Frugalismus für Anfänger – Diese Rechnung rettet Dich vor der Altersarmut


Deutsche gelten im weltweiten Vergleich durchaus als sparsam, auch was die Aufnahme von Krediten angeht. Der Normalbürger ist konservativ und verkennt das dem Geld inhärente Potenzial. Er spricht ihm nur einen Verwendungszweck zu, den der kurzfristigen oder langfristigen Ausgabe. Er möchte auf Sicherheit setzen und verkennt dabei die unvermeidbaren Bewegungen der Wirtschaft.

Investor werden oder Geld verlieren

Die Stabilität innerhalb der Wirtschaft wird künstlich erzeugt. Geld dem Wirtschaftskreislauf vorzuenthalten, ist daher ein schwerwiegender Eingriff, weshalb dazu gedrängt wird, Geld bei den Banken einzulagern. Das gleiche Geld wird von diesen sofort investiert, da sie Gewinn daraus schlagen können. Als Gegenleistung bieten sie die Garantie, die Ausgangssumme auf Abruf auszuzahlen. Dieses Konzept zu nutzen, ist für den Verbraucher also nur dann sinnvoll, wenn in absehbarer Zeit auf das Geld zurückgegriffen werden muss. Sonst ist ein Investment in Aktien, ETFs oder anderen Anlageklassen die bessere Option.

Selbst wenn der reale Wert des Investments trotz Wirtschaftswachstum über die Jahre hinweg stagniert, wird er konserviert. Bei der Einlagerung auf das Konto ist dies nicht der Fall, denn dort schrumpft der Wert des Geldes jedes Jahr, je nach Berechnung der Inflation, um 2-7 % (mehr dazu in Kapitel 10). Der konventionelle Weg ist deshalb nicht so sicher wie allgemein vermutet, was das Risiko des Investierens in ein ganz anderes Licht rückt.

Frugalismus beginnt mit der Entscheidung, die eigene Zukunft nicht passiv den Banken zu überlassen, sondern aktiv zum Investor zu werden und somit die Bewegungen der Wirtschaft zum eigenen Vorteil zu nutzen. Nach diesem Prinzip agieren auch Reiche, die so ihr Geld stetig vermehren. Dem Normalbürger bleibt durch fehlendes Kapital ein Großteil der wirklich ertragreichen Investments (Immobilien, Start-ups, Franchises) verwehrt.

Einige Alternativen existieren aber dennoch und um sie wahrzunehmen, kann entweder mehr gearbeitet oder ein besser bezahlter Job gesucht und das eigene Humankapital durch Weiterbildung gesteigert werden. Ersteres wäre nicht im Sinne frugalistischen Handelns, letzteres hingegen schon, da es nur kurzfristig mit mehr Arbeit verbunden ist. Je höher der Stundenlohn, desto weniger muss gearbeitet werden.

Warum Frugalismus für Geringverdiener die Chance ist

frugalismus für geringverdiener (2)

Die Effizienz der eigenen Arbeit zu erhöhen, ist im Rahmen konventioneller Berufe jedoch nur in einem begrenzten Rahmen möglich. Deshalb versuchen viele, sich nebenbei selbstständig zu machen. Weil dies jedoch nicht für alle Menschen ohne weiteres möglich ist, konzentrieren sich Frugalisten zusätzlich darauf, ihre Ausgaben anzupassen.

Die Sparquote ist einer der wichtigsten Orientierungswerte für Frugalisten. Aus ihr lässt sich schließen, wie lange es unter Berücksichtigung der jetzigen Lebensweise noch dauert, bis finanzielle Freiheit erreicht wird. Finanzielle Freiheit steht in diesem Kontext dafür, dass Arbeit von der Pflicht zur Wahl wird. Oft wird auch von einer Rente gesprochen, was jedoch missverständlich ist. Die meisten Deutschen verbinden mit Rente Erwerbslosigkeit, Untätigkeit, Mangelzustände sowie die Folgen des Alterns. Kein Wunder also, dass so einige von dem Vorhaben “Rente mit 40” nicht wirklich begeistert sind.

Im eigentlichen Sinne steht Rente aber nicht nur für die staatliche Altersvorsorge, sondern für ein Einkommen, welches ohne aktive Gegenleistung bezogen wird, zum Beispiel aus Kapitalanlagen. Folglich sind Arbeit und Rente durchaus vereinbar. Freiheit, resultierend aus Zwanglosigkeit, ist ein hohes Gut, welches auch diejenigen zu schätzen wissen, für die frühe Rente kein erstrebenswertes Ziel darstellt. Zudem betont der Begriff die Mündigkeit des Einzelnen, der nicht auf die Regularien des Staates angewiesen ist, um seinen Lebensverlauf festzulegen.

Für Frugalisten ist es schlicht und ergreifend belanglos, ob die Rente mit 69 droht oder Rentengelder veruntreut werden. Statt auf eine externe Zahl, die unabhängig vom eigenen Handeln festgelegt wird, konzentrieren Frugalisten sich auf ihre Sparquote – eine individuelle Zahl, die sich mit jeder Handlung anpasst und zeigt, wie viel näher sie ihrem Ziel kommen.

Sparquote – Die wichtigste Zahl Deines Lebens

frugalismus sparquote

Die Sparquote ist das Verhältnis von Ersparnissen zum Einkommen. Entscheidend ist nicht, wie viel Geld verdient wird, sondern wie viel Geld behalten und anschließend investiert wird. Bei einer Sparquote von 10 % benötigt der durchschnittliche Deutsche schon ohne Zinseszins mehr als fünfmal so lange, um finanzielle Freiheit zu erreichen, wie ein Frugalist mit einer Sparquote von 50 %. Selbst wenn der Frugalist aus unserem Beispiel nur die Hälfte verdient, erreicht er finanzielle Freiheit mehr als doppelt so schnell.

Das illustriert, dass Frugalismus nicht nur für Spitzenverdiener infrage kommt, sondern sich insbesondere auch für Geringverdiener lohnt. Während Spitzenverdiener auch ohne frugalistisches Vorgehen mit Leichtigkeit Rücklagen bilden und investieren können, sind Normalverdiener zwar auf Sparsamkeit angewiesen, können damit aber letztendlich auch mehr erreichen, als der durchschnittliche Spitzenverdiener, der 90 % seines Einkommens wieder ausgibt.[1] Da Sparen den meisten leichter fällt als der Aufstieg zum Spitzenverdiener, beruft sich Frugalismus besonders auf diesen Aspekt.

Auf Investitionen und die im Folgenden getroffenen Grundannahmen wird erst ab Kapitel 10 ausführlicher eingegangen. Die folgenden Beispielrechnungen sind somit stark vereinfacht, greifen allerdings dennoch auf tatsächliche Durchschnittswerte[2] zurück.

Beispielrechnung 1: Frugalist und Spitzenverdiener im Sparquoten-Vergleich

Spitzenverdiener (10 % von 5000 € netto = 500 €) vs. Frugalistischer Normalverdiener (50 % von 2000 € netto = 1000 €) wenn beide investieren und im Schnitt 7 % jährliche Rendite erzielen:

Zeit Spitzenverdiener Frugalist
nach 5 Jahren 35.813 € 71.625 €
nach 10 Jahren 86.042 € 172.084 €
nach 15 Jahren 156.491 € 312.982 €
nach 20 Jahren 255.299 € 510.599 €

Während die Sparquote bestimmt, wie viel sich investieren lässt, bestimmt die Rendite der Investments, wie lange es dauert, bis der Investor jeden Monat genügend Geld einnimmt, um ausschließlich von diesem Geld leben zu können.

Betrachten wir nun, wie ein Frugalist abschneidet, wenn wir ihn mit einem Normalverdiener vergleichen, der sein Erspartes (wie die meisten Deutschen) der Bank überlässt und somit seit der Nullzinspolitik keine Zinsen erhält.

Beispielrechnung 2: Frugalist und Normalverdiener im Sparquoten-Vergleich

Normalverdiener (10 % von 2000 € netto = 200 €) vs. Frugalistischer Normalverdiener (50 % von 2000 € netto = 1000 €):

Zeit Normalverdiener Frugalist
nach 5 Jahren 12.000 € 71.625 €
nach 10 Jahren 24.000 € 172.084 €
nach 15 Jahren 36.000 € 312.982 €
nach 20 Jahren 48.000 € 510.599 €

Die Diskrepanz zwischen den Vermögen der Beiden ist bereits beträchtlich. Noch größer wird der Unterschied jedoch, wenn beide das Geld einsetzen möchten um nicht länger arbeiten zu müssen. Denn während der Durchschnittssparer 1.800 € pro Monat benötigt um seinen Lebensstil aufrecht zu erhalten, sind es beim Frugalisten nur 1000 €.

Vermögen, das nachwächst…

vermögen wächst nach

Der Clou an der Sache: das Vermögen des Frugalisten erwirtschaftet im Schnitt jedes Jahr 7 % Rendite. Dadurch vermehrt sich das Geld selbst dann, wenn der Frugalist 1.000 € monatlich abhebt und seinen Job kündigt. Somit kann er bereits nach 20 Jahren in Rente gehen und wenn er möchte jedes Jahr mehr Geld ausgeben als im Vorjahr.

Der Durchschnittssparer hätte sein Vermögen von 48.0000 € im Laufe von zwei Jahren wieder ausgegeben und muss deshalb weiterarbeiten und seinen Lebensstil im Alter immer weiter senken.

Das obige Beispiel illustriert, was Frugalisten dazu bewegt, mit ihrem Geld anders umzugehen als der Durchschnitt. Es schließt jedoch bei weitem nicht jede mögliche Eventualität mit ein, die der Finanzmarkt zu bieten hat, weshalb es dringend notwendig ist, das Investieren nicht ausschließlich auf den Aktienmarkt zu beziehen.

Es gilt zu beachten, dass die Inflation das Geld entwertet. Außerdem kann der Frugalist sein Geld nicht einfach entnehmen, sondern muss auf eine Entnahmestrategie zurückgreifen um seinen Vermögensaufbau nicht zu gefährden. Auf diese Punkte wird in den Kapiteln 10 und 17 eingegangen.

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[1] Siehe z. B. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (2018): Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

[2] Stand des MSCI World (Abruf: 24.06.2020)

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