Du hast dir einen Plan gemacht und tagelang überlegt, wie du deine Assets gewichten möchtest. Nachdem du endlich alle deine Vorstellungen in deinem Depot umgesetzt hast, machen dir die Kursentwicklungen deine Allocation zunichte. Was nun?
Diese Verschiebungen kannst du ausgleichen, mit dem sogenannten Rebalancing. Portfolio – Strukturen können so wieder hergestellt werden.
Warum das wichtig ist und wie du ein Rebalancing sinnvoll umsetzen kannst, klären wir in diesem Blogbeitrag!
Nachfolgend findest du Antworten auf die folgenden Fragen:
- Was ist Rebalancing?
- Warum ist Rebalancing wichtig?
- Was ist der “Rebalancing-Bonus”?
- Welche Auswirkungen hat Rebalancing zwischen unterschiedlichen Asset-Klassen?
- Wie kannst du die ursprüngliche Gewichtung deines Portfolios wiederherstellen?
- Was ist rebalancing nicht?
Was ist Rebalancing?
Rebalancing ist die turnusmäßige Wiederherstellung der ursprünglichen Gewichtung. Durch unterschiedliche Renditeentwicklungen der einzelnen Komponenten in deinem Depot kann es zu Verschiebungen kommen.
Über längere Zeiträume hinweg werden diese nahezu zwangsläufig eintreten.
Für die bessere Verständlichkeit möchte ich dir gern ein simples Beispiel geben:
Stell dir vor, dein geplantes Weltportfolio fußt auf einem MSCI World und einem MSCI Emerging Markets ETF. Das sind zwei Indexfonds, die sich jeweils auf Industrie- und Schwellenländer fokussieren.
Um für dich die beste Kombination aus überschaubarem Risiko und erwarteten Rendite-Chancen zu erhalten, hast du dich dazu entschieden, 70 Prozent deines monatlichen Sparbetrages in den MSCI World und 30 Prozent in den Emerging Markets ETF zu investieren.
Nehmen wir an, dabei handelt es sich um insgesamt monatlich 100 EURO. Diese teilen sich dementsprechend in 70 EURO für entwickelte Staaten und 30 EURO Schwellenländer auf.
Rein anhand deines Sparbetrages würden sich die beiden Bestandteile auf entsprechend 840 EURO und 360 EURO belaufen.
Warum sich ein 70/30 Portfolio lohnt, kannst du hier nochmal nachschauen:
In diesem Szenario gibt es keine Notwendigkeit und angebracht ist der Verzicht auf Rebelancing. Portfolio-Bestandteile unterliegen jedoch den Marktbedingungen und zufolge bestimmten Kursentwicklungen.
Interessant wird es also, wenn wir unterschiedliche, Renditeentwicklungen pro Jahr haben. Das schauen wir uns anhand eines Beispiels jetzt einmal genauer an.
Illustration der Notwendigkeit von Rebalancing
Portfoliokomponente | MSCI World | Emerging Markets | Gesamtportfolio |
Geldbeträge Anfang des Jahres 1 | 840 EURO | 360 EURO | 1.200 EURO |
Gewichtung des Gesamtportfolios | 70% | 30% | 100% |
Rendite der Einzelkomponenten im Jahr 1 | 20% | -10% | 11% |
Geldbeträge Ende des Jahres 1 | 1.008 EURO | 324 EURO | 1.332 EURO |
Gewichtung im Portfolio Ende Jahr 1 | 75.68% | 24.32% | 100% |
Wie du in diesem Beispiel sehen kannst, hat sich die Gewichtung nach einem Jahr zugunsten des MSCI World verschoben. Dieser ETF ist nun bedeutend höher gewichtet, als die Emerging Markets Komponente.
Warum ist Rebalancing wichtig?
Bei der im obigen Beispiel aufgezeigten starken Verschiebung der Gewichtung verändert sich das zuvor definierte Risikoprofil des Gesamtportfolios.
Vor allem risikoreiche Asset-Klassen können langfristig höhere Renditen aufweisen und werden im Zeitablauf ein steigendes Gewicht einnehmen. Daher lohnt sich ein Rebalancing.
Portfolio-Strukturen sollten in ihr ursprünglich geplantes Verhältnis zurückversetzt und damit auch das beabsichtigte Risiko-Rendite-Niveau wiederhergestellt werden.
Häufig wird eine solche Veränderung im Depot von den meisten Anlegern bemerkt, aber toleriert. Intuitiv fühlt es sich für die meisten Menschen nicht richtig an, gut gelaufene Anlagen nun zu verkaufen und die schlecht gelaufenen aufzustocken.
Diese psychologische Hürde gilt zu überwinden. Im obige Beispiel müssten nun Anteile des Emerging Markets nachgekauft werden, obwohl dieser bedeutend schlechter gelaufen ist, als der MSCI World.
Kann man keine Zukäufe realisieren, wäre es theoretisch notwendig Anteile des gut laufenden MSCI World zu verkaufen.
Was ist der “Rebalancing-Bonus”?
Neben dem, durch die starke Über- oder Untergewichtung entstehendem Risiko, gibt es einen weiteren Grund, der für das Rebalancing spricht, und zwar die Rendite.
Bei einem gut diversifizierten Portfolio kann die jährliche Rendite ein wenig erhöht werden, während das Risiko sich kaum verändert oder sogar minimal sinkt. Dabei rebalanced du über laufende Cash-Flows.
Dieser renditefördernde Effekt bezieht sich auf das Rebalancing innerhalb der Asset-Klassen, also bei Wertanlagen, die dieselbe erwartete Rendite und ein ähnliches Risiko aufweisen.
Selbst ein halber Prozentpunkt bei der Rendite kann über einen Anlagehorizont von mehreren Jahrzehnten einen enormen Zugewinn beim Vermögensendwert darstellen.
Natürlich ist der positive Renditeeffekt des Rebalancing nicht garantiert. Über kürzere Zeiträume, wie etwa über fünf Jahre hinweg kann die Umschichtung keine oder sogar nachteilige Auswirkungen auf die Portfoliorendite haben.
Wann genau diese negativen Phasen auftreten, lässt sich nicht genau vorhersagen. Der positive Einfluss im Sinne der Risikostabilisierung ist dagegen verlässlicher.
Rebalancing zwischen unterschiedlichen Asset-Klassen
Mit unterschiedlichen Asset-Klassen sind Anlagen verschieden erwarteter Rendite und anzunehmenden Risiko gemeint, wie zum Beispiel Aktien und Anleihen.
Dabei kann es auch in diesem Szenario tendenziell zu einer Senkung der Rendite kommen, nutzt man das Rebalancing.
Portfolio-Gewichtung könnten sich dahingehend verändern, dass gerade rentierliche Asset-Klassen im Zeitablauf eingeschränkt werden.
Nichtsdestotrotz lohnt sich ein Rebalancing ebenso auf dieser Ebene, wodurch eine Erhöhung der risikogewichteten Rendite möglich ist.
In jedem Fall ist die Überprüfung und Anpassungen der Verhältnisse der einzelnen Assets und Anlageklassen im Sinne des “Risiko-Controllings” vorteilhaft und rational.
Rebalancing – Portfolio zurück zur Ursprungsgewichtung
Welche Maßnahmen kannst du nun ergreifen, um dein Portfolio in seine anfänglich geplante Version zurückzuversetzen?
Es ist definitiv nicht notwendig, täglich dein Depot auf eventuelle Abweichungen hin zu überprüfen. Genauso wenig macht es Sinn, nur minimale Veränderungen sofort wieder exakt zu korrigieren.
Häufig reicht es aus, einmal im Jahr ein Rebalancing vorzunehmen.
Eine Option ist das Hinzukaufen von weiteren Anteilen. Dieses Vorgehen sollte für die meisten Anleger in Frage kommen. Dabei werden neue Finanzmittel verwendet, um die Untergewichtungen auszugleichen.
Die zweite Variante ist die Entnahme. Befindet man sich gerade in der Portfolio-Verbrauchsphase, bietet es sich an, Anlagen, die in ihrem Gewicht gestiegen sind, zuerst zu verkaufen.
In beiden Fällen handelt es sich um Methoden über laufende Cash-Flows.
Diese Verfahrensweise sollte immer bevorzugt werden, da sie keine zusätzlichen Transaktionskosten oder Steuern verursacht. Das ist eine mögliche Umsetzung des Rebalancing – Portfolio-Strukturen werden demnach über Ver- oder Zukäufe angepasst.
Rebalancing mittels Umschichtung
Hat man bereits ein sehr großes Portfolio im Verhältnis zu seinen monatlichen Sparbeiträgen aufgebaut, kann es gut sein, dass sich anfänglich geplante Gewichtungen nicht mehr über den Cash-Flow bewältigen lassen.
Wenn du als Anleger absehen kannst, dass du mit regelmäßigen Zukäufen innerhalb der nächsten 36 Monate nicht an deine Zielallokation heranreichst, bleibt dir nur die Umschichtung, als Form des Rebalancing – Portfolio-Anteile werden demnach umverteilt.
Das bedeutet jedoch im Endeffekt, dass die Verkäufe und Käufe, die getätigt werden müssen, letztendlich zu weiteren Transaktionskosten und Steuern führen.
Diesen Nachteil sollte man immer gegen den Vorteil des Rebalancings abwägen.
Das “Rebalancing-Band” nutzen
Zusätzlich oder anstatt der Cash-Flow Methode könntest du auch ein “Rebalancing-Band” verwenden. Dabei legst du eine gewisse Bandbreite, beispielsweise von +/- 20 Prozent fest, in der du zunächst untätig bleibst.
Über- oder unterschreitet eine Asset-Klasse dann ihre Zielallokation, könntest du eine Umschichtung vornehmen.
Damit hast du nicht zwingend ein festes Datum, an dem du aktiv wirst, sondern von dir festgelegte Kennzahlen, die dich zum Handeln veranlassen.
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine klare Aussage, ob nun die Kalender- oder Band-Vorgehensweise besser sind. Das kannst du je nach deine Vorlieben entscheiden.
Wie solltest du Rebalancing nicht betreiben?
Rebalancing sollte man auf keinen Fall als verkapptes Instrument des aktiven Investierens betreiben. Es geht hier nicht darum bestimmte, ideale Zeitpunkte für Käufe und Verkäufe, wie im Market Timing üblich, zu ermitteln.
Das Rebalancing ist ein strikter, disziplinierter Vorgang, der in regelmäßigen Abständen stattfindet.
Von Spekulationen auf fallende oder steigende Kurse solltest du dich hüten.
Wie betreibst du regelmäßiges Rebalancing – Portfolio-Umschichtung oder Cash-Flow Variante? Schreib es uns gern in die Kommentare! Wir freuen uns von dir zu lesen.
P.S. Die beste Zeit für sinnvolles Rebalacing ist immer Dezember oder Januar. Nimm dir einfach Zeit und packe es mit in deine Jahresreflexion.
Und wenn du gerade dabei bist… warum bereitest du dich nicht auf 2022 vor? Unsere Finanztrends 2022 helfen dir dabei?