ETF Dividenden Portfolio: Passives Einkommen oder renditeschwache Abzocke?

Nichts tun und die Dividenden sprudeln lassen. Das ist der Traum eines jeden Anlegers. Doch Einzelaktien sind riskant; und du musst recherchieren, vergleichen, Bilanzen studieren – geht es nicht einfacher? Ja klar: mit einem ETF Dividenden Portfolio. Die Frage ist nur: Lohnt sich das auch?

In diesem Artikel schaust du hinter die Fassade. Du wirst erkennen, wie viel Rendite ein ETF Dividenden Portfolio wirklich erwirtschaftet. Dafür schauen wir uns die größten Dividenden ETFs an.

Doch zuerst erfährst du, was sind überhaupt Dividenden ETFs?

 

Was sind Dividenden ETFs?

Stelle dir einen ETF vor eine Tüte Haribo Color-Rado: In einer Verpackung sind ganz viele verschiedene Aktien oder Anleihen enthalten. Diese Verpackung heißt ETF.

Das hat einen gewaltigen Vorteil:

Dein Portfolio bildet keine Klumpen. Investierst du 10.000 Eur und steckst davon 5000 in eine Aktie, dann hast du einen Klumpen. Nur diese eine Aktie muss ausfallen, schon verlierst du die Hälfte deines Geldes.

ETFs umgehen dieses Problem; eben, weil du gleichzeitig in viele Aktien investierst. Fällt eine Aktie aus, ist das nur ein Mückenstich, kein Beinbruch.

Aber was sind nun Dividenden ETFs?

Diese ETFs sind ausschließlich nach einem Kriterium sortiert: der Dividendenrendite. Die Dividendenrendite hat folgende Formel:

Ausschüttung der letzten 12 Monate / Kurs

Ein Beispiel: Die Bayer-Aktie zahlt 2020 eine Dividende von 2,80 Euro je Aktie. Der aktuelle Kurs (18.08.2020; 9:23 Uhr) liegt bei 56,72.

Also:

2,80 / 56,72 · 100: 4,9 Prozent Dividendenrendite

Natürlich sagt eine Dividendenrendite allein nichts aus – du brauchst einen Vergleich. Dafür nimmst du dir einen Index; beispielsweise den DAX. Was machst du dann?

Du sortierst die 30 DAX-Aktien nach der Dividendenrendite. Die 15 besten bleiben drin, die 15 schlechtesten fliegen raus.

Das überprüfst du in regelmäßigen Abständen – schon hast du einen Dividenden-ETF auf den DAX (DivDAX).

Du behältst nur die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite in deinem ETF.

Was sind also zusammengefasst Dividenden ETFs im Portfolio? Das sind meist ausschüttende ETFs, die aus einem bestimmten Index (z. B. DAX) die stärksten Dividendenzahler abbilden.

Steigen diese Dividendenaktien im Wert, steigt auch der ETF – und der ETF fällt ebenso, wenn die Aktienkurse fallen.

Nur eine Frage stellt sich hier: Was nützt dir das?

Die Vorteile eines ETF Dividenden Portfolios

Das Was wäre geklärt, fehlt noch das Warum – warum solltest du dir vermeintlich ein ETF Dividenden Portfolio zusammenstellen?

Dividenden stehen (oft) für Qualität

Welchem Unternehmen würdest du eher vertrauen? Einem, das jährlich eine Dividende zahlt? Oder einem, das nichts vom Gewinn herausrückt?

Klar: Eine Dividende hält dich bei der Stange wie eine Festanstellung bei der Feuerwehr. Dividenden schaffen eben Vertrauen – wäre kein Gewinn da, könnte man nichts auszahlen.

Das ist aber nur eine „Gefühls-Erklärung“ und Gefühle sind an der Börse eine Bankrott-Garantie. Gibt es auch einen empirischen Beweis? Ja, den gibt’s:

Die Dividendenstrategie „Dogs of the Dow“ schlug beispielsweise den Dow Jones von 1993 bis 2016 um durchschnittlich jährlich 2,6 Prozent. Die Dividendenstrategie kam jährlich auf 12,9; der Dow Jones auf 10,3 Prozent.

Außerdem machten starke Dividendenzahler in den letzten Börsencrashs weniger Kurs-Verluste; so in der Dotcom-Blase 2000 und in der Finanzkrise 2008/09. Sie versprechen in extremen Marktphasen weniger Risiko.

Dividenden sind aber nur ein Qualitätsmerkmal; sie sollten nicht der einzige Grund sein, in Aktien zu investieren.

Das werde ich dir eindrücklich beweisen, wenn wir uns weiter unten Dividenden-ETFs anschauen. Zwar mag die Dividendenrendite enorm sein, doch hinken sie dem MSCI World hinterher.

Ein ETF Dividenden Portfolio für ein passives Einkommen

Warum sollte man sich sonst ein ETF Dividenden Portfolio zusammenstellen, wenn nicht für die Ausschüttungen?

Bestenfalls monatlich soll Geld zurück auf’s Konto kleckern. Genau darum werben ETFs auf Dividendenindizes mit Ausschüttungsrenditen von vier, fünf oder gar sechs Prozent.

Das zieht die Menschen an – wo sonst gibt es so hohe, regelmäßige „Zinsen“? Doch diese baumhohe Dividendenrendite ist nur eine Marketingfalle:

Die Ausschüttungen sind zwar hoch, doch die Gesamtrendite (Dividende plus Kursgewinne) ist mickrig. Hier der Beweis:

Die listige Falle der Dividenden-ETFs

Eins vorweg: Willst du nur regelmäßige Ausschüttungen, kann dir dieser Abschnitt egal sein. Ist dein Ziel jedoch, den Markt langfristig zu schlagen (oder nur gleichzuziehen), dürftest du dir verdutzt die Augen reiben.

Als Benchmark nehme ich immer den „Mutter-Index“, von dem der Dividenden ETF abgeleitet wurde. Schauen wir uns vier beliebte ETFs an – gemessen am Fondsvolumen:

iShares EURO STOXX Select Dividend 30 UCITS ETF

Die folgenden Daten stammen alle aus dem Factsheet der einzelnen Fonds.

Mit einem Fondsvolumen von gut 700 Millionen Euro (Stand August 2020) findet dieser ETF fast in jedem Dividenden ETF Portfolio Platz. Ebenso folgt er einem simplen Konzept:

Nur die 30 Dividendenaktien mit der höchsten Dividendenrendite aus ganz Europa kommen in den Index. Der Aktienpool ist hierbei der STOXX® Europe 600.

Hinzu kommen zwei weitere Kriterien:

  • Keine Dividendenkürzung in den letzten 5 Jahren
  • Eine maximale Gewinnausschüttung von 60 Prozent an die Aktionäre

Hier die Kennzahlen:

  • TER: 0,31 % p.a.
  • Replikationsmethode: physisch (vollständig)
  • Ausschüttungsintervall: mindestens jährlich bis vierteljährlich
  • Ausschüttungsrendite: 3,4 %

Eine Ausschüttungsrendite von 3,4 % ist natürlich ein Kaufargument; doch die Gesamtrendite ist düster wie die Maske eines Scharfrichters:


ETF
1 Jahr3 Jahre5 Jahre10 Jahre
iShares EURO STOXX Select Dividend 30-23,87 %-8,27 %-2,15 %2,89 %
iShares STOXX Europe 600-5,44 %0,38 %0,79 %6,51 %

Das ist die durchschnittliche annualisierte Rendite. Du hättest folglich nur eine jährliche Rendite von 2,89 % erwirtschaftet. Über 10 Jahre wohlgemerkt! 

Ein Einstieg 2007/08 oder zwischen 2014 und heute würde dein Depot immer noch blutrot malen. Eindrücklich beweist es diese Grafik:

Fazit

iShares EURO STOXX Select Dividend 30 ist eine Lizenz zur Geldverbrennung. Er klappert seiner Benchmark weit hinterher; und viele Anleger torkeln immer noch benommen im Minus. Die Wertentwicklung ist einfach katastrophal.

Es zeigt: Nur die Dividendenrendite allein ist kein Qualitätsmerkmal – und schon gar nicht das Dressing, um einen leckeren Aktien-Salat zu zaubern.

Ein absolutes Nein für ein ETF Dividenden Portfolio.

iShares STOXX Global Select Dividend 100

Nach dem Rohrkrepierer von gerade eben, wartet der Anbieter iShares jetzt mit einem besseren Produkt auf: dem STOXX Global Select Dividend 100.

Er vereinigt 100 Dividendentitel aus aller Welt. Mit dem vorherigen ETF teilt er jedoch die gleichen Auswahlkriterien:

  • Aktien mit hoher Dividendenrendite aus dem STOXX® Global 1800 Index
  • Keine Dividendenkürzungen innerhalb der letzten 5 Jahre
  • Ausschüttungsquote zwischen 0 und 60 Prozent für Europa und Amerika bzw. 0 bis 80 Prozent für Asien- und Pazifik-Raum.

Diese Strategie ist keinesfalls schlecht: Die Unternehmen sind sichere Dividendenzahler. Sie zahlen über Jahre hinweg eine feste Dividende.

Die Dividenden sind zudem nachhaltig, weil die Ausschüttungsquote zwischen 0 und 60 bzw. 80 Prozent liegt. 

Die Unternehmen schütten also nicht den ganzen Gewinn aus und wirtschaften damit nachhaltig. Sie investieren oder bauen Reserven auf.

Die Dividende knabbert nicht an der Substanz. Warum ist dieser ETF dann besser als der vorherige?

Vor allem die USA mit ihren Dividendenaristokraten macht gut 21 Prozent aus. Ihre Dividendenaktien machen Kursgewinne plus eine solide Dividendenrendite, wie du beim nächsten Fonds von SPDR sehen wirst.

Der iShares EURO STOXX Select Dividend 30 UCITS ETF hingegen beinhaltet nur Europa; und Europa ist kein Kontinent fleißiger Dividendenzahler.

Außerdem haben europäische Aktien im letzten Jahrzehnt gegenüber der Welt unterperformt.

Das könnte die folgenden Rendite-Unterschiede erklären.

Hier die Kennzahlen:

  • TER: 0,46 % p.a.
  • Replikationsmethode: physisch (vollständig)
  • Ausschüttungsintervall: mindestens jährlich bis vierteljährlich
  • Ausschüttungsrendite: 4,26 %

Die Ausschüttungsrendite ist mit 4,26 % heiß wie ein Playboy-Cover und sicherlich ein Kaufargument, wenn du nach hohen Dividenden pirschst. 

Für 2019 lag sie sogar über 5 Prozent; folglich ist noch mehr in Aussicht, sobald Corona wieder abklingt. Aber wie hoch ist die Gesamtrendite?

Weil es keinen ETF auf den STOXX Global 1800 Index gibt, nehme ich als Benchmark den iShares MSCI World. 

Die folgende Grafik zeigt wieder die durchschnittliche, jährliche Rendite:

ETF1 Jahr3 Jahre5 Jahre10 Jahre
iShares STOXX Global Select Dividend 100-18,52 %-3,05 %-0,25 %5,63 %
iShares MSCI World6,94 %7,29 %7,36 %9,36 %

Selbstverständlich ein schönerer Anblick als der EURO STOXX Select Dividend 30. Trotzdem noch weit abgeschlagen. Aber so schlecht ist das Ergebnis nicht:

Wärst du direkt zur Auflage eingestiegen (25. September 2009), wärst du jetzt ca. 117 % im Plus (Stand August 2020). Somit hättest du eine jährliche Brutto-Rendite von 10,6 % erwirtschaftet. 

Das ist jedoch nur ein kleiner Trost, bist du erst 2015 eingestiegen.

Diese Grafik macht es deutlich:

Ein ETF für ein ETF Dividenden Portfolio
Quelle: https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?query=DE000A0F5UH1&groupField=index&from=search&isin=DE000A0F5UH1

Fazit

Der iShares STOXX Global Select Dividend 100 vereint eine hohe Ausschüttungsquote mit einer akzeptablen Gesamtrendite.

Den MSCI World schlägt er zwar nicht; dafür erwirtschaftet er zumindest langfristig eine passable Rendite. Schaust du nur auf die Ausschüttungen, wäre er ein geeigneter Kandidat für ein ETF Dividenden Portfolio.

SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF

Mit einem Fondsvolumen von 1,9 Milliarden Euro (Stand August 2020) ist dieser ETF der dickste Frachter in der Flotte der Dividenden-ETF-Tanker.

Und einen blaublütigen Namen hat er auch: Dividenden-Aristokrat. Normalerweise tragen diesen Ritterschlag nur Unternehmen, die seit 25 Jahren jährlich ihre Dividenden angehoben haben.

Dieser ETF lockert den Adelskodex etwas: 20 Jahre reichen vollkommen. Alle Unternehmen stammen dabei aus dem S & P Composite Index. 

Er umfasst die 500 größten Unternehmen der USA (S & P 500), 400 Mid Caps (S & P 400) und 600 Small Caps (S & P 600). 

Insgesamt bildet er 90 Prozent des US-amerikanischen Aktienmarktes ab (nach Marktkapitalisierung).

Hier die Stammdaten des ETFs:

  • Anzahl Titel: 117
  • Ausschüttung: Vierteljährlich
  • TER: 0,35 Prozent
  • Nachbildung: Physisch
  • Dividendenrendite: 3,42 Prozent

Leider gleicht auch seine Gesamtrendite zur Benchmark einem alten Adelsschloss: Von außen noch schickimicki, ihnen vergilbte Tapeten, verstaubte Bilder und lecke Wasserhähne.

Hier die durchschnittliche, jährliche Brutto-Rendite:

ETF1 Jahr3 Jahre5 JahreSeit Auflage
SPDR S&P US Dividend Aristocrats-5,444,817,9210,11 (seit Oktober 2011)
SPDR S&P 50011,6411,6911,1512,54 (seit März 2012)

Ich gebe zu: Der Vergleich hinkt wie ein angeschossenes Rotwild. Eigentlich hätte der S & P Composite dort stehen müssen – nur habe ich keinen ETF auf ihn gefunden.

So ist mit der S & P 500 ein willkommener Ersatz.

Dennoch ist der SPDR S&P US Dividend Aristocrats kein schlechter ETF. Eine jährliche Brutto-Rendite von 10,11 Prozent sind beachtlich – und höher als beim MSCI World!

Damit versagt dieser ETF nur gegenüber seiner Benchmark – nicht gegenüber dem MSCI World. Diesen hat er outperformt. Das macht ihn zu keinem schlechten ETF.

Hier noch einmal die grafische Darstellung seiner Rendite:

Fazit

Suchst du einen Dividenden-ETF, der den MSCI World schlägt, ist der SPDR S&P US Dividend Aristocrats eine gute Wahl. Dafür passt er in ein Dividenden ETF Portfolio.

Natürlich sind vergangene Renditen kein Indikator für die Zukunft. Nur als Ersatz für den S & P 500 taugt er wenig – greife hier lieber zum Original.

Das hat im Gegenzug ein Nachteil: Die Ausschüttungsquote ist nur halb so hoch.

Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF Distributing

Auch Vanguard hat ein Dickschiff unter den Dividenden-ETFs mit fast 1 Milliarde Fondsvolumen. Dazu gibt es – für Vanguard typisch – einen unwiderstehlichen Preis: nur 0,29 % p.a.

Damit gehört er zu den günstigsten Welt-ETFs, die dazu eine Strategie abbilden. Doch was ist Vanguards Dividendenstrategie?

Er wählt weltweit Aktien aus mit einer erwarteten überdurchschnittlichen Dividendenrendite. Erwartet klingt immer ein bisschen nach Überraschungsei – du weißt nie, was drin ist.

Dafür ist die Titelauswahl beträchtlich: Ganze 1650 Aktien sind im Fonds – mehr sogar als in einem MSCI World ETF. Damit kannst du sicher sein, keine handelbare Dividendenaktie zu verpassen. Nur Immobilien sind ausgeschlossen.

Hier die Kennzahlen:

  • TER: 0,29 % p.a.
  • Replikationsmethode: physisch optimiert
  • Ausschüttungsintervall: vierteljährlich
  • Ausschüttungsrendite: 4,4 %

Eine Ausschüttungsrendite von 4,4 % ist wahrhaft attraktiv und zusammen mit 1650 Aktien ein Konkurrent für den MSCI World – wäre da nur nicht die durchschnittliche, jährliche Brutto-Rendite:

ETF1 Jahr3 Jahre5 Jahre10 Jahre
FTSE All-World High Dividend Yield-6,97-0,642,485,42 (nur Vergleichsindex!)
Vanguard FTSE All-World7,106,857,298,83 (nur Vergleichsindex!)

Die beiden Fonds sind erst sieben bzw. acht Jahre auf dem Markt. Deshalb habe ich für die 10-Jahres-Spanne auf den Vergleichsindex zurückgegriffen.

Trotzdem ist das Ergebnis katastrophal; nicht einmal annähernd kann der Dividenden-ETF mit seiner Benchmark gleichziehen.

Hier wieder der Kursverlauf als Grafik:

Quelle: https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?query=IE00B3RBWM25&groupField=index&from=search&isin=IE00B3RBWM25

Fazit

Trotz gutem Konzept hängt der Dividenden-ETF weit hinterher. Darum eignet er sich nicht für ein renditestarkes ETF Dividenden Portfolio. Das muss es auch nicht:

Der Vanguard FTSE All-World käme selbst am strengsten Dividenden-Türsteher vorbei. Denn er hat eine Dividendenrendite von 2,3 % (So zumindest der Factsheet; beim derzeitigen Kurs von 79,44 € sind es nur 1,59 %).

Dazu kommt die starke Kursperformance, sodass dieser ETF eindeutig die bessere Alternative ist zu seinem missratenen Dividenden-Bruder.

Nachdem wir diese vier Kandidaten durchexerziert haben, bleibt eine Frage: Warum schneiden die Dividenden-ETFs so schlecht ab?

Die Antwort kommt rasend wie Karla Kolumna.

Warum taugen wenige Dividenden-ETFs für ein ETF Dividenden Portfolio?

Dass Dividenden-ETFs so schlecht abschneiden, hat zwei Gründe:

1. Dividendenrendite ist kein ausreichendes Auswahlkriterium

Klar: Eine Dividendenrendite von 7 Prozent macht Eindruck wie der Bizeps von Arnold Schwarzenegger. Doch kaum stochert man in der Bilanz, platzt die Riesenbeule:

Exorbitante Dividendenrenditen sind meist nicht nachhaltig. Wie ein Termiten-Staat zernagen sie die Substanz. Sie sind nichts weiter als Lockvögel, um gierige Investoren anzulocken.

Ein Blick auf die Dividendenaristokraten genügt – das sind Aktien, die seit 25 Jahren ununterbrochen die Dividende angehoben haben. Deren Dividendenrendite liegt meist zwischen 2 und 4 Prozent.

Das ist nachhaltig und über ein Vierteljahrhundert stemmbar. Diese Unternehmen können wachsen und eine steigende Dividende zahlen.

Außerdem hat die Formel der Dividendenrendite einen Schönheitsfehler: Es braucht nur einen geringen Aktienkurs, so ist die Rendite riesig. Das heißt übersetzt:

Eine hohe Dividendenrendite ist oft das Kind schlechter Kurse – nicht eindrucksvoller Dividenden.

Deshalb schwimmt in vielen Dividenden-ETFs mehr Müll als im Nordpazifikwirbel.

2. Kein Amazon & Co. KG.

Amazon, Alphabet, Facebook – allein diese 3 Unternehmen machen über 5 Prozent aus im MSCI World. Das ist mehr als Deutschland! Und was vereint diese Unternehmen?

Sie zahlen keine Dividende! Viele Vorzeige-Unternehmen geben keinen Pfennig in den Bettelbecher ihrer Investoren.

So fehlen in Dividendenindizes diese wichtigen Aktien, die sonst die Rendite nach oben katapultieren. Deshalb hinken Dividenden-ETFs oft hinterher.

Dividenden-ETFs, die ihre Benchmark schlagen?

Natürlich ist eine Dividendenstrategie nicht für die Katz; einige ETFs für’s Dividenden Portfolio übertreffen langfristig ihre Benchmark. Nur sind sie nicht reinblütig:

Die Dividenden-ETFs mit Outperformance sind oft Zwitter: Sie verbinden den Dividenden-Faktor mit weiterem Faktor-Investing. Dadurch entstehen zuckersüße Namen wie:

High Dividend and Low Volatility oder High Dividend high Profitability. Sie klingen wie Schmuddelstreifen für Profi-Analysten.

Und dadurch entsteht ein Verdacht: Nicht die Dividenden treiben die Kurse, sondern der zweite Faktor. Doch egal! – du bekommst Dividenden und eine hohe Gesamtrendite. Kein Grund zur Beschwerde.

Hierfür könntest du dir die Dividenden-ETFs von Wisdom Tree Quality Dividend anschauen – vor allem der Global und US. Sie haben seit ihrer Auflage sehr gut performt. Leider entstellt sie ein Makel:

Sie sind thesaurierend. Und für mich widerspricht es dem Dividenden-Konzept, wenn mein Geld bei Wasser und Brot im ETF eingekerkert liegt.

So bleibt nur ein Beispiel, was sich der Erwähnung lohnt:

Invesco FTSE EM High Dividend Low Volatility

Der Invesco FTSE EM High Dividend Low Volatility hat rückblickend seinen Vergleichsindex, den FTSE Emerging Markets, geschlagen. Das war in der echtgeld.tv-Folge vom 02.07.2019 zu sehen.

Gehandelt wurde dieser Fonds in Deutschland erst ab Mai 2016. Doch Tobias Kramer und Christian Röhl haben seine Performance zurückverfolgt – und das ist sein Ergebnis:

Von 2008 bis 2019 hätte er eine kumulative Rendite von +188,5 Prozent erwirtschaftet. Das sind 10 Prozent p.a. Der Vergleichsindex erreichte von 2010 bis 2020 nur auf 3,36 Prozent.

Leider steckt der Invesco zurzeit stark in der Miese. Für das laufende Jahr -22,32 %. Beim FTSE EM von Vanguard sind es nur -6,59 %.

Aber das ist der Fluch der Faktoren; nicht in jedem Jahr erwirtschaften sie eine Überrendite. Trotzdem hat der Invesco FTSE EM High Dividend Low Volatility gerade für Dividendenjäger ein Einstellungsmerkmal:

Seine Ausschüttungsrendite liegt bei 6,56 Prozent. Kann er seine alte Siegesserie wieder aufnehmen, wäre er ein perfekter Kandidat für ein ETF Dividenden Portfolio.

Falls du mir nicht glaubst, habe ich dir hier die Präsentation von echtgeld.tv verlinkt. Nur kannst du darauf nicht direkt zugreifen – zuvor musst du dich kostenlos registrieren.

Fazit: Gibt es ein vernünftiges ETF Dividenden Portfolio?

Das Gesagt war ziemlich ernüchternd – alle großen ETFs auf Dividendenstrategien klappern ihrer Benchmark hinterher wie ein Trabi einem Mercedes. Gibt es deshalb überhaupt ein vernünftiges ETF Dividenden Portfolio?

Ja, es gibt eins. Und so könnte es im Depot aussehen:

  • Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing
  • SPDR S&P US Dividend Aristocrats
  • Invesco FTSE EM High Dividend Low Volatility

Alle drei sind aktuell sparplanfähig bei der Consorsbank, ING-Diba und DKB.

Der Vanguard ist kein expliziter Dividenden-ETF; trotzdem hat er eine Ausschüttungsrendite von 2,3 Prozent. Vor Corona lag sie sogar noch höher; erst 2020 ist sie abgesackt.

Gewichtet ist er jedoch nach Marktkapitalisierung; damit sind die Schwellenländer nur mit 10 bis 15 Prozent vertreten.

Diese Schwellenländer kannst du nun übergewichten, indem du der klassischen Aufteilung folgst – 70 Prozent Industriestaaten und 30 Prozent Schwellenländern.

Möglich macht es der Invesco FTSE EM High Dividend Low Volatility. Ihn könntest du zu 15 – 20 Prozent mit beimischen für eine optimale Diversifikation.

Damit erreichst du eine hohe Ausschüttungsrendite und profitierst gleichzeitig von der Political-Risk-Prämie.

Nur der SPDR S&P US Dividend Aristocrats ist ein Problem: Im globalen Vanguard-ETF machen sich die USA bereits breit, und zwar mit über 56 Prozent. Willst du noch mehr USA beimischen?

Dafür sprechen zwei Gründe:

  1. In den letzten Jahrzehnten hat die USA (S & P 500) die Welt (MSCI World) outperformt
  2. Es gibt keine gescheiten Dividenden-ETFs auf die Eurozone

Mit dem SPDR S&P US Dividend Aristocrats hättest du einen soliden ETF im Dividenden Portfolio, der zwar nicht den S & P 500 schlägt, aber den MSCI World.

Natürlich sind Renditen der Vergangenheit kein Indikator für die Zukunft.

Die Dividendenzahlungen kämen dann schließlich immer im Monat März, Juli, September, Dezember. Es gibt nur Überschneidungen; monatliche Ausschüttungen sind mit dieser Auswahl nicht möglich.

Insgesamt hättest du ein ETF Dividenden Weltportfolio, das langfristig den Gesamtmarkt schlägt oder zumindest konstant gleichzieht. Zudem hättest du den Vorteil einer hohen Ausschüttungsrendite:

Je nach Gewichtung beträgt sie zwischen 3 und 4 Prozent. Das ist zwar kein Knüller, aber auch nicht schlecht. Es ist der Kompromiss, den du bei einem ETF Dividenden Portfolio eingehen musst:

Entweder eine sehr hohe Ausschüttungsquote oder eine hohe Gesamtrendite. Beide Strategien sind scheinbar nicht möglich.

Investierst du in einen ausschüttenden ETF? Schreib es in die Kommentare 🙂

Zuletzt der Disclaimer: Alle vorgestellten ETFs sind keine Anlageempfehlung. Der Artikel dient nur als Information und ist keine Aufforderung zum Kauf oder eine Investment-Empfehlung. Alle Aussagen sind nur die persönliche Meinung des Autors.

Quelle Beitragsbild: Photo by Sewn Apart on Unsplash

Junge schaut in die Kamera

Finanz-Enthusiast, Self-Improvement-Sensei und  notorischer Wort-Jongleur – diese drei Engel für Charlie bin ich: Robin. Meine Texte entzaubern die Finanzwelt, um sie Dir zerlegt auf dem Silbertablett zu präsentieren. Für Deine finanzielle Bildung und ein selbstbestimmteres Leben.

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14 Gedanken zu „ETF Dividenden Portfolio: Passives Einkommen oder renditeschwache Abzocke?“

  1. Hi Robin,

    vielen Dank für Deine Mühen und Gedanken! Auch an alle anderen: Bitte lesen, auch wenn langer Artikel – es lohnt sich!

    Einen in meinen Augen ganz ganz wichtiger Vorteil von Dividenden-Aktien muss man noch ergänzen. Es geht darum, dass „die aktuelle Dividende, bezogen auf den aktuellen Kurs, nur von Bedeutung für den jetzigen Käufer ist. Leider ist es den wenigsten bekannt, wie ertragreich über die Jahre die Steigerung der Dividende für den Langfristanleger ist.“

    […]

    „Die Allianz zahlte 9 € pro Aktie im Jahr 2019. Bezogen auf den Kurs am 30.06.2019 von 212 Euro errechnet sich nach der Formel 9×100 ÷ 212 = 4,2 % die Dividenden-Rendite.
    Wer nun die Allianz schon vor 10 Jahren besaß, bekam 2009 eine Dividende von 3,50 Euro. Der Kurs am 30.06.2009 war 65,63 Euro. Daraus errechnet sich eine Rendite von 5,3 %. Die Dividende von 9 Euro 2019 beträgt gegenüber der von 2009 (absolut gesteigert) das 2,6-fache.

    Bezieht man aber die Dividende von 9 Euro auf den Kurs der Allianz am 30.06.2009 von 65,63 €, so ergibt sich eine Dividendenrendite von 13,7 %. Bezogen auf den Kapitaleinsatz von 65,63 Euro hat sich also für den Besitzer die anfängliche Rendite von 5,3 % kontinuierlich auf 13,7 % erhöht.

    Ein Beispiel:
    BASF:
    Dividende 2009 1,95 €, Kurs 2009 28,33 €, Dividendenrendite 6,9 %
    Dividende 2019 3,2 €, Kurs 2019 63,92 €, Dividendenrendite 5,0 %
    Dividende 3,2 € bezogen auf Kurs 2009 = 11,3 %
    Steigerung der Dividende um 1,6-faches.“

    Quelle: https://www.gottfried-heller.de/aktien-schuetzen-vor-inflation/

    Es wird auch an diesem Beispiel nochmal deutlich (wie du auch schon aufgeführt hast), wie nebensächlich die reine Dividendenrendite ist. Die Rendite ist ein rein prozentualer Wert und kann absolut gesehen für Dich als Investor über die Jahre immer geringer ausfallen ohne dass sich die schöne Rendite-Zahl ändert. Viel wichtiger ist ein genereller Kursanstieg der jeweiligen Aktie.

    Dieser Umstand wird tatsächlich sehr häufig nicht mit aufgeführt wenn es um Dividenden-Aktien geht. Optimalerweise legt man sich also heute einen unterbewerteten Dividenden-Bringer ins Depot, der künftig wachsen und dann stabil bleiben wird. Die Krux ist natürlich, diesen zu finden. Denkbar als gutes Beispiel wären sichere Divididenen-Bringer aus den EM, die künftig steigen werden (vll z B Energietitel aus Indien oder Chile?); leider finde ich die diesbzgl angebotenen ETFs allesamt nicht sonderlich gut.

    Antworten
    • Hallo Max,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und deine Ergänzung – sehr wichtiger Punkt und du hast absolut recht!

      Ich mache es genauso: Wenn schon Dividende, dann bitte eine unterbewertete Aktie mit viel Potenzial.

      Leider habe ich in die EMs noch nicht hineingeschaut, vielen Dank für diesen Anreiz.

      Beste Grüße
      Robin

      Antworten
  2. Schöner und interessanter Artikel, hast du dir die Fidelity Quality Income ETFs mal angesehen? Die setzen neue Maßstäbe. Bei der Auswahl der Kriterien werden fundamentale Daten wie Cashflow, Verschuldungsgrat…berücksichtigt. Die Fidelitys hinken ihrer Benchmarkt jedenfalls nicht hinterher. Die globale Version kann es z.B. mit dem Vanguard all World locker aufnehmen.

    Antworten
    • Hallo Andy,

      vielen Dank für deinen Kommentar 🙂

      Ja, den Fidelity hatte ich auf dem Schirm; leider habe ich nur Daten bis 2017 gefunden. Das war mir etwas zu kurz für ein Urteil. Falls du eine Quelle hast für eine längere Performance, würde ich den Fidelity gerne noch mit aufnehmen.

      Beste Grüße,
      Robin

      Antworten
    • Hallo Tom,

      Danke für deinen Kommentar. Bei den derzeitigen Kurs hast du absolut recht. Nur habe ich mich an den Factsheet gehalten. Ich nehme die Korrektur gerne mit auf.

      Beste Grüße

      Robin

      Antworten

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