Vermögen abbauen: Das solltest du bei der Depotentnahme beachten

Für die meisten Menschen geht es in erster Linie darum, wie sie ein Vermögen aufbauen können. Sie sparen, investieren und arbeiten daran, passives Einkommen zu generieren.

Der Gedanke an einen Entnahmeplan und wie man richtig Vermögen abbauen kann, kommt vielen gar nicht beziehungsweise erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Daher wollen wir uns diesem Thema mal etwas näher widmen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du richtig “entsparen” kannst und was du dabei beachten solltest.

Schon während des Vermögensaufbaus an die Entnahme denken

Befindet man sich in der Phase des Vermögensaufbaus, plant man meist damit, dieses für seinen späteren Lebensunterhalt zu verwenden. Mögliche Ziele dabei können die Teilzeitarbeit, ein früherer Renteneintritt oder die Schließung der Rentenlücke sein. 

Damit steht der große Plan. Während des Sparens und Investierens denkt man selten daran, wie das Vermögen dann auch wieder verbraucht werden soll.

Doch auch während dieses Abschnitts kannst du dir schon folgende Frage stellen: “Wie soll ich mein Portfolio strukturieren, sodass es möglichst zuverlässig eine regelmäßige Auszahlung in einer bestimmten Höhe erbringt?”

Sozusagen deine selbst erzeugte Rente. Dein passives Einkommen. Es ist durchaus sinnvoll, sich bereits im Vorhinein mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.

Schließlich erzeugen unterschiedliche Vermögensanlagen unterschiedliche Cash-Erträge, zum Beispiel Dividenden aus Aktien, Zinsen aus Anleihen oder Mieteinnahmen bei Immobilien.

Hier findest du nochmal ein Video, wie du auf unterschiedlichste Art und Weise Cashflow erzeugen kannst:

Vermögen abbauen über Anteilsverkäufe oder Ausschüttungen?

Gedanklich beginnen die meisten Anleger dann, einen Unterschied zwischen Ausschüttungen und Anteilsverkäufen zu machen. Du kannst dir ja selbst überlegen, wie es für dich anfühlt, wenn du 100 Euro an Dividendenzahlungen bekommst oder, wenn du für 100 Euro Aktien verkaufen würdest.

Das, was am Ende in deinem Verrechnungskonto steht, ist in beiden Szenarien gleich. Nämlich 100 Euro.

Ausschüttungen lassen sich, gefühlt, leichter verkonsumieren, als Erträge aus Verkäufen. Das Verbrauchen laufender Erträge wird oft als weniger “schädlich” empfunden, als das Verbrauchen von Kapital. In den meisten Fällen besteht allerdings, rein rational betrachtet, kein Grund dazu, die eine Entnahmeart der anderen zu bevorzugen. 

Handelst du dem zuwider, hat das meist nur mit unterbewussten Glaubenssätzen und Annahmen zu tun. Welche Argumente deine Entscheidungsfindung beeinflussen und, ob diese tatsächlich relevant sind, schauen wir uns jetzt näher an.

Annahme 1: Mit Ausschüttungen kann ich Steuern sparen

Aus steuerlicher Sicht besteht zwischen Variante-A dem Verbrauch von Ausschüttungen und Variante-B dem Verbrauch von Erträgen aus Verkäufen bei Kapitalanlagen im Privatvermögen in Deutschland kein wesentlicher Unterschied.

In den meisten anderen Ländern verhält es sich ähnlich oder Variante-B wird steuerlich sogar günstiger behandelt. Dieser Aspekt bezieht sich allerdings in erster Linie auf Privatvermögen und nicht auf betriebliches Vermögen. 

Vermögen abbauen: Annahme 1: Mit Ausschüttungen kann ich Steuern sparen

In der Regel müsse Anleger in Deutschland pauschal 25 Prozent Abgeltungssteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer auf Kapitalerträge zahlen. Egal, ob diese aus Ausschüttungen oder Verkäufen stammen.

Die Abgeltungssteuer ist eine sogenannte Quellensteuer und wird somit direkt vom Finanzinstitut einbehalten und an das zuständige Finanzamt weitergeleitet. Es lohnt sich immer, beim Broker einen Freistellungsauftrag zu stellen und den Sparerpauschbetrag von 801 Euro beziehungsweise 1.602 Euro bei zusammen veranlagten Personen zu nutzen.

Zudem unterliegen Aktienfonds und ETFs, die eine Aktienquote von mehr als 50 Prozent haben, der Teilfreistellung. Das bedeutet, dass du nur auf 70 Prozent deiner Gewinne Steuern zahlen musst. Bei einem Mischfonds mit einer Aktienquote von mehr als 25 Prozent liegt die Teilfreistellung bei 15 Prozent.

Annahme 2: Möchte ich Vermögen abbauen, sind ausschüttende Fonds günstiger  

Bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder Fondsanteilen entstehen Transaktionen. Auf den ersten Blick könnte man also meinen, dass die anfallenden Gebühren einen Nachteil beim Vermögensabbau darstellen. 

Bei tieferer Analyse lässt sich jedoch erkennen, dass thesaurierende, also Erträge reinvestierende gegenüber ausschüttenden Fonds in der Praxis kaum beziehungsweise nicht ins Gewicht fallende Vorteile bieten. Der Wert der Fondsanteile vermindert sich nach der Ausschüttung um fast exakt der Höhe der Zins-oder Dividendenzahlungen.

Umgekehrt werden bei einem thesaurierenden Fonds, die laufenden Erträge dazu genutzt, weitere Anteile nachzukaufen. Nun gibt es drei mögliche Konstellationen: 

a) die Ausschüttungen treffen genau deinen Bedarf, 

b) die Ausschüttungen sind niedriger als dein Bedarf und 

c) die Ausschüttungen sind höher als dein Bedarf.

Annahme 2: Möchte ich Vermögen abbauen, sind ausschüttende Fonds günstiger  

Option a) kann man hier sicherlich getrost unter den Tisch fallen lassen, da diese in den wenigsten Fällen eintreffen wird. 

Sind, wie in Situation b) die Ausschüttungen zu gering, um davon deinen Lebensunterhalt zu bestreiten, bist du so oder so dazu gezwungen weitere Anteile zu verkaufen.

Darüber hinaus ist der größte Teil der Transaktionskosten bei den meisten Depotbanken fix und nicht von der Höhe des Verkaufsvolumens abhängig.

Im c) Kontext entsteht zusätzlicher Aufwand, wenn man nur auf ausschüttende Fonds setzt. Warum? Weil du dich selbst darum kümmern musst, die überschüssigen Gewinne wieder zu reinvestieren. Ein Kauf, der wiederum mit Gebühren verbunden ist. 

In der Phase, in der man Vermögen abbauen möchte, bieten ausschüttende Fonds demnach kaum einen signifikanten Vorteil im Bezug auf die Transaktionskosten.

Annahme 3: Wenn ich Anteile verkaufe, habe ich ja irgendwann nichts mehr

Dieses Argument klingt zunächst absolut plausibel. Nutzt man nur die Ausschüttungen bleibt das Portfolio weiterhin bestehen. Werden regelmäßig Anteile verkauft, ist irgendwann nichts mehr da. Dahinter steckt der Glaube, dass Dividenden-Aktien langfristig höhere Renditen liefern und/ oder ein niedrigeres Risiko haben, als Papiere mit geringeren Dividendenrenditen oder der Gesamtmarkt.

Allerdings hat die Analyse historischer Daten gezeigt, dass die weltweite Dividendenstrategie (vor Steuern und Kosten) in den vergangenen zehn Jahren den allgemeinen Markt entweder unterperformt oder gleichauf mit globalen Indizes wie dem MSCI World lag.

Daraus ergibt sich keine besonders attraktive Portfoliorendite, nur, weil die Dividendenstrategie angewendet wurde.

Annahme 3: Wenn ich Anteile verkaufe, habe ich ja irgendwann nichts mehr

Soviel zur Performance. Hinzu kommt, dass Aktienrenditen, ganz banal ausgedrückt, die Summe aus Kursgewinnen und Dividendenrenditen sind. Beides sind ökonomisch betrachtet – Entnahmen.

Es ist ein Irrglaube, dass eine Dividende bei einem “guten” Unternehmen den Aktienkurs im Moment der Ausschüttung nicht betragsgleich senkt. Das Gefühl, man bekommt bei den “Dividendenperlen also etwas geschenkt” ist absolutes Wunschdenken.

Für dich als Anleger ist es gehupft wie gesprungen, ob du deinen Cash-Flow über Ausschüttungen oder Anteilsverkäufe erzeugst. Der “Substanzverlust” im Sinne der Änderung des Gesamtdepotwertes ist in beiden Konstellationen exakt gleich groß. 

Annahme 4: Nachhaltig Vermögen abbauen ist nur mit Anteilsverkäufen möglich

Ohne die Bereitschaft, in manchen Jahren Anteilsverkäufe durchzuführen, ist eine jährliche Entnahmerate von mehr als dreieinhalb Prozent des Depotwertes in den meisten, typischen Konstellationen nicht durchgängig möglich.

Selbst für diese eher niedrige Entnahmerate dürfte eine Aktienquote von 50 Prozent oder mehr erforderlich sein. Das trauen sich, zumindest hier in Deutschland, allerdings nur die wenigsten Privathaushalte zu. 

Jedoch darf die Rendite aller Asset-Klassen nach Abzug von Steuern, Kosten und Inflation nicht überschätzt werden. Als Anleger*in erinnert man die eigenen vergangenen Renditen verzerrt positiv. Die meisten Kalkulationen beruhen auf Schätzungen, die zwar nützlich sind, in der Realität jedoch nur begrenzten Erkenntniswert besitzen.

Die Zukunft ist kein linear verlaufender Pfad. Geringe Abhilfe können unterschiedliche optimistische und pessimistische Punktschätzungen bieten. Um genauere Ergebnisse zu erzielen, kann die Monte-Carlo-Simulation hilfreich sein. Diese nutzt zur Lösungsfindung mathematische Algorithmen. 

Annahme 4: Nachhaltig Vermögen abbauen ist nur mit Anteilsverkäufen möglich

Dabei werden im Investment-Kontext auf Basis von Annahmen über erwartete Rendite und Volatilität (Unsicherheit der Rendite) eines Portfolios, die Restlebenserwartung des Anlegers sowie die Portfolio-Einzahlungen und -entnahmen von einem Computer tausende unterschiedliche Prognosen erzeugt. 

Ist der Haushalt auf Entnahmen des Depots angewiesen, kann er diese Auszahlungen im Zeitablauf präzise und bequem steuern. Er ist nicht den Unwägbarkeiten von einmalig oder chronisch zu niedrigen, gelegentlich zu hohen und stets schwankenden Ausschüttungsrenditen ausgesetzt. 

Als Privatanleger kannst du dich also getrost von dem Gedanken verabschieden, dass ausschüttende Fonds besser seien, als die Entnahme durch Anteilsverkäufe. 

Setzt du in deinem Depot eher auf ausschüttende oder thesaurierende Fonds? Würdest du diese später umschichten? Schreib es uns gern in die Kommentare. Wir freuen uns von dir zu lesen 🙂

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