Was ist ein Anleihen ETF und lohnt sich dieser noch?

Börse ist nur etwas für Zocker! Nicht, wenn man weiß, wie man es richtig angeht.

Die Börse kann dir dabei helfen ein solides Vermögen aufzubauen. Natürlich birgt dieses renditeerträgliche Geschäft auch seine Risiken. Risiken, die sich jedoch durch eine breite Streuung optimieren lassen.

Aus diesem Grund ist nicht nur eine Diversifikation in Zeit, Region und Branche sinnvoll, sondern ebenso im Bereich der Anlageklassen. Einige von ihnen werden als risikobehafteter und andere als risikoärmer eingestuft.

Um zu dem klassischen Aktien-ETF, der eher zur ersten Kategorie gehört, ein Gegenstück zu setzen, kann sich ein Anleihen ETF eignen.

Warum das so ist und wie du diesen sinnvoll in dein Portfolio integrieren kannst, erfährst in diesem Blogbeitrag!

Was sind Anleihen?

Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, auch Rentenpapiere genannt, die an der Börse gehandelt werden können. Du hast damit die Möglichkeit in zum Beispiel Unternehmen, Institutionen oder Staaten zu investieren und diesen damit eine Art Kredit zu gewähren.

Die dazugehörige Anleihe kannst du dir wie einen Schuldschein vorstellen, sprich eine Bestätigung für die Verbindlichkeit des Schuldners dem Gläubiger gegenüber.

Eine Anleihe besteht aus drei Komponenten: dem Nennwert, der Laufzeit und dem Kuponzins.

Schaubild Anleihe

Der Nennwert bezieht sich auf die Geldsumme, die die Anleihe wert ist. Der Kuponzins gibt den prozentualen Betrag an, der jährlich für die Anleihe ausgezahlt wird.

Die Laufzeit bestimmt, wie lange dein Geld mit dieser Anleihe gebunden ist.

Beispiel:

Du kaufst eine Anleihe zu einem Nennwert von 100 EURO mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Kuponzins von 3%. Demnach bekommst du über die nächsten vier Jahre, jedes Jahr 3 EURO ausgezahlt.

Im fünften Jahr erhältst du deine zuvor investierten 100 EURO zurück plus den Kuponzins von 3%. Demnach ergeben sich aus deinen anfänglichen 100 EURO zu Beginn deiner Investition nach fünf Jahren 115 EURO.

Jedoch kann sich der Handel mit Anleihen weitaus komplexer darstellen, als in unserem Beispiel skizziert. So ist der Inhaber der Anleihe keinesfalls dazu verpflichtet diese bis zum Ende der Laufzeit zu halten.

Daraus entwickeln sich neue Preise für besagte Anleihe und diese kann nun über oder unter dem ursprünglichen Nennwert gehandelt werden. Eine positive Entwicklung entsteht, wenn beispielsweise der Kuponzins über dem vorherrschenden Zinsniveau liegt.

Weitere Einflussfaktoren können Marktbedingungen, Bonitätseinstufungen (Ratings) und die noch ausstehende Laufzeit der Anleihe sein.

Laptop mit Kursanstieg

Was ist ein Anleihen ETF?

Ein ETF an sich, ist ein passiv gemanagter Fonds, der sich an einem Index orientiert. Schauen wir uns einen DAX ETF an.

Dieser spiegelt die Wertentwicklung des Deutschen Aktien Indexes wider, indem er Aktien der 30 größten, deutschen, börsennotierten Unternehmen enthält.

ETFs bieten demnach eine sowohl kostengünstige als auch diversifizierte Möglichkeit des Investierens.

Ein Anleihen-ETF basiert jedoch nicht auf Aktien, sondern wie der Name bereits vermuten lässt, auf Anleihen und richtet sich an einem dementsprechenden Index aus.

Je nachdem, welche Titel der Index enthält und welche Schwerpunkte dieser setzt, gestaltet sich der jeweilige ETF.

So lassen sich unter anderem Staatsanleihen Indizes auswählen, die sich auf europäische-, asiatische- oder Schwellenländer beziehen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit in einzelne Staaten zu investieren, nach einem bestimmten Rating oder der Laufzeit zu sortieren.

Ebenso vielfältig ist die Auswahl an Unternehmensanleihen.

Warum sollte ich einen Anleihen ETF in mein Portfolio integrieren?

Von vielen Menschen wird die Börse häufig als sehr risikoreich empfunden. Tatsächlich besteht jedoch ein Zusammenhang zwischen den Faktoren Rendite, Risiko und Liquidität (Verfügbarkeit).

Ist bei einem Börsengeschäft eine sehr hohe Rendite mit gleichzeitiger Liquidität zu erwarten, so wird dieses mit einem hohen Risiko einhergehen. Diese Umstände können sich mitunter beim Kauf einer Einzelaktie ergeben.

Ist das Risiko eher gering und eine rasche Verfügbarkeit gegeben, ist nicht mit einer hohen Rendite zu rechnen. Ein Beispiel dafür ist das Tagesgeldkonto.

Das Traumszenario aus ansprechender Rendite und vermindertem Risiko kommt laut dem magischen Dreieck der Geldanlage nicht ohne eine lange Bindung des Kapitals aus. Der Kauf einer Immobilie könnte zu dieser Art Investments gehören, ebenso ein Anleihen ETF.

Je nach deiner Risikobereitschaft kannst du entscheiden, wie groß der risikobehaftete und der risikoärmere Anteil in deinem Portfolio sein soll.

Den ersten Bereich könntest du über Aktien-ETFs abbilden, während der zweiten Kategorie mitunter ein Anleihen ETF zugeordnet werden kann, da diese als weniger volatil angesehen werden.

Somit können Anleihen zur Senkung deines Gesamtrisikos beitragen. Diese Verteilung kann bei 80 zu 20 oder 40 zu 60 liegen, ganz individuell nach deiner Lebenssituation, deinen persönlichen Zielen und deinem eigenen finanziellem Risikoempfinden.

Mann auf Berg

Welche Vorteile bietet mir ein Anleihen ETF noch?

Wie zuvor bereits angesprochen können Anleihen ETFs dazu beitragen, ein risikoärmeres Gegenwicht zu den schwankungsanfälligeren Aktien zu bieten. Darüber hinaus bieten sie noch weitere Vorteile.

Ähnlich zu anderen ETFs bietet diese Variante ebenso bereits innerhalb des Fonds eine breite Streuung. Eine durchdachte Diversifikation trägt ebenfalls wiederum zur Risikominimierung bei.

Verliert ein Posten im ETF an Wert, so wird dieser Verlust womöglich durch einen anderen abgefedert. Zudem spart man beim Kauf eines ETFs nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

Anteile der Fonds lassen häufig bereits ab unter 100 EURO erwerben. Hinzu kommt, dass durch die alleinige Abbildung eines Indexes nur geringe Gebühren entstehen.

Welche Nachteile bestehen bei Anleihen ETFs?

Wie wir bereits wissen, gelten Anleihen als relativ sicheres Investment. Doch es gilt, wie immer bei Käufen an der Börse, die richtigen Kriterien Auswahl eines geeigneten Wertpapieres heranzuziehen.

Fehlen einem diese, kann es schnell böse Überraschungen geben und deine Anleihen entwickeln sich zu einem höchst spekulativen Geschäft. Dabei können folgende Risiken eintreten.

Das Ausfallrisiko

Unabhängige Agenturen, wie Standard & Poors, Mody`s und Fitch Ratings bewerten und analysieren andere Wirtschaftsunternehmen, Banken und Staaten hinsichtlich ihrer Bonität. Je negativer diese Beurteilung, desto höher ist das Ausfallrisiko der entsprechenden Anleihe.

Schuldner versuchen dann mit einem höheren Kuponzins die Anleihe für Anleger attraktiver zu machen. Hier zeigt sich wieder die Wechselwirkung zwischen Rendite und Risiko.

Diese höchst riskanten Rentenpapiere werden auch als Hochzinsanleihen oder Junk Bonds bezeichnet. Daher sollte das Rating ein entscheidender Faktor bei der Auswahl deines Anleihen ETFs sein.

Staatsanleihen werden gemeinhin als sicherer betrachtet. Allerdings kommt es hier darauf an, welchen Staat man sich anschaut.

Ein Beispiel dafür ist die griechische Staatsschuldenkrise, die im Jahre 2010, einen massiven Anstieg der Renditen griechischer Staatsanleihen zur Folge hatte.

Griechenland

Komplexität des Produkts

Da ein ETF an sich bereits viele Titel enthält, ist es immer zwingend notwendig das Factsheet zu studieren. Bei Anleihen ETFs kann es sich als schwierig erweisen, den gesamten Index in seiner Komplexität zu durchdringen.

Das birgt ein gewisses Risiko in sich. Eine sinnvolle Investition lässt sich nur tätigen, wenn man diese auch verstanden hat.

Besonders relevant, neben den enthaltenen Staaten oder Unternehmen, ist deren Gewichtung.

Eine hohe Konzentration auf einzelne Positionen mindert die Diversifikation und damit auch die Risikooptimierung.  

Währungs- und Wechselkursrisiko

Recherchiert man diverse Anleihen ETFs unter beispielsweise justetf.com fällt schnell auf, dass diese nicht nur in der Währung EURO angeboten werden, sondern oftmals auch in US-Dollar.

Da Schwankungen im Wechselkurs von einer fremden in die eigene Währung nicht ausbleiben, muss man diese immer mit einkalkulieren. Das kann sowohl positive als auch negative Effekte mit sich bringen.

Macht ein Anleihen ETF derzeit noch Sinn?

Möchte man sein Depot nun risikoärmer gestalten, so eignen sich dafür nur Staatsanleihen mit einem überaus positiven Rating (Triple A), in der eigenen Währung, mit kurzen Restlaufzeiten.

Schaut man sich diese Art von Anleihen jedoch nun genauer an, lässt sich ablesen, dass sich nach Abzug von Steuern und in Betrachtung der derzeitigen Inflationsrate in vielen Fällen sogar eine negative Rendite ergibt.

Nun stellt man sich die Frage: „Macht ein Anleihen ETF dann überhaupt Sinn?“

Die Antwort lautet: „Ja.“

Um dein Portfolio gegenüber Aktienverlusten abzusichern, stellen gut ausgewählte Staatsanleihen einen Risikopuffer dar, trotz negativer Realrendite.

Risikoreichere Unternehmens- oder Schwellenländer-Anleihen würden diesen Zweck wiederum nicht erfüllen, auch, wenn diese eine höhere Rendite einbringen.

Wie du sehen kannst, dreht sich hier wieder alles um die Wechselwirkungen zwischen Risiko und Rendite.

Kann das Tagesgeldkonto eine Alternative sein?

Das Tagesgeldkonto bietet derzeit so gut wie keine Zinsen, steigende Zinsen sind nicht in Sicht; und verzeichnet deshalb nach Abzug von Steuern und vorherrschender Inflationsrate ebenfalls eine Negativrendite.

Der einzige Vorteil zeigt sich hier in nicht vorhandenen Kursschwankungen.

Die Nachteile sind eher psychologischer Natur. Das Geld auf dem Tagesgeldkonto ist schnell verfügbar. Möchte man sich doch den einen oder anderen Wunsch erfüllen, kann es passieren, dass man auf diese Summe zurückgreift.

Zudem gerät dieser angesparte Geldbetrag bei Betrachtung des Depots oftmals in den Hintergrund. Kannst du dich selbst gut disziplinieren kann das Tagesgeldkonto eine Alternative darstellen.

Die Entscheidung liegt bei dir, inwiefern du dein Portfolio mithilfe von Anleihen oder einem Tagesgeldkonto risikoärmer gestalten möchtest.


Jessica Howad Autorenbox

 

Über die Autorin:

Hallo! Mein Name ist Jessi, ich bin 30 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn in Berlin. In den letzten 15 Jahren habe ich so ziemlich jeden Euro, den ich zusammenkratzen konnte, für Bekleidung oder anderen Schnick Schnack ausgegeben.

Bis ich eines Tages auf das Thema Börse, Aktien und ETFs gestoßen bin. So schaffte ich es, nicht nur ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen, sondern gleichzeitig noch mein Geld für mich arbeiten zu lassen. Alles zu meiner persönlichen Weiterentwicklung und, wie du das auch schaffen kannst, findest du unter themoneygirl.de

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