Seit dieser Woche können US-Anleger in den ersten Bitcoin-ETF investieren. Der auf Bitcoin-Futures basierende, börsengehandelte Fonds markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Welt der Kryptowährungen.
Wie der ETF genau funktioniert, welche Vor- und Nachteile der Fonds mit sich bringt und zahlreiche weitere Fragen klären wir in diesem Blogbeitrag!
Der holprige Start des Bitcoin-ETFs
Am 19. Oktober 2021 ist an der New Yorker Börse der erste Bitcoin-Indexfonds an den Start gegangen. Der ProShares Bitcoin Strategy ETF, kurz BITO, ist der erste seiner Art.
Dieses Mal hat die US- Börsenaufsichtsbehörde SEC (United States Securities and Exchange Commission) der beantragten Zulassung stattgegeben. Noch 2017 wurde nach dreijähriger Beratung ein Bitcoin-basierter ETF zum Börsenhandel abgelehnt.
Damit erlitten die Winkelvoss-Zwillinge, die den meisten noch aus dem Rechtsstreit mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bekannt sein sollten, bereits die zweite Niederlage mit ihrem Antrag.
Die damalige Begründung lautete, dass das Marktvolumen des Bitcoins noch zu gering sei, um einen regulierten ETF zu gewährleisten, sowie, dass die Kryptobörse nicht so gestaltet sei, dass diese betrügerische und manipulative Handlungen verhindern könne.
Bereits 2013 erklärten die beiden Brüder, 11 Millionen US-Dollar in Bitcoin investiert zu haben und kündigten im selben Jahr die Auflegung eines Fonds für die digitale Währung an. Sie wollten so den Zugang und die Geldanlage in Bitcoins für Anleger kosteneffizient und bequem gestalten.
Ein nicht unerheblicher Grund für die vehemente Ablehnung könnte der damalige Vorsitzende der SEC Jay Clayton gewesen sein, der der digitalen Anlageklasse generell eher skeptisch gegenübersteht.
Mit seinem offiziellen Rücktritt im Dezember 2020 stiegen die Hoffnungen auf die Genehmigung eines Krypto-ETFs wieder, bis es nun in diesem Jahr endlich zu einer erfolgreichen Umsetzung kam.
Neben dem bereits eingeführten Bitcoin-ETF besteht nun sogar die Aussicht auf drei weitere Indexfonds dieser Art. Einer davon, der Valkyrie Investments Bitcoin Funds wurde ebenfalls bereits gelauncht.
Insgesamt ließen die bisherigen Ereignisse den Kurs des Bitcoins in vormals ungeahnte Höhen schießen. Dieser notierte am Mittwoch, den 20. Oktober, bei über 66.000 Dollar.
Wie funktioniert der Krypto-ETF überhaupt?
Möchte man in Bitcoin investieren, ist es ein Leichtes, sich bei einem der gängigen Broker anzumelden und dort Anteile der Kryptowährung zu erwerben. Wozu dann ein Fonds für Bitcoin? D
er ETF ist darauf ausgelegt, dass Anleger, ohne direkt den Bitcoin zu kaufen und diesen verwahren zu müssen, auf dessen Kurs wetten können. Der, diese Woche zugelassene, Indexfonds investiert somit in Bitcoin-Futures.
Was sind Futures?
Futures sind Finanzprodukte, deren Wurzeln sogar zurück bis in die Antike reichen. Während der ersten gut dokumentierten Spekulationsblase der früheren Wirtschaftsgeschichte, bekannt als Tulpenmanie, wurden Futures eingesetzt, um die beliebten Zwiebeln zu verkaufen.
Bei Auktionen wurden Pflanzen versteigert, die zu diesem Zeitpunkt weder begutachtet noch mitgenommen werden konnten. Die empfindlichen Tulpen lagen in diesem Moment noch tief in der Erde vergraben und wurden erst zum kommenden Sommer übergeben und bezahlt.
Diese Art des Handelns war den Holländern nicht unbekannt. Bereits seit dem 16. Jahrhundert wurde der Getreidehandel mit dem Baltikum auf diese Weise geführt. Ebenso wurden Waren wie Heringe und Gewürze, bereits lange bevor sie die Niederlande überhaupt erreicht hatten, verkauft.
Diese Form des Wirtschaftens nennt sich Termingeschäft. Ein Abkommen, bei dem der Käufer verspricht, an einem festgelegten Tag in der Zukunft einen zuvor bestimmten Preis für eine Ware zu zahlen; oder andersherum ein Verkäufer sich verpflichtet eine Ware oder einen Vermögenswert zu einem bestimmten Termin und Preis an den Käufer zu liefern.
Der Käufer verpflichtet sich wiederum, die Ware wie vereinbart abzunehmen. Nichts anderes sind Futures. Diese dienen vor allem der Absicherung gegenüber Kursschwankungen.
Zwischen den beiden Vertragsteilnehmern findet ein Risikotransfer statt. Normalerweise orientieren sich Futures am Basiswert ihres zugrunde liegenden Produktes, jedoch soll sich der neue Bitcoin-ETF wohl nicht auf den aktuellen Kurs des Basiswertes beziehen, sondern den künftigen Wert der Währung.
Der ETF enthält demnach im Grunde genommen Bargeld und ein Derivat. Dieses sorgt dafür, dass das Bargeld mit dem Bitcoin-Preis zu- oder abnimmt und so die Wertentwicklung widerspiegelt.
Derivate können sowohl zur Spekulation als auch zur Risikoabsicherung eingesetzt werden. Im Fachjargon wird diese Art Absicherung von Währungs- und Kursrisiken Hedgegeschäft genannt. Hedgegeschäfte können beispielsweise, du ahnst es vielleicht bereits, über Futures und Optionen eingerichtet werden. Wie das genau funktioniert, schauen wir uns anhand eines kleinen Beispiels einmal näher an.
Stellen wir uns vor, ein Reifenhersteller möchte sich gegen fallende Preise absichern und kauft sich dafür ein Future, das ihm zusichert, dass er zum Jahresende einen Preis von 250 EURO pro Satz erhält. Seine Gegenpartei ist ein Autohersteller, der sich gegen steigende Preise absichern und nicht mehr als 250 EURO pro Satz zahlen möchte.
Fällt nun der Preis für Kautschuk hat der Reifenhersteller ein gutes Geschäft gemacht, da er am Ende des Jahres seine Reifen zum festgelegten Preis verkaufen kann. Steigt der Preis für den Rohstoff allerdings, sieht sich der Autohersteller im Vorteil, da er den Satz trotzdem zu einem geringeren Kostenpunkt erwerben kann.
Wie du siehst, eignet sich ein Hedgegeschäft ideal zur Absicherung von Rohstoffpreisen und auch Wechselkurse. Für beide Parteien kann es zu einer Reduktion des Risikos führen.
Welche Vor- und welche Nachteile bietet ein Bitcoin-ETF?
Immer mehr Menschen öffnen sich der Anlageklasse Kryptowährung. Dabei wird es mitunter als Nachteil empfunden, dass diese selbst aufwändig mit einem Passwort geschützt verwahrt werden muss.
Geht das Passwort verloren, so ist auch der Coin für immer dahin. Das spricht für den ETF. Anleger können auf bewährte Plattformen zurückgreifen, die sie bereits kennen und nutzen, und müssen sich darüber hinaus keine Gedanken über eine zusätzliche Wallet machen.
Der CEO von Valkyrie, Leah Wald sagt selbst: “Der Bitcoin-Strategy-ETF ist ein großer Schritt nach vorn für diese Anlageklasse. Er ermöglicht Anlegern die Teilnahme an den Märkten für digitale Vermögenswerte durch ein reguliertes, transparentes Produkt, das an einer vertrauenswürdigen, zuverlässigen Börse gehandelt wird und so einfach wie jede andere derzeit verfügbare Anlage gekauft und verkauft werden kann.”
Bitcoin-Futures sind in den USA an der Chicago Mercantile Exchange (CME) vollständig reguliert und werden zu einem immer beliebteren Anlageinstrument sowohl für Privatpersonen als auch für Institutionen.
Das Ziel des aktiv verwalteten Fonds ist es, einem breiteren Publikum von Anlegern und Beratern ohne Hürden, die normalerweise mit Direktinvestitionen in Kryptowährungen verbunden sind, Zugang zu Krypto-Assets zu ermöglichen.
Weiterhin äußert sich Tim McCourt, Global Head of Equity Index and Alternative Investment Products, der CME Group mit den Worten: “Die Zulassung von ETFs, die auf CME Bitcoin-Futures basieren, ist eine positive Entwicklung für das breitere Bitcoin-Ökosystem und spiegelt das starke Wachstum und die Kundennachfrage nach einem Investment in Bitcoin über unsere transparenten, äußerst liquiden und regulierten Futures-Kontrakte wider”.
Die Tatsache, dass Kryptowährungen im Allgemeinen und der Bitcoin im Besonderen, in der breiten Masse angekommen sind, ist durchweg positiv zu bewerten. Dieses Feedback zeigte sich in den deutlich steigenden Kursen der vergangenen Woche.
Zudem eröffnen die Krypto-Indexfonds einem ganz neuen Anlegerkreis von sowohl Privatanlegern als auch Pensionsfonds und Investoren Zugang zu Kryptowährungen. Bisher schien es vielen zu risikoreich diese Assets selbst zu lagern.
Die ETFs bieten daher eine bequeme Möglichkeit, die zusätzlich von der US-Börsenaufsichtsbehörde abgesegnet und kontrolliert wird. Die Wette auf den Bitcoin-Kurs ist nun eine Option, bei der der Anleger selbst, nicht einen einzigen Bitcoin kaufen muss.
Dafür erhebt der Anbieter ProShares entsprechend hohe Gebühren. Die TER des BITO beispielsweise liegt bei 0,95 Prozent.
Was gegen den Bitcoin-ETF spricht, bezieht sich vor allem auf Privatanleger. Es wird argumentiert, dass jene, die sich zuvor durch den Kryptomarkt und dessen Mechanismen verunsichert fühlten, nun mittels Futures sicher in den Bitcoin investieren können.
Der Verdacht liegt allerdings nahe, dass insbesondere diese Anleger die Funktionsweise des Krypto-(Future)-Indexfons ebenfalls nicht wirklich nachvollziehen werden können.
Es bleibt abzuwarten wie und wohin sich die neuartigen Indexfonds entwickeln.
Wie stehst du zum Bitcoin-ETF? Schreib es uns gern in die Kommentare!
Über die Autorin:
Hallo! Mein Name ist Jessi, ich bin 31 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Berlin. In den letzten 15 Jahren habe ich so ziemlich jeden Euro, den ich zusammenkratzen konnte, für Bekleidung oder anderen Schnickschnack ausgegeben.
Bis ich eines Tages auf die Themen Börse, Aktien und ETFs gestoßen bin. So schaffte ich es, nicht nur ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen, sondern gleichzeitig noch mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Alles zu meiner persönlichen Weiterentwicklung und, wie du das auch schaffen kannst, findest du unter themoneygirl.de
Hi, vielen Dank für deinen Bericht!
Auf Gewinne aus ETFs ist in Deutschland Abgeltungssteuer zu entrichten, wohingegen Kryptogewinne nach einem Jahr haltedauer (analog zu gold bspw.) steuerfrei zu realisieren sind. Das ist für mich ein Grund der enorm gegen den etf spricht (um genau zu sein 25% gegen den etf)! Habe ich dabei etwas übersehen? Wer würde in einen etf investieren und Steuern zahlen wenn er gleichzeitig Gewinne nach einem Jahr auch steuerfrei einstreichen kann?
Beste Grüße
Markus
Hi Markus, deine Überlegung ist natürlich richtig.
Aber eine andere Frage: Möchten Leute Krypto immer für ein Jahr halten?
Wenn beispielsweise Bitcoin einen Run hat und 300 Prozent steigt, möchtest du -sagen wir noch ein halbes Jahr – warten, bis du die Gewinne mitnehmen kannst?
Bis dahin könnte er in einem Bärenmarkt sein. Hier wäre es besser, du hättest einen ETF – die 25 Prozent Abgeltungsteuer wären fest und du müsstest dich um nichts kümmern und nichts Protokollieren.
Es läuft also auf deinen Zeithorizont heraus: Ist für dich Bitcoin ein Langzeitinvestment oder möchtest du über Wochen/Monate einen Run mitnehmen.
Beste Grüße
Robin