6 hartnäckige ETF Mythen, die dich viel Geld kosten können

“Stell dir mal vor, alle würden in ETFs investieren!” “Pass auf, bald platzt die ETF-Blase.” “ETFs können einen Aktiencrash massiv verstärken.”

Vielleicht hast du auch schon mal solche oder ähnliche wilde Behauptungen gehört? Damit du dein Geld dennoch smart anlegen kannst und nicht auf derlei Aussagen hereinfällst, klären wir in diesem Blogbeitrag die 6 hartnäckigsten ETF Mythen.

Wie kannst du dich vor solchen Aussagen schützen?

Bevor wir uns genauer mit den einzelnen Mythen rund um Indexfonds auseinandersetzen, möchte ich dir noch einige allgemeine Ratschläge zur Bewertung von entsprechenden Behauptungen mit auf den Weg geben. 

Wie in zahlreichen Gebieten des alltäglichen Lebens, geht es auch in der Finanzbranche hauptsächlich darum, etwas zu verkaufen.

Daher solltest du bei einer jeder Gelegenheit zunächst prüfen, wer denn die Quelle einer bestimmten Aussage ist.

Handelt es sich dabei um einen Bank- oder Vermögensberater, Fonds- oder Sales Manager? Diese Information hilft dir das Gesagte besser einzuordnen.

Darüber hinaus solltest du dich selbst dazu verpflichtet fühlen, dich ausreichend zu informieren. Häufig lassen sich angsteinflößende oder vermeintlich unumstößliche Verlautbarungen schnell mit einem fundierten Know-how entkräften.

Konntest du dir dieses noch nicht aneignen, lohnt es sich zumindest mit klarem Menschenverstand zu googlen. 

Hinterfrage solche “Wahrheiten” immer kritisch und lass dich nicht verunsichern. Angst und Gier sind die beiden schlechtesten Ratgeber für Börsengeschäfte. Einige der am häufigsten genannten ETF Mythen schauen wir uns nun ein weniger näher an.

Mythos Nr.1: ETFs sind mittlerweile so populär, dass wir uns bereits in einer Blase befinden.

Behauptung: Seit 2008 gewinnen Indexfonds immer mehr an Beliebtheit. Mittlerweile liegt der Marktanteil mit rund 25 Prozent schon gefährlich hoch. Immer mehr Anleger entscheiden sich für ETFs. 

Realität: Ja, es ist deutlich zu sehen, dass der Vermögensanteil an ETFs vor allem innerhalb der letzten 10 Jahre deutlich gestiegen ist.

Im selben Maße hat auch die Berichterstattung über die Exchange Traded Funds zugenommen. Neben einschlägigen Wirtschaftsmagazinen berichten mittlerweile auch Brigitte und BILD über die Vorzüge, in ETFs zu investieren. Dieser Teil der Aussage zählt demnach nicht zu den ETF Mythen. 

Dementgegen spricht, dass das verwaltete Vermögen von 7.737 Mrd. USD gemessen am weltweiten Vermögen von 6.3059,2 Mrd. USD (rechnet man den ETF Anteil heraus) aufgerundet nur etwa 14 Prozent beträgt.

Das ist nicht die Masse, sondern immer noch eine Minderheit. 

weltweit in ETFs verwaltetes Vermögen

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/219372/umfrage/weltweit-in-etfs-verwaltetes-vermoegen-seit-1997/

weltweit verwaltetes Vermögen der offenen Invetmentfonds

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/219476/umfrage/weltweit-in-investmentfonds-verwaltetes-vermoegen-seit-2001/

Fazit: Wir befinden uns weder in einer ETF-Blase, noch investiert gerade “JEDER” passiv in Indexfonds. ETFs sind weiterhin eine attraktive Möglichkeit, um sich ein breit diversifiziertes Weltportfolio aufzubauen und damit einen langfristigen Vermögensaufbau zu betreiben. 

Mythos Nr.2: ETFs wirken in einer Krise wie Brandbeschleuniger.

Behauptung: Kritiker warnen davor, dass ETFs einen Aktiencrash massiv verstärken könnten. Warum? Weil es so einfach ist, ETFs jederzeit und schnell verkaufen zu können.

Das wiederum fördert das Herdenverhalten der Anleger und beschleunigt damit den bestehenden Abwärtstrend. 

Denn die ETF-Anbieter müssten in diesem die in den verkauften Indexfonds-Anteilen enthaltenen Aktien auf den Markt werfen, und zwar sofort und egal zu welchem Preis. Ein klarer Fall für die Kategorie ETF Mythen?

Realität: Einige Experten nehmen an, dass ETFs einen Abschwung sogar eher dämpfen könnten. Der Internationale Währungsfonds sieht hier keinerlei Anhaltspunkte, dass sich ETFs von aktiven Fonds unterscheiden. 

Ganz im Gegenteil. Fondsmanager tragen zudem noch dazu bei, dass Aktienanteile im Fonds durch Umschichtung in Anleihen und Cash und zusätzlichen Verkäufen weiteren Druck auf die Aktienkurse erzeugen.

Überdies ist, wie wir bereits gesehen haben, die Marktmacht der ETFs bei Weitem nicht so groß, wie gern von Kritikern behauptet. 

Fazit: Trotz ihres immensen Wachstumstempos verwalten ETFs immer noch einen sehr kleinen Teil des weltweiten Vermögens. Im Gegenteil zu aktiven Fonds, bei denen Anleger und Fondsmanager panisch reagieren und somit ein doppeltes Risiko darstellen, sind es bei ETFs nur die Anleger, die sich irrational verhalten können.

Nr.3 der hartnäckigen ETF Mythen: Wenn alle nur noch in ETFs investieren, bewegt sich an den Märkten gar nichts mehr.  

Behauptung: Seitdem ETFs weltweit immer mehr an Popularität gewinnen und die ihnen die Anlegergelder nur so zufließen, wird eine Frage immer lauter diskutiert:

Was ist, wenn alle Anleger nur noch Indexfonds kaufen? Dann kommt es zu Chaos und Katastrophe. 

Es gäbe dann keine Differenzierung mehr bei den einzelnen Aktien. Gute Aktien würden genauso stark steigen oder fallen, wie schlechte, da diese mit ETF Anteilen in einem Stück ge- und verkauft werden. 

ETF Mythen: Wenn alle nur noch in ETFs investieren, bewegt sich an den Märkten gar nichts mehr.  

Realität: Ja, die Vorteile passiven Investieren bestehen nur, solange und weil nicht alle Marktteilnehmer die Strategie verfolgen. Jedoch lässt sich genau das Gleiche über jede der aktiven Anlagestrategien sagen.

Keine davon wäre weiterhin erfolgreich, wenn sie von allen Anlegern gleichzeitig betrieben werden würde. Das gilt für alle Bereiche des Lebens, steht allerdings weit weniger häufig zur Debatte. 

Es wird immer Anleger geben, die sich Aktien nach wirtschaftlichen Aktienkennzahlen, Bewertungen und Aussichten auswählen werden. Marktstrategen, Börsenexperten und Aktienanalysten leben von diesem Vorgehen.

Es wird immer Marktteilnehmer geben, die sich zutrauen, den Index zu schlagen. Davon lebt eine ganze Industrie von Investmentbanken, über Aktienfonds, Vermögensverwalter bis hin zu Börsenhändlern und Hedgefonds.

Aktive Anleger werden wohl nie ganz aussterben. Schließlich wird es wieder reizvoll, selbst die besten Aktien auszuwählen, wenn die Bewertungen drunter und drüber gehen.

Würde es nur noch ETFs und andere passive Instrumente geben, wären nach einiger Zeit “gute” Unternehmen zu extrem günstigen Preisen zu bekommen. 

Dieser Umstand beruht darauf, dass deren weitaus bessere Geschäftsentwicklung gegenüber der restlichen Index-Mitglieder nicht mehr im Kursverlauf ihrer Aktie widergespiegelt werden würde.

Spätestens ab da “lohnt” es sich wieder zu analysieren und die “guten” von den “schlechten” Aktien zu trennen. 

Fazit: Befinden wir uns an einem Punkt, an dem 80 Prozent des globalen Marktanteils durch passives Investieren abgedeckt wird, besteht immer noch die Option, sich anhand der Faktenlage für eine aktive Anlagestrategie zu entscheiden.

Mythos Nr.4: Mit der Investition in ETFs werden alle Unternehmen belohnt. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen guten und schlechten Performern, so wie sie von aktiven Fondsmanagern bestimmt werden.

s gibt keinen Unterschied mehr zwischen guten und schlechten Performern, so wie sie von aktiven Fondsmanagern bestimmt werden.

Behauptung: Nur die Fondsmanager aktiver Fonds können mit ihrem Verhalten “gute Unternehmen” mit Kapital “belohnen” während sie den “schlechten Unternehmen” Kapital entziehen und diese somit “abstrafen”.

Indexing beeinträchtigt das Funktionieren der Kapitalallokation der Finanzmärkte. Umso höher die Anzahl der passiven Investoren im Gegensatz zu den aktiven Fondsmanagern, umso mehr verlieren die Märkte ihre Fähigkeit, den Unternehmen effizient Kapital zuzuteilen.  

Realität: Was beim erstmaligen Hören so ritterlich klingt, hält der Realität allerdings kaum stand. Hierbei gilt es infrage zu stellen, ob die Fondsmanager ihrer sich selbst zugesprochenen Rolle vorbildlichen Verhaltens überhaupt gerecht werden.

Wer definiert hier genau, was “gut” und was “schlecht” ist? Viele Meinungen, Kriterien und Ansatzpunkte führen zu zahlreichen verschiedenen Ansichten hinsichtlich der Bewertung und damit zu unzähligen Fehleinschätzungen.

Ein Statement, das sich zu den ETF Mythen zählen lassen kann.

Tatsächlich ist es die Realwirtschaft, die den Unternehmen das zufügt, beziehungsweise entzieht, und zwar durch die Konsumenten in Form von gekauften Produkten. 

Fazit: Etliche Untersuchungen und Studien haben ergeben, dass die meisten Fondsmanager keine gleichbleibende Qualität abliefern. Ganz im Gegenteil. Ein Großteil der aktiv gemanagten Fonds schneiden im Zeitraum über fünf Jahre hinweg schlechter als ihr Vergleichsindex ab.  

Mythos Nr.5: In einer Baisse performen aktiv gemanagte Fonds immer besser als ETFs.

Behauptung: Eine weitere wilde Aussage unter den ETF Mythen ist, dass Indexfonds während eines Marktaufschwungs zwar die Mehrzahl der aktiven Fonds schlügen, es in einer Phase des Marktabschwungs genau umgekehrt sei.

In einer Baisse folgt der ETF hilflos dem Markt in die Tiefe, während aktive Fondsmanager in “risikofreie” Cash-Anlagen oder “defensivere” Aktien umschichten könnten. 

Realität: Bei der Untersuchung durch das US-Forschungsinstitut Lipper Analytical Services und der Fondsgesellschaft Vanguard diverser Bärenmärkte zwischen 1979 und 2005, wurde festgestellt, dass Indexfonds aktive Fonds deutlich out-performten. 

Realistisch betrachtet besteht kein Anlegerleben nur aus Marktabschwüngen. Performance-Vergleiche werden umso aussagefähiger, umso längere Zeiträume man ansetzt. 

besteht kein Anlegerleben nur aus Marktabschwüngen.

Fazit: Aktive Fondsmanager können Marktabschwünge nicht zuverlässig vorhersehen und steigen daher zu spät aus. Umgekehrt gilt dies für Marktaufschwünge und den passenden Wiedereinstieg. Ferner verursacht stetiges Trading hohe Transaktionskosten.  

Mythos Nr.6: In informatives-ineffizienten Marktsegmenten funktionieren ETFs im Gegensatz zu aktiven Fonds nicht.

Behauptung: Indexfonds sind in Schwellenländer-und Nebenwertemärkten aktiven Fonds unterlegen. In diesen beiden informationsineffizienten Marktsegementen gibt es Marktanomalien, die Manager in Form von über- oder unterbewerteten Wertpapieren erfolgreich ausnutzen können. 

Realität: Auch diese Ausführung lässt sich zu den ETF Mythen zählen. In Wahrheit sind die Emerging Markets nicht annähernd so Informations-effizent, wie gern behauptet wird.

Markttransparenz und Analysten sind gleichermaßen höher, als gesagt wird. Aufgrund der geringeren Liquidität in den Märkten sind Transaktionskosten deutlich höher, als in den Industrieländern. 

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Small Caps ab. Auch hier haben Studien gezeigt, dass aktive Fonds den Index nicht schlagen konnten. 

Fazit: Wir werden immer wieder hören, dass besonders versierte Manager den Schwellenländern oder Nebenwerten vielversprechende Chancen entlocken können. Dieses Angebot dürfen wir als Privatanleger dankend ablehnen.

Welchen ETF Mythen bist du schon mal aufgesessen? Welche Behauptungen hörst du immer wieder? Schreib es und gern in die Kommentare!

P.S. Vielleicht fragst du dich: Sind ETFs wirklich so eine gute Idee? Sollte ich nicht lieber einem aktiven Fonds vertrauen, der mir eine bessere Rendite einbringt?

Die definitive Antwort?

Sie findest du in unserem Artikel „ETF vs. aktive Fonds.

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