Befinden wir uns in einer ETF Blase?

“Du musst jetzt einsteigen!” “Ich würde zur Zeit auf keinen Fall investieren, die Preise sind viel zu hoch!” Diese oder ähnliche Sätze wirst du immer wieder hören, wenn es darum geht, ein Investment zu tätigen. 

Nichts beherrscht die Menschen mehr als die Angst vor dem Verlust oder die Gier nach dem ganz großen Gewinn. Diese Emotionen sind es, die Kursentwicklungen, entweder nach oben oder nach unten treiben und die letztendlich eine Spekulationsblase zum Platzen bringen können. Doch, wie steht es um die vielseits beliebten ETFs? Befinden wir uns in einer ETF Blase? 

Diese Fragen und viele weitere, schauen wir uns in diesem Blogbeitrag etwas genauer an!

Was ist eine Spekulationsblase?

Im Jahre 1970 wurde von Eugene Fama die Behauptung aufgestellt, dass Finanzmärkte effizient seien. Daraus resultiert, dass kein Marktteilnehmer durch Recherchen und Analysen einen Vorteil gegenüber einem anderen Wirtschaftssubjekt erzielen kann.

Demnach ist es nicht möglich, langfristig mit Börsenstrategien besser als der Markt zu performen beziehungsweise anders ausgedrückt, mit Aktienhandel einen dauerhaft überdurchschnittlichen Gewinn zu erwirtschaften. 

Alle verfügbaren Informationen sind bereits im Aktienkurs berücksichtigt. 2013 wurde Fama gemeinsam mit seinen Kollegen Robert Shiller und Lars Peter Hansen mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Seine theoretischen Grundlagen sind bekannt unter dem Begriff der Markteffizienzhypothese. 

Fama spricht sich demnach strikt gegen das ökonomische Konzept von Spekulationsblasen aus. Seiner Meinung nach gibt es schlichtweg keine Blasen an den Finanzmärkten.

“Blasen sind etwas, was Menschen den Märkten verbal anheften, um im Nachhinein einen Krach zu erklären. Aber Blasen sind nicht prognostizierbar. Auch wenn die Preise schon lange gestiegen sind, weiß man nicht, ob sie noch weiter steigen oder zusammenbrechen werden.”

(Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/nobel-gedenkpreistraeger-fama-es-gibt-keine-blasen-an-den-maerkten-12620969.html)

Gibt es also gar keine Blasen? Müssen wir uns also keine Sorgen machen? So einfach ist es dann doch doch nicht. Fakt ist, dass sich Spekulationsblasen, auch eine ETF Blase von niemandem genau vorhersagen lassen.

Erst rückblickend lassen sich Zahlen und Daten auswerten und Ereignisse nachvollziehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es in diversen Anlageklassen nicht immer wieder zu Preisübertreibungen kommen kann, denn entgegen aller Theorie steht der Mensch.

Der Mensch, der sich in der Praxis vor allem zu oft durch Emotionen leiten lässt, als das er nur als rationaler Marktteilnehmer betrachtet werden könnte.   

Mensch lässt sich durch Emotionen an der Börse leiten

Per Definition spricht man von einer Spekulationsblase, wenn die Preise eines oder mehrerer Handelsgüter, beispielsweise Rohstoffe oder Nahrungsmittel oder Vermögensgegenstände, wie Immobilien, Aktien, Anleihen, ETFs bei hohen Umsätzen ihren inneren Wert übersteigen.

Liegt der Kurs- oder Marktwert über dem inneren Wert spricht man von einer Überbewertung und umgekehrt von einer Unterbewertung. Während sich der Kurswert aus Angebot und Nachfrage ergibt, ist der innere Wert das Ergebnis einer mathematischen Berechnung beziehungsweise Prognose.  

Die Tulpenmanie – die erste Spekulationsblase

Um herauszufinden, wie es um eine möglich ETF Blase stehen könnte, sollten wir etwas tiefer in die Historie eintauchen – genauer gesagt in die erste besser dokumentierte Spekulationsblase unserer jüngeren Wirtschaftsgeschichte. 

In den 1630er Jahren strebten die Preise für Tulpen in den Niederlanden in ungeahnte Höhen. Es entstand die wohl weltweit erste Spekulationsblase, die letztendlich im Februar 1637 platzt. 

Nachdem sich die prachtvoll blühende und exotische Pflanze im 16. Jahrhundert ihren Weg nach Europa gebahnt hatte, wurde sie immer begehrter. Die Züchtung ist aufwändig und die farbenfrohe Pracht kurzweilig.

Etwa um 1635 herum erkannten immer mehr Geschäftsleute den Wert der beliebten Pflanzen und schätzen diese nicht aufgrund ihrer Schönheit, sondern, weil sich mit ihr ein lohnenswerter Handel betreiben ließ. 

Die Nachfrage nach immer selteneren Sorten stieg, und so auch deren Preise. Immer mehr Menschen witterten einen Gewinn und spekulierten darauf, dass der Wert für die beliebten Zwiebeln weiter in die Höhe schieße.

Genau das geschah auch bis zu Beginn des Jahres 1637, als der Markt unerwartet zusammenbrach. Verkäufer des teuren Guts fanden keine Abnehmer mehr und konnten dieses nicht mehr zu den horrenden Summen absetzen, zu denen sie sie einst selbst erworben hatten. 

erste Spekulationsblase - Tulpenmanie

Wie entsteht eine Spekulationsblase?

Die Entwicklungen der damaligen Zeit sind teilweise weitaus komplexer, als in dieser kurzen Beschreibung angedeutet. In den letzten Jahrzehnten haben sich immer wieder Ökonomen diesem Phänomen zugewandt und unterschiedliche Schlüsse daraus gezogen.

So werden unter anderem eine höhere Risikobereitschaft aufgrund der Pestepidemie oder die Geldpolitik der Amsterdamer Wechselbank als Einflussfaktoren herangezogen. Unter Betrachtung der Markteffizienzhypothese werden vor allem institutionelle Ursachen für den Preisanstieg und Preisverfall der Tulpen verantwortlich gemacht und weniger eine irrationale Manie. 

Glaubt man an die Entstehung einer Spekulationsblase, so verläuft diese fast immer gleich. Der Preis einer Ware steigt nicht auf Basis ihrer Fundamentalwerte an, sondern aufgrund der Hoffnung auf einen zukünftigen Gewinn.

Das verleitet zur Spekulation. Nicht mehr die Ware an sich steht im Mittelpunkt des Interesses, sondern die damit möglichen, kurzfristigen Kursgewinne. Die Risikobereitschaft steigt; und Euphorie bestimmt das Marktverhalten.

Daraus resultieren immer höhere Warenumsätze und immer schneller steigende Preise, bis das gesamte Konstrukt binnen kürzester Zeit in sich zusammenbricht. Grundlage dieses Prozesses sind die Annahmen, dass Marktteilnehmer unterschiedliche Informationsstände haben und sich irrational verhalten. Letzteres wurde bereits in mehreren Studien zur Behavioral Finance empirisch nachgewiesen.       

Übertragen auf eine mögliche ETF Blase würde dies bedeuten, dass die Nachfrage und damit die Preise innerhalb einer geringen Zeitspanne enorm ansteigen würden, um kurzfristige Gewinne zu erzielen. Eine euphorische Phase, in der die Gier vorherrschend ist, würde anbrechen. 

Einen weiteren Grund für eine Finanzblase kann die Inflation darstellen. Verliert die eigene Währung an Kaufkraft, fliehen Anleger in andere Vermögenswerte. Einen besonders hohen Anstieg der Aktionäre in Deutschland konnte im Jahr 2020 während des Ausbruches des Corona-Virus beobachtet werden.

Seit 2000 ging die Zahl der Anleger, nach Platzen der Dotcom-Blase, peu à peu, bis zum Jahre 2014 zurück. Danach wurden leichte Anstiege verzeichnet, bis 2020 nun ein regelrechter Run auf Aktien, Fonds und ETFs stattfand. Insgesamt partizipierten im letzten Jahr etwa 17,5 Prozent der Deutschen Bevölkerung direkt mit Aktien, oder indirekt mit Aktienfonds an der Entwicklung des Aktienmarktes.

Dies führt uns direkt zu einer weiteren Ursache, die möglicherweise zu einer Blasenbildung beitragen kann. Das sogenannte Herdenverhalten tritt ein, wenn Marktteilnehmer, ohne selbst über ihre Entscheidungen nachzudenken, blind den Verhaltensmustern anderer Marktteilnehmer folgen.    

Herdenverhalten tritt ein, wenn Marktteilnehmer, ohne selbst über ihre Entscheidungen nachzudenken

Befinden wir uns also in einer ETF Blase?

Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass es in einer oder mehreren Anlageklassen zur Entstehung einer Spekulationsblase kommen kann. Lässt du die Markteffizienzhypothese und Famas kritischen Blick außer Acht, können folgende Warnsignale, ein Indikator für eine Blasenbildung darstellen. 

1.Der Markt zieht Spekulanten an

Ein Indiz einer Blase kann die Zunahme an Spekulanten sein. Damit sind Anleger gemeint, die über kein bis wenig Hintergrundwissen über die entsprechende Anlageklasse, in unserem Fall ETFs, verfügen und, mit kurzfristigen Wetten auf steigende Kurse, Gewinne erzielen wollen. Dieser Trend lässt sich eher im Bereich der langfristig besser als der Markt beobachten. Jedoch kann auch hier ein Crash nicht vorhergesagt werden.

2. Bisherige Regeln des Finanzmarktes werden missachtet

Die Marktteilnehmer versichern sich gegenseitig, dass dieses Mal alles anders ist und untergraben dabei die bisher geltenden Regeln des Finanzmarktes. Ein überschwänglicher Optimismus für die zukünftige Entwicklung der jeweiligen Assetklasse stellt sich ein.

3. Überproportionale Präsenz in den Medien

Ein möglicher Indikator, der auf die Aufblähung eines Marktes und überteuerte Preise  hindeuten kann, sind inflationär auftretende Medienberichte zum Boom einer Anlageklasse. Wird ein Titel als “besonderer Geheimtipp” angepriesen, so liegt es in der Natur der Sache, dass es keiner ist. Andere Faktoren, wie der Herdentrieb sowie das Hinzukommen von Laien-Investoren, befeuern diese Entwicklung. 

4. Niedrige Zinsen begünstigen Spekulation

Sind die Zinsen besonders niedrig, so wie es derzeit der Fall ist, lässt sich zu günstigen Konditionen Geld leihen. Die Gier nach großen Gewinnen verleitet unerfahrene Anleger dazu Kredite für Investitionen an der Börse aufzunehmen. Dieses Verhalten begünstigt den Anstieg von Spekulationen, die auf einen kurzfristigen Profit ausgerichtet sind.  

5. Immer schneller steigende Preise

Durch den Markteintritt zahlreicher Spekulanten, die, in immer kürzeren Zeitabständen, zwischen den diversen Segmenten einer Assetklassen hin und her wechseln, um daraus Profite zu generieren, erhöht sich der Umsatz. Daraus resultieren steigende Preise. Buy-and-Hold gehört nicht zur bevorzugten Anlagestrategie. 

Auch, wenn wir einige dieser Anzeichen wie eine steigende Inflation, niedrige Zinsen und Berichte über Exchange Traded Funds in der BILD und Brigitte derzeit am Markt beobachten können, so befinden wir uns dennoch womöglich nicht in einer ETF Blase. Sie gehört demnach zu den ETF-Mythen.

Dabei muss man jedoch zwischen den einzelnen ETFs differenzieren. Beispielsweise unterscheidet sich ein MSCI World Index grundlegend von einem Elwood Blockchain Global Equity Index. 

Während der eine die Wertentwicklung von 23 Industrieländern und insgesamt über 1.500 Unternehmen abbildet, bezieht sich der andere Themen ETF auf gerade mal 50 Titel, deren Fokus auf dem Blockchain Ökosystem liegt.

Bei einem ETF, der sich auf einen MSCI World bezieht, würde das Platzen einer Spekulationsblase den Preisverfall 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung in Industrieländer bedeuten.

Die zuvor beschriebenen Faktoren lassen sich, unter anderem, auf Einzelaktien oder Kryptowährungen, wie zum Beispiel den Bitcoin, anwenden. In diesen Anlageklassen greifen die möglichen negativen Mechanismen des aktiven Anlegens eher und verursachen deutlich spürbarer die Bildung einer Spekulationsblase.  

Was denkst du über die aktuellen Entwicklungen? Investierst du aktiv oder passiv? Schreib es uns gern in die Kommentare!


Über die Autorin:

Hallo! Mein Name ist Jessi, ich bin 31 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Berlin. In den letzten 15 Jahren habe ich so ziemlich jeden Euro, den ich zusammenkratzen konnte, für Bekleidung oder anderen Schnickschnack ausgegeben.

Bis ich eines Tages auf die Themen Börse, Aktien und ETFs gestoßen bin. So schaffte ich es, nicht nur ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen, sondern gleichzeitig noch mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Alles zu meiner persönlichen Weiterentwicklung und, wie du das auch schaffen kannst, findest du unter themoneygirl.de

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