dortmund besucht. Dort lernt man gemeinsam mit einer Gruppe freies Reden, Verkaufen, Präsentieren und effizientes Vortragen. Das lockt natürlich ein finanziell starkes Klientel an. Toastmasters Veranstaltungen sind recht gut geeignet, um Selbstständige und Unternehmer kennenzulernen. So war es dann auch bei mir. Es war schon dunkel geworden und ich konnte keine Bahn nach Hause finden. Aus diesem Grund irrte ich eine Weile umher, bis ich einen der Vortragenden an einer Bushaltestelle fand. Ich bat ihn um Rat und wir kamen ins Gespräch. Schnell ging es um Geld. Irgendwie hatte er es wohl geschafft aus 10.000€ recht schnell 15.000€ zu machen. Bei mir schrillten natürlich alle Alarmglocken, denn für eine Rendite von 25% im Monat muss natürlich erhebliches Risiko aufgenommen werden. So richtig konnte mir der Betreffende Glückpilz auch nicht erklären, wie das Ganze funktionierte. Ich schnappte nur den Begriff “Derivat” auf. Zugegeben, so gut werde ich den Begriff auch nicht erklären können, weil Derivate zu den eigenartigsten Finanzprodukten gehören. Ich versuche trotzdem mal es zu erklären. Dabei bin ich Thomas von Finanzfluss sehr dankbar, der mir vor einigen Jahren geholfen hat, Derivate zu verstehen.
Derivate sind…
kein eigener Wert. Sie beziehen sich dafür auf sogenannte Basiswerte. Ein Basiswert kann im Grunde alles sein: Aktie, Rohstoff, Anleihe. Dieser Basiswert muss lediglich Schwankungen unterworfen sein und einen Preis haben. Preise schwanken immer und durch diese Preisdifferenz kann Gewinn oder Verlust erzielt werden. Derivate waren ursprünglich da um gegen Verlust abzusichern. Mittlerweile werden sie aber primär benutzt, um Spekulationsgewinne zu realisieren. Derivate werden über die Börse oder eigene Börsen gehandelt. Auch wenn kaum einer von ihnen gehört hat machen sie einen riesigen Teil der Gesamtwirtschaft aus.
Beispiel: Derivat auf Baumwolle
Baumwolle möchte man nicht tonnenweise kaufen, lagern und verkaufen. Besonders als Privatperson hat man absolut keinen Platz dafür. Mit Derivaten kann man jedoch trotzdem auf den Baumwollpreis spekulieren. Wenn z.B. eine Tonne Baumwolle 10.000€ kostet, ich aber denke, dass sie warum auch immer bald 11.000€ wert sein wird, dann kaufe ich ein Baumwollderivat. Dann verbindet mich die Derivatbörse mit jemanden der denkt, dass der Baumwollpreis nicht in dem Ausmaß steigen wird. Es geht bei Derivaten um das Verhältnis und nicht um die Summe. So könnte ich z.B kein Zehntel einer Amazon Aktie für 160€ kaufen (die Einzelaktie kostet zur Zeit ca 1600€). Bei Derivaten kann ich aber auch nur 160€ einsetzen und auf den Preis der Aktie wetten. Wenn der Preis tatsächlich von 1600€ auf 2000€ ansteigt, habe ich bei 160€ Einsatz ganze 40€ Gewinn gemacht, denn mein 160€ Derivat ist 200€ wert. Jetzt wird es komplizierter, denn ich kann das ganze auch hebeln. Dann bekommt es ein anderes Verhältnis z.B 1:10 und wenn ich dann die Wette gewinne sind die 20% Kursgewinn in 200% umgeschlagen – mein Derivat ist 200€ wert. Umgekehrt habe ich aber auch einen zehnfachen Verlust, wenn der Derivatwert um 10% sinkt. Keine Sorge, im Verlauf dieses Artikels erkläre ich diesen Sachverhalt noch genauer.
Wenn wir Derivate als Sicherheit anstatt als Spekulationsobjekt benutzen, dann kann ich als Baumwollbauer z.B. sichergehen, dass egal was passiert meine Baumwolle zu 10.000€ pro Tonne verkauft wird. Dafür muss ich nur ein Derivat abschließen, das diesen Wert festhält. Das Derivat ist dann praktisch ein Handelsvertrag, den jemand anderes mit mir eingehen kann. Er verpflichtet sich dann, mir 10.000€ für eine Tonne Baumwolle zu zahlen. Das bedeutet ich habe dieses Geld sicher, egal was passiert, denn er hat mir meine Baumwolle abgekauft, bevor er sie wirklich gekauft hat. Wenn die Baumwollpreise extrem fallen und Baumwolle jetzt nur noch 5.000€ pro Tonne wert ist, kann mir das egal sein. Ich kann sogar eine spezielle Form von Derivat verwenden:
Es gibt viele Arten von Derivaten:
Optionen sind ein Vertrag, der den Halter der Option das Recht gibt den Basiswert der Option zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Option heißt diese Derivatform deshalb, weil es eben nicht verpflichtend ist, diese Option auch einzulösen. Wenn ich z.B. eine Option auf die Amazon Aktie habe, durch die ich sie für 2000€ kaufe, löse ich meine Option dann ein, wenn sie z.B schon 2200€ kostet. Wenn sie aber nur 1800€ kostet, dann kaufe ich die Aktie natürlich lieber regulär für diesen Preis und lasse meine Option verfallen. Damit ich so einen tollen Deal bekomme, muss ich allerdings eine Optionsprämie zahlen. Die Höhe dieser Prämie hängt vom Zeitraum in dem ich mich entscheiden kann ab und von der Preisdifferenz zwischen dem jetzigen Wer und dem geplanten Verkaufswert. Ich kann mit Optionen in beide Richtungen wetten. Wenn ich denke, dass der Preis eines Basiswerts steigt setze ich meine Option auf “call” und wenn ich denke dass er sinkt, auf “put”.
Ein CFD ist ein Differenzvertrag (Contract For Difference). Beim CFD dreht sich alles um den Preis. Wer CFDs einsetzt der schließt Wetten auf die Preisentwicklung von Basiswerten wie Aktien oder Rohstoffe ab. Die Basiswerte werden dabei nicht gekauft. Es wird wie gesagt lediglich eine Preiswette abgeschlossen. Kaufst du ein CFD auf einen Wert, dann bekommst du Geld wenn dieser steigt und verlierst Geld wenn dieser sinkt. Wenn du möchtest kannst du aber auch auf den Preisverfall wetten und bekommst dann Geld wenn der Preis sinkt, während du Geld verlierst, wenn der Preis steigt. CFDs werden gehebelt. Das bedeutet, es wird mit mehr Geld gearbeitet, als eingezahlt wurde. Ein 100er Hebel bedeutet z.B. dass du nur 20€ einsetzen musst, um eine Amazon Aktie abzubilden, die 2000€ kostet. Die 20€ welche du hinterlegst werden als Margin bezeichnet. In diesem Beispiel liegt eine Margin von 1% vor, da mit 20€ nur 1% des Gesamtwertes von 2000€ aufgebracht wurden. Geld wird durch CFDs dann erwirtschaftet, wenn die Aktie steigt. Wenn der Preis der Amazon Aktie jetzt auf 2200€ steigt und damit 10% mehr wert ist, bekommst du als CFD Halter die 200€, obwohl du ja nur 20€ eingesetzt hast. Du hast also unglaubliche 1000% Gewinn gemacht. Wenn die Aktie jetzt aber nur noch 1800€ wert wäre, dann sind nicht nur deine 20€ weg, sondern du hast 180 weitere Euro Schulden.
Futures
Wie der Name schon sagt beziehen sich Futures auf die Zukunft. Futures beziehen sich ebenfalls auf einen Basiswert. Dieser Basiswert wird nach Qualität, Menge, Preisveränderung und Kaufzeitpunkt ausgerichtet. Man schließt auf diese Weise Verträge, die erst in Zukunft stattfinden.
Fazit:
Derivate sind eine sehr interessante Anlageform, die es ermöglich auch dann in Rohstoffe zu investieren, wenn man seine Wohnung nicht mit Rohstoffen füllen will. Außerdem ermöglicht sie einem, so viel oder wenig Geld wie man möchte für Aktien und Co auszugeben ohne den Stückpreis zu berücksichtigen. Dennoch sind Derivate kein Wert an sich sondern immer ein Vertrag, respektive eine Wette. Es gibt sehr gewinnbringende Spekulationsmöglichkeiten, die jedoch dadurch genauso riskant sind. Wer mit Plan und verlässlich investieren will, der greift nicht auf Hebel zurück. Es sollten niemals Schulden für Derivate aufgenommen werden. Mit Derivaten kann risikoreich oder auch moderat angelegt werden. Wichtig ist, dass man sich zuvor mit den Basiswerten auseinandersetzt, für die man Derivate erwirbt.
Wenn du sichere Geldanlage lernen willst, dann sieh dir lieber das hier an: Reich werden ohne Derivate!
Hinweis:
Natürlich ist dieser Artikel keine offizielle Finanzberatung, sondern spiegelt nur meine eigene Meinung und Erfahrung wieder. Du bist selbst für deine finanziellen Handlungen verantwortlich und ich bin genauso wenig für Fehlinvestitionen zu belangen, wie du mir Geld zahlen musst, wenn du finanziell erfolgreich wirst.
5 Gedanken zu „100.000€ aus dem Nichts? – Derivate“