Börsenweisheiten: 8 erstaunliche Erkenntnisse, die du aus dem Peloponnesischem Krieg über Aktien lernen kannst – Teil II.

Fast dreißig Jahre Krieg. Solange schlugen sich Athener und Spartiaten die buschigen Helme ein. Dennoch kämpften sie nicht unterbrochen: Sieben Jahre lang war Waffenruhe. Danach kam die Fortsetzung.

Genauso geht es jetzt mit der Fortsetzung weiter: 4 weitere Börsenweisheiten, die du aus dem Peloponnesischem Krieg lernen kannst.

Falls du Teil I. nicht gelesen hast, dann husch zurück – hier findest du die ersten vier Börsenweisheiten.

4 weitere Börsenweisheiten aus dem Peloponnesischem Krieg, die du NIEMALS missachten solltest

Das Parthenon in Athen
Parthenon in Athen, Quelle: Pixabay

Börsenweisheit 5: Habe immer einen Plan

Perikles, der athenische Feldherr, wusste:

Auf dem Land, in der Schlachtreihe und von Mann zu Mann hätten die Athener keine Chance.

Sie würden aufgerieben wie Semmelbrösel, die du über einen Gulasch streust.

Deshalb verließ er sich auf Athens Stärke: seine Flotte!

Sollen doch die Spartiaten kommen, das Land verheeren, die Mauern anrennen und schließlich bedröppelt abziehen, weil die Athener nicht herauskommen…

…die Athener jedoch besteigen ihre Schiffe, fahren nach Sparta und verwüsten das Land.

So wollte Perikles die Spartiaten zermürben und schließlich zur Aufgabe zwingen.

Welche Börsenweisheit kannst du hieraus lernen?

Mache dir immer einen Plan, wenn du investierst!

Was meine ich damit?

Bevor ich Geld in eine Aktie packe wie Klamotten in die Waschmaschine, schreibe ich Folgendes auf:

  1. Warum kaufe ich die Aktie?
  2. Wie lange plane ich, die Aktie zu halten?
  3. Wann würde ich die Aktie wieder verkaufen?

Was nützt dir diese ermüdende Schreibarbeit?

Ganz einfach:

Du zwingst dich selbst, deine Investment-These zu durchdenken und wirst selbstsicherer.

So verhinderst du, dich kopfüber in eine Aktie zu stürzen wie ein Perlentaucher in das Rote Meer.

Außerdem gewinnst du Sicherheit:

Ich weiß immer, warum ich investiere; so halte ich bei Durststrecken länger durch.

Gleichzeitig dienen mir die Argumente dafür auch als Kompass:

Entwickelt sich die Aktie in die richtige Richtung?

Wenn nicht, kann ich rechtzeitig den Schleudersitz betätigen und mich aus dem abstürzenden Flugzeug retten.

Und warum noch die Zeit, wie lange ich sie halten will?

Wieder, damit ich nicht mürbe werde!

Palantir z.B. möchte ich mindesten fünf Jahre halten – deshalb darf der Preis gerne schwanken…

…Exxon Mobile hingegen maximal zwei Jahre:

Ich glaube jetzt noch, dass Öl weiter steigt (bisher lief auch alles gut); aber ich sehe keine Zukunft für Öl in zehn Jahren.

Kann ich falsch liegen?

Absolut!

Dafür bin ich zumindest ehrlich zu mir und folge nicht blind meinen täglichen Launen.

Börsenweisheit 6: Sichere dich gegen Black Swans ab

Am Anfang plagte sie Hitze, die Augen röteten sich und Zunge und Schlund fühlten sich wie roh an.

Dann kamen Niesen, Husten, Heiserkeit und die Krankheit legte sich auf den ganzen Körper:

Er war vollständig mit Pusteln, Bläschen und Geschwüren bedeckt – die Athener sahen aus wie eiternde Streuselkuchen.

Die meisten verendeten nach sechs bis acht Tagen an Erschöpfung; anderen starben die Gliedmaßen ab – Finger, Zehen, Geschlechtsteile – oder sie erblindeten oder wurden wahnsinnig.

Ganz Athen war eine Leichenhalle!

Was war geschehen?

Perikles Plan war es, alle Bürger in der Stadt zu versammeln, wenn die Spartiaten angriffen – so saßen tausende auf engsten Raum, einige auf der Straße, andere in den Tempeln.

Kein Wunder, dass eine Seuche ausbrach, die schließlich Perikles selbst hinwegraffte.

Welche Börsenweisheit kannst du daraus lernen?

Bereite dich auf Black Swans (Schwarze Schwäne) vor!

Schwarzer Schwan vermeiden als Börsenweisheit
Quelle: Pixabay

Schwarze Schwäne sind a.) plötzliche Ereignisse mit b.) katastrophalen Folgen, die c.) im Nachhinein als offensichtlich erklärt werden.

Covid ist ein Schwarzer Schwan, ebenso 9/11, der 1 Weltkrieg oder die Flüchtlingskrise.

Perikles Plan war gut und hätte wahrscheinlich funktioniert; nur machte ihm die Seuche alles zunichte.

Doch wie bereitest du dich auf etwas vor, auf das du dich gar nicht vorbereiten kannst?

Schließlich ist ein Schwarzer Schwan, den du kommen siehst, kein Schwarzer Schwan mehr!

Du bereitest dich vor, indem du:

  1. Davon ausgeht, dass ein Schwarzer Schwan deinen Plan zerschießen könnte,
  2. du deshalb nicht 100 Prozent in ein Investment steckst,
  3. du nicht übermäßig hebelst und Aktien auf Pump kaufst,
  4. du vielleicht große Positionen mit Shorts oder Put-Optionen absicherst
  5. und dir immer ein Cash-Polster bereithältst.

Nimm als Beispiel den Corona-März 2020:

Alle dachten, dass Problem sei auf China begrenzt, sodass die Aktien fröhlich weiterstiegen … Dann: WUSCH!

Alles raste in den Keller, die Börse war blutrot.

Wer hier gehebelt war, wurde zerquetscht wie ein Mitesser auf der Nase eines Teenagers.

Wer hingegen Cash hatte, konnte nachkaufen und freute sich in den nächsten Monaten über hunderte Prozent Gewinn.

Börsenweisheit 7: Suche nach konvexen Wetten

Der Feldzug nach Sizilien war für Athen eine Katastrophe:

Tausende Bürger gingen verloren, hunderte Schiffe ankerten nun auf dem Meeresgrund.

Dieser Feldzug war der Dolchstoß, der Athen schließlich den Krieg verlieren ließ.

Warum hatte man sich auf dieses Himmelfahrtskommando überhaupt eingelassen?

Die Bürger waren überheblich, stolz und zu selbstsicher – sie glaubten: Mit Sizilien werde man schon fertig.

Sie gingen eine viel zu unsichere Wette ein:

Gewinnen sie, haben sie Sizilien; nur lag die Insel weit von Athen entfernt, war im Winter nicht erreichbar und band dauerhaft Truppen.

Unterdessen standen die Feinde direkt vor der Tür, klopften sich vor attischem Land schon die Schuhe ab und musste nur noch einfallen.

Kurz:

  1. Wenn die Athener gewinnen, haben sie zwar eine große Insel, die jedoch ständig beschützt und gesichert werden muss,
  2. verlieren die Athener hingegen, kämpfen sie an mehreren Fronten und müssen gegen mehrere Großmächte bestehen.

Die Wette war schlecht: Zu geringe Upside (Vorteile) im Vergleich zur gewaltigen Downside (Nachteile).

Diese Verteilung (geringe Upside, hohe Downside) nennt sich konkav – das Gegenteil: Hohe Upside, niedrige Downside ist konvex.

Funktionen als Börsenweisheiten

Welche Börsenweisheit lernst du daraus?

Suche immer nach konvexen Wetten, also Wetten, wo die Upside höher ist als die Downside.

Nehmen wir als Beispiel überbewertete Tech-Aktien wie Square, Teladoc Health oder Roku.

Können diese Aktien noch steigen?

Absolut: Sie können dieses Jahr noch einmal 100 Prozent machen.

Ist das jedoch wahrscheinlich?

Das ist eine andere Frage:

Wenn etwas stark gestiegen ist und Aktienkennzahlen die Bewertung kaum noch rechtfertigen, hast du eine konkave Wette:

  • Die Downside (die Aktien fallen wieder),
  • ist größer als die Upside (die Aktien steigen weiter).

Diese Überlegung ist kein Hexenwerk, sondern einfache Wahrscheinlichkeit.

Kann sie falsch liegen? Ja, trotzdem ist es eine gute Überlegung.

Denn Ziel am Aktienmarkt ist nicht, Geld zu machen, sondern kein Geld zu verlieren.

Was wäre nun eine konvexe Wette?

Möchtest du es konservativ, dann Value Aktien.

Ein gutes Business, das stark gefallen ist, hat kaum Risiko:

Es ist wahrscheinlicher, dass es wieder steigt, anstatt weiter zu fallen.

Möchtest du hingegen eine risikoreiche konvexe Wette dann z.B. Biotech-Aktien.

Aber mit ihnen kann ich doch auch Geld verlieren!

Ja, aber noch mehr Geld machen!

Sagen wir, du pickst dir 20 Biotech-Aktien heraus und pumpst in jede 1000 Euro.

90 Prozent, also 18 Stück gehen bankrott, der Rest wird ein großer Erfolg mit jeweils 3000 Prozent Gewinn.

Was hast du am Ende raus?

  • Verlust: 18.000 Euro
  • Gewinn: 62.000 Euro.

Auf dein ganzes Kapital hast du 210 Prozent gemacht, auch wenn du 18 Nieten gezogen hast.

Selbst mit 19 Nieten bist du immer noch im Plus.

(Das ist keine Aufforderung, jetzt Biotech-Aktien zu kaufen – es ist nur ein Beispiel!)

Das sind konvexe Wette: Die Downside ist begrenztdie Upside unbegrenzt.

Bei überbewerteten Tech-Aktien hingegen ist die Upside nicht unbegrenzt – es ist unwahrscheinlich, dass sie noch einmal 3000 Prozent machen.

Börsenweisheit 8: Kenne deinen Feind

Ganz ohne Minikamera, Abhörgeräte oder löchrige Tageszeitungen war man in Griechenland bestens informiert:

In einer Stadt hatte man Verräter, auf dem Land Späher.

Jede Bewegung des Feindes wurde beobachtet, auskundschaftet und analysiert – so kannte man den Feind und konnte seine nächste Bewegung vorausahnen.

Welche Börsenweisheit lernst du hieraus?

Kenne deinen Feind – also deine Aktie.

Viele stützen sich bei Investment-Entscheidungen auf heiße Tipps, FOMO oder Finanzpornografie … Und wundern sich, wenn es danach schiefgeht.

Denn erst, wenn die Aktie abstürzt, fragen sie sich: Was habe ich da eigentlich gekauft?

So verfällst du in Panik, stößt das Papier ab und machst Verluste.

Wer nämlich die Aktie nicht kennt, hält sie auch nicht, wenn sie fällt – und verkauft sie auch nicht, wenn sie zu stark gestiegen ist…

…das schafft nur, wer die Aktie analysiert hat.

Was solltest du mindestens wissen?

  • Was stellt das Unternehmen her?
  • Wer ist seine Konkurrenz?
  • Welchen Marktanteil hat es?
  • Wie groß ist der verfügbare Markt?
  • Wie alt ist es?
  • Ist es im Familien-Besitz oder wird es von einem Manager geführt?
  • Wie schätzt du die Branche ein?
  • Kennst du das Produkt? Nutzt du es vielleicht selbst?
  • Was ist die Strategie des Unternehmens, weiterzuwachsen?
  • Wie ist das Unternehmen bewertet?

Über diese Fragen musst du jetzt keinen 20-Seiten-Aufsatz schreiben, dennoch solltest du das Unternehmen kennen wie den Bäcker, wo du sonntags deine Brötchen holst.

Dort weißt du: Es schmeckt, hier bleibe ich gerne.

PS. Bonustipp!

Die wichtigste Börsenweisheit ist immer noch: Halte deine Gefühle zusammen.

Im Peloponnesischen Krieg verloren überlegene Armeen, weil sie zu überheblich waren – entschlossene hingegen triumphierten.

Halte deshalb auch deine Gefühle zusammen!

Investiere in nichts, wo du Bauchschmerzen bekommst und du nachts nicht schlafen kannst – egal, wie gut die Zahlen sind.

Das führt nur zu schlechten Entscheidungen.

Hatte ich durch, fühlt sich nicht gut an.

Disclaimer: Dieser Artikel ist keine Anlageberatung und keine Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren; alles, was du daraus machst, unterliegt allein deiner Verantwortung!

Quelle Beitragsbild: gancheva von Pixabay

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