9 psychologische Anlagefehler, die deinen Vermögensaufbau gefährden

Viele Menschen gehen davon, dass sie absolut rational handeln. Doch vor allem bei Investitionen an der Börse sollten überschwängliche Emotionen keinen Platz haben.

Neben Angst und Gier gibt es noch zahlreiche weitere psychologische Anlagefehler, die dir deinen Vermögensaufbau erheblich erschweren können. Welche das sind und wie du diese vermeiden kannst, schauen wir uns nun gemeinsam im Blogbeitrag an!

Was sind Biases?

Bias, was auf Deutsch übersetzt so viel bedeutet, wie Vorurteil, Neigung oder Befangenheit, beschreibt die kognitiven Verzerrungen unserer eigenen Wahrnehmung.

Unser Denken und sogar unsere Erinnerungen werden unterbewusst durch bereits gefällte Urteile und bestimmte Grundannahmen beeinflusst.  

Wie entstehen diese Verzerrungen?

Jeden Tag prasseln auf unser Gehirn unzählige Informationen ein. Sämtliche Sinne werden geradezu mit Details überflutet:

Scheint die Sonne? Ist es warm, wenn ja, wie warm? Was ziehe ich an? Welcher Wochentag ist heute? Wann stehen, welche Termine an? Eine neue Nachricht bei WhatsApp, fünfzehn ungelesene E-Mails, das Kind ruft und jetzt klingelt auch noch das Telefon. 

Inmitten dieses Informations-Wustes müssen wir permanent Entscheidungen treffen. Um uns selbst nicht ständig zu überfordern, laufen viele unserer Handlungen routiniert und unterbewusst ab.

So müssen wir nicht jedes Mal überlegen, wie wir unsere Zähne putzen und unser Auto starten. Aufgrund unserer bisherigen Erfahrungswerte wissen wir, welche Anrufe sofort beantwortet werden sollten und welche noch Zeit haben. In diese Automatismen reihen sich ebenso psychologische Anlagefehler.

Grundlagen der Börsenpsychologie

Bereits seit Ende der 1970er Jahre wurden in den USA die ersten Publikationen zum Thema Börsenpsychologie veröffentlicht. Diese beleuchteten erstmals die verhaltenswissenschaftlichen Aspekte im finanzwirtschaftlichen Bereich etwas näher. Schließlich entwickelte sich daraus die Behavioral Finance.

Dabei wird das menschliche Verhalten bei wirtschaftlichen Risikogeschäften untersucht sowie die Auswahl und Verarbeitung von entscheidungsrelevanten Informationen für Anleger erforscht. Kurzum: Warum kauft jemand ein Anlageprodukt und wie verhält er sich im Zusammenhang damit vor, während und nach dessen Erwerb. 

Wie wirken sich welche Einflussfaktoren auf das menschliche Entscheidungsverhalten aus? Wie nehmen wir Informationen wahr, verarbeiten und bewerten diese? Dazu schauen wir uns nun genauer die kognitiven Verzerrungen an, die uns psychologische Anlagefehler begehen lassen.

1. Das Home Bias

Du tendierst dazu immer einen Blick auf den DAX (Deutscher Aktienindex) zu werfen? Du hast das Gefühl, dass du dich mit deutschen Unternehmen besser auskennst und diese daher das bessere Investment für dich wären?

Dann hast du einen ausgeprägten Home-Bias. Dieser besagt, dass Anleger:innen dazu tendieren, vorzugsweise in Aktien aus ihrem Heimatland zu investieren, da sie diese für besser als ausländische Papiere halten.

Um das Risiko des eigenen Portfolios zu minimieren, ist es jedoch essenziell dieses breit zu streuen. Demnach reicht es nicht aus, sich nur auf deutsche oder europäische Märkte zu konzentrieren, sondern global zu diversifizieren – beispielsweise mit einem ETF Weltportfolio. 

2. Das Confirmation Bias

Die ständige Bestätigung in der eigenen Informationsblase wirkt sich massiv auf unsere Beurteilungen und Handlungen aus.

Suchen wir nach bestimmten Ergebnissen, die unsere Annahmen widerspiegeln, werden wir im Netz so gut wie immer fündig. Dadurch überbewerten und missinterpretieren wir diese und sind unempfänglicher für Gegenargumente, beziehungsweise ignorieren diese komplett. 

Das Confirmation Bias führt dazu, dass wir es nicht schaffen alle relevanten Fakten objektiv zu betrachten und diese als Anhaltspunkt für unsere Entscheidungen anzuwenden.  

3. psychologische Anlagefehler: das Survivorship Bias

“Wow! Derjenige oder diejenige hat es mit diesem Geschäftsmodell ganz nach oben geschafft!” “Unglaublich wie erfolgreich diese Anleger mit diesem Portfolio sind!” “Wahnsinn, wie gut diese aktiven Fonds abgeschnitten haben. Und wie viele sind gescheitert?”

Das Survivorship Bias lässt uns immer nur die Sieger sehen. Die Personen, denen ihr Vorhaben gelungen ist. Logisch, denn eine glorreiche, positive Geschichte lässt sich besser verkaufen, als die all jener, die vergebens gekämpft haben. 

Dieser Effekt tritt häufig zutage, wenn Anleger von aktiv gemanagten Fonds und deren grandioser Überperformance schwärmen. Zu sehen sind nur die ganz wenigen, die innerhalb eines kurzen Zeitfensters besser abschnitten als ihr Vergleichsindex. Auf die Fonds, die das nicht schafften, wird nicht geschaut. 

3. psychologische Anlagefehler: das Survivorship Bias

4. Das Hindsight Bias

Unser Gehirn liebt es, vergangene Ereignisse so zu verändern, dass diese zu unserer Gegenwart passen. Wir neigen dazu, unsere Fähigkeit überzubewerten, Ereignisse und Sachverhalte zu durchschauen.

Das führt dann zu Aussagen wie “Ich hab’s doch gleich gesagt. Das konnte nichts werden.” “Ich wusste genau, dass das schiefgehen wird.”

Wir reden uns also ein, dass wir wussten, dass es schiefgehen wird, haben aber dennoch nichts unternommen. Dieses Phänomen nennen Psychologen Rückschaufehler. Wir erinnern uns systematisch falsch an frühere Vorhersagen, um diese treffend zum tatsächlichen Ergebnis umzudeuten.

Daraus resultiert jedoch leider, dass wir nicht mehr in der Lage sind die Umstände und Gründe, die zu der jetzigen Situation geführt haben, richtig zu beurteilen. Sprich: Wir lernen nicht aus unseren Fehlern. 

5. Das Availability Bias

Leiden wir unter dem Availability Bias, tendieren wir dazu, Risiken und Wahrscheinlichkeiten falsch einzuschätzen.

Davon sind wir hin und wieder alle einmal betroffen. Die unrealistischen Einschätzungen beruhen häufig darauf, dass wir von bestimmten Ereignissen überdurchschnittlich oft hören, lesen oder sprechen. Wir erinnern uns an eine Situation, die wir dadurch immer wieder in die Gegenwart oder Zukunft projizieren.  

Können wir uns etwas sehr leicht vorstellen oder an etwas erinnern, wird die Überbewertung der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Szenarios immer größer. Hast du beispielsweise bereits einmal in einem Crash alles verloren, kommt es dir viel wahrscheinlicher vor, dass dies direkt wieder geschieht.

Gleiches gilt, wenn die Medien, Finanzgurus und Propheten permanent einen Crash vorhersehen und darüber berichtet wird.

Die Möglichkeit, dass dieser zeitnah eintreten wird, erscheint plötzlich immens höher. Die Gefahr, dass du dich bei deinen Investitionen durch Angst leiten lässt, wächst.  

Genauso kann es passieren, dass eine Strategie, die beim letzten Mal erfolgreich war, genau so immer wieder angewendet wird, obwohl die Umstände völlig unterschiedlich sind. Außergewöhnliche Ereignisse können unser Bild von etwas oder von jemandem prägen und verzerren oftmals die Realität.

6. Der Endowment Effect

Der psychologische Anlagefehler des Endowment Effects (deutsch Besitztumseffekt) äußert sich darin, dass du Dinge, die sich bereits in deinem Besitz befinden, als höherwertig einstufst. Du misst deinen Wertpapieren oder auch Wertgegenständen eine höhere Bedeutung zu, als diese eigentlich haben.     

6. Der Endowment Effect

7. Der Disposition Effect

Wir neigen dazu, tendenziell eher Wertpapiere zu verkaufen, die im Preis gestiegen sind und solche zu halten, die im Preis gesunken sind. Dabei werden Verluste doppelt so stark empfunden wie Gewinne.

Die entgegengesetzte Risikoaversion führt im Endeffekt dazu, dass Anleger gewinnbringende Positionen zu früh verkaufen, während verlustbehaftete zu lange gehalten werden.

Dieses Verhalten mündet auf lange SIcht gesehen in einer Underperformance des Portfolios.

8. Das Illusion of Control Bias

Bei der Kontrollillusion geht es darum, dass wir Menschen glauben, gewisse Vorgänge kontrollieren zu können, die nachweislich aber nicht beeinflussbar sind.

Das kann zum einen zu besonderer Ausdauer und Motivation führen, zum anderen zu maßloser Selbstüberschätzung.

Dieser psychologische Anlagefehler endet in fehlerhaften Entscheidungen, Ignoranz gegenüber Feedback, hemmt Lernvorgänge und fördert die objektive Risikobereitschaft.

In einer Studie von 2003/2004 ermittelte Fenton-O’Creevy, dass Investmentbanker mit einer starken Kontrollillusion sowohl beim Risikomanagement, der Analyse und den Gewinnbeiträgen deutlich schlechter abschnitten, als auch erheblich weniger verdienten.

Anleger glauben von sich, besondere Fähigkeiten und Kenntnisse zu haben, die gegenüber anderen vorteilhaft ausspielen können. Sie sind in der Lage sich selbst davon überzeugen zu können, dass ihre Vorgehensweise die beste Strategie darstellt.      

9. Das Overconfidence Bias

Das Overconfidence Bias zeigt sich in der klassischen Selbstüberschätzung. Der übertriebene Glaube an das eigene Urteilsvermögen und die eigenen Kompetenzen entwickelt sich über ein objektives Maß hinaus. Befeuert wird diese kognitive Verzerrung durch zuvor erlebte, zufällige Erfolge.

Dabei können drei Arten des Overconfidence Bias beobachtet werden:

  1. die Einschätzung der aktuellen Leistung
  2. die EInschätzung des eigenen Wissens 
  3. die Einschätzung der eigenen Leistung relativ betrachtet zur Leistung anderer Menschen

Psychologische Anlagefehler kommen häufig vor. Hast du dich in einer dieser Beschreibungen wiedergefunden? Welcher kognitiven Verzerrung bist du schon mal unterlegen? Schreib es uns gern in die Kommentare!

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